Handyman Jack 04 - Tollwütig
Leute, die ihn schon in den Hamptons attackiert hatten. Nun waren sie in die Stadt gekommen. Dies war ein Hinterhalt gewesen, eine minutiös geplante Exekution, die mit militärischer Präzision ausgeführt worden war.
Und das störte ihn am meisten. Um Vuk und Ivo auf diese Art und Weise in eine Falle laufen zu lassen, musste jemand genau gewusst haben, dass sie kamen. Aber Milos selbst hatte es bis zu dem Moment nicht gewusst, in dem er sie losgeschickt hatte. Damit blieben nur zwei Möglichkeiten: Entweder war sein Büro verwanzt, oder in seiner Organisation trieb ein Informant sein Unwesen.
Diese Erkenntnis hatte Milos’ Wut schlagartig abflauen lassen. Er musste einen kühlen Kopf bewahren. Wenn es einen Informanten gab, wer könnte es sein? Er betrachtete den Hinterkopf seines Fahrers. Pera vielleicht? Nein, jeder andere als er. Pera war seit seiner Zeit als Waffenschmuggler bei ihm. Pera würde so etwas niemals tun.
Dann eine Wanze? Er seufzte. Beides war möglich. Schließlich hatte Milos auch seine eigenen Quellen innerhalb rivalisierender Organisationen, sogar beim NYPD. Keine schien in diesem Augenblick einen Pfifferling wert zu sein. Seine Konkurrenten lachten über ihn und spielten Kopien der TV-Videos in ihren Bars ab, aber niemand, weder öffentlich noch privat, offenbarte sich als verantwortlich.
Die Polizei war absolut wertlos, suchte sie doch noch immer nach dem so genannten Einzeltäter. Sie hatten keine bessere Beschreibung als mittelgroß, durchschnittlicher Körperbau und braunes Haar, obgleich einige Zeugen sich in Bezug auf die Haarfarbe anders erinnerten. Sie konnten sich nur in so weit auf sein Gesicht einigen, als sie übereinstimmend aussagten, es wäre von dem brennenden Automobil – Milos’ Wagen – stark in Mitleidenschaft gezogen gewesen.
Die Polizei meldete, er hätte ein Taxi entführt. Das Taxi war in Queens verlassen aufgefunden worden, wo er offenbar auf einen Mercedes umgestiegen war. Das NYPD erfuhr später, dass, während ein ausführlicher Steckbrief des Mercedes veröffentlicht wurde, der Mann, den sie suchten, bewusstlos in einem Krankenhaus in North Shore lag. Die örtliche Polizei hatte ihn in die Kategorie »Fahren unter Al-koholeinfluss« eingestuft. Als sie endlich merkten, dass er auch noch eines viel schlimmeren Verbrechens verdächtigt wurde, war der Mann verschwunden.
Milos hätte am liebsten laut gebrüllt: Nicht ein Mann! Er war ein Köder, Teil eines Arrangements, damit es aussah, als könnte ein Mann alleine zwei meiner Männer aus dem Verkehr ziehen! Es ist ein Komplott, eine Verschwörung, um mich zu ruinieren!
Aber er würde zu tauben Ohren sprechen. Die Einzigen, die ihm genau zuhörten, saßen am anderen Ende der Wanzen in seinen Büros, vielleicht sogar hier in seinem persönlichen Fahrzeug.
Der Gedanke weckte seine Gier nach frischer Luft.
»Halte an«, befahl er Pera.
Er stieg an der Ecke East Eighty-fifth aus. Er sah, wie Pera sich nervös umsah. Er hatte Angst. An diesem Morgen Vuk und Ivo… wer wäre der Nächste?
»Warte hier«, sagte er und marschierte nach Osten.
Er hatte beschlossen, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. Wenn er seinen Männern, seinen Telefonen, seinen Büros, seinen Automobilen nicht trauen konnte, blieb nur noch eine Institution übrig: er selbst. Er würde seine Peiniger selbst ausfindig machen und zur Strecke bringen. Das war die einzige Möglichkeit, die ihm blieb, um seine Ehre wiederherzustellen.
Aber er hatte nur eine einzige gesicherte Information über seinen Feind: der erste Anruf vom so genannten East Hampton Environmental Protection Committee war von einem Telefon an der Ecke East Eighty-seventh Street und Third Avenue erfolgt. Das war es. Der Rest – der Mann im Wagen in dem Überwachungsvideo, zum Beispiel – war reine Spekulation.
Er erreichte die Third Avenue und schlug die Richtung zum Stadtzentrum ein. Zwei Straßen weiter stand er vor dem Münzfernsprecher. Er würde sich bald, sehr bald mit dem Mann aus dem Video und vielleicht auch mit dessen Frau und dessen Kind, falls es nötig sein sollte, befassen. Aber zuerst musste Milos dies erledigen. Er musste diesen Ort aufsuchen, musste dort stehen, wo der Feind gestanden und die Tasten gedrückt hatte, um seine Nummer zu wählen und ihn zu verspotten.
Warum hier, fragte er sich und drehte sich langsam um die eigene Achse. Warum hast du dir diesen Ort ausgesucht…?
Er hielt inne, als er das Apartmenthochhaus bemerkte. Er kannte
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