Handyman Jack 04 - Tollwütig
kaum die heißen Wachstropfen, die ihr aufs Handgelenk rannen, während sie neben ihm in die Knie ging. Sie schluchzte, als sie behutsam das Klebeband von seinem Mund entfernte.
»O Nadj, es tut mir so Leid!«, stieß er keuchend hervor. »Ich hatte keine Ahnung!«
Sie küsste ihn. »Doug, was ist passiert? Warum sind wir hier?«
»Ich habe keine Ahnung«, wiederholte er, während sie damit begann, den Knoten an seinem rechten Handgelenk zu lösen. »Ich habe nicht sehen können, wer mich einkassiert hat.«
»Sie haben deinen Laptop gestohlen und deinen Computer zertrümmert.«
»Dann muss es jemand von GEM gewesen sein.«
»Das glaube ich auch.«
Das zuzugeben war wie ein Stich ins Herz.
»Ich hätte ihre verdammten Computer in Ruhe lassen sollen. Aber warum du?«
Nadia hatte den Knoten so weit aufgedröselt, dass er seine Hand aus der Schlinge befreien konnte. Während er sich sein linkes Handgelenk vornahm und sie dem Knoten an seinem rechten Fuß zu Leibe rückte, erzählte Nadia, was sie von Loki-Berzerk wusste und welchen Verdacht sie hatte.
Als er frei war, schloss er sie in die Arme, und sie schluchzte vor Erleichterung und Angst und barg den Kopf an seiner Brust. Sein Gesicht war unrasiert, seine Kleidung zerknautscht und roch muffig, aber er war Doug, und er lebte und hielt sie fest.
»Ich hatte keine Ahnung, was sie im Schilde führten, als der kleine Mann sich mit mir unterhielt«, sagte er.
»Du meinst den, der deine Stimme nachgemacht hat? Er… er war richtig unheimlich.«
»Er kam mit so einem massigen Typ mit Hundegesicht zu mir und begann mit mir zu reden, fragte mich, ob ich irgendetwas brauchte und ob ich wüsste, weshalb ich hierher gebracht worden wäre. Er gab keine Antworten, sondern stellte in einem fort Fragen. Jetzt weiß ich, dass er sich dabei nur meine Stimme eingeprägt hat.«
Nadia studierte sein Gesicht im flackernden Kerzenschein. »Haben Sie… haben Sie dir irgendeinen Schaden zugefügt?«
»Keinen Einzigen. Sie bringen mir zu essen – und zwar eine Menge – und Wasser.« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Da ist sogar ein Bad. Außer dass sie mich vor einer Stunde fesselten, haben sie mich eigentlich ganz anständig behandelt.«
Nadia schaute sich um und konnte nicht allzu viel erkennen. »Und es gibt keinen Fluchtweg?«
»Nein. Du kannst es mir ruhig glauben. Ich habe es versucht.«
Sie betrachtete die Kerzenflamme. »Und wenn wir ein Feuer entfachen?«
»Daran habe ich auch schon gedacht. Aber wer soll die Feuerwehr benachrichtigen? Diese Leute können es wahrscheinlich löschen, ehe jemand außerhalb es bemerkt, und selbst wenn die Feuerwehr mit ihren Fahrzeugen hier auftauchen sollte, sind wir wahrscheinlich längst an Rauchvergiftung gestorben, ehe sie uns rausholen können.«
»Okay«, sagte Nadia, »kein Feuer also. Dann lass uns am Leben bleiben.«
»Genau das beschäftigt mich schon die ganze Zeit. Wenn das, was wir wissen, so gefährlich ist, warum haben sie uns dann nicht einfach umgebracht?«
»Wenn sie es bis jetzt nicht getan haben, beabsichtigen sie es wahrscheinlich nicht. Ich kann mir eigentlich keinen triftigen Grund vorstellen, weshalb sie uns so gut behandeln und dir regelmäßig zu essen geben, oder hast du eine Ahnung?«
Er schüttelte den Kopf.
Durch die einfache Logik ihrer Überlegungen mit neuem Mut beseelt, schlang Nadia die Arme um Doug und schmiegte sich an ihn.
11
Milos Dragovic saß in trotzigem Schweigen auf der Rückbank seines Bentley. Der Wagen, ein schwarzer Kokon stahlgegürteter Stille inmitten der großstädtischen Kakophonie, glitt auf der Park Avenue in Richtung Stadtzentrum. Pera, sein Fahrer, redete nicht – er wagte es nicht. Keine Musik und keine Nachrichten. Milos hatte für diesen Tag genug Nachrichten gehört.
Vuk und Ivo tot… er konnte es noch immer nicht glauben. Wie war so etwas möglich?
Er hatte es in den Mittagsnachrichten gesehen – die ausgebrannte, von Kugeln durchlöcherte Hülle seines Wagens, die beiden Körper in Leichensäcken, die auf Bahren abtransportiert wurden, und er konnte es noch immer nicht akzeptieren. Und noch weniger die Meldung, dass es sich um einen einzigen Täter handeln sollte.
Zeugen hatten berichtet, sie hätten einen Mann in einem gestohlenen Taxi fliehen sehen, aber Milos wusste, dass dies nicht das Werk eines einzigen Mannes sein konnte. Die Nachrichten sprachen von einem Verbrechen im Drogenmilieu. Das war es nicht. Dies waren dieselben
Weitere Kostenlose Bücher