Handyman Jack 04 - Tollwütig
in alle Richtungen davon. Ein halbes Dutzend kam Jack wie eine Lawine entgegen. Ein beängstigender Anblick, und er musste sich ducken, musste ausweichen und zur Seite springen, um zu vermeiden, von einem getroffen zu werden. Was er nicht vermeiden konnte, war, mit schlammbraunem Wasser bespritzt zu werden. Sobald die Gefahr vorüber war, konnte er sich sekundenlang darüber amüsieren, wie die Schrottplatzarbeiter umher rannten wie aufgeregte Schäfer, die versuchen, ihre Schafherden zusammenzuhalten. Dann ging er hinein.
Sal Vituolo machte kein besonders fröhliches Gesicht, als er Jack durch die Tür kommen sah. Das Büro war klein, unaufgeräumt, stickig und ziemlich dunkel – die beiden winzigen Fenster schienen seit einer halben Ewigkeit nicht mehr geputzt worden zu sein. Der Mann hinter dem Schreibtisch war etwa vierzig Jahre alt. Er hatte nur noch wenige Haare auf dem Kopf, sein Gesicht zierte ein zwei Tage alter grau melierter Stoppelbart, und er hatte einen ansehnlichen Bauch. Er erinnerte Jack an Joey Buttatuco, aber ohne die Klasse.
»Sind Sie nicht der Typ von letzter Woche? Jack, richtig?«
»Richtig.«
»Der Typ, der nicht erledigen wollte, worum ich ihn gebeten hatte?«
»Richtig.«
»Warum sind Sie wieder hier? Haben Sie es sich anders überlegt?«
»In gewisser Weise.«
Ehe Jack fortfahren konnte, stieß Sal einen Freudenschrei aus. Seine Augen leuchteten auf und seine Hände fuhren wild durch die Luft. »Ja? Prima, denn mir ist gerade eingefallen, wie es gemacht werden kann, klar? Ich kenne den Chef des Partyservice, der an diesem Wochenende die Partys des Serben versorgt. Ich kann ihn bitten, Sie als Kellner zu engagieren. Dann brauchen Sie nur noch das Essen dieses Schweinekerls zu vergiften. Einfach, hm?«
»Ein Kinderspiel«, bestätigte Jack.
»Ich würde es ja selbst tun, wenn ich entsprechend aussähe, falls Sie wissen, was ich meine.«
»Ich denke schon«, sagte Jack und packte einen Stapel Ersatzteilkataloge von einem Stuhl auf den Fußboden und setzte sich. »Aber ehe wir weiter planen, Sal, müssen Sie mir verraten, was Sie gegen Mr. Dragovic haben.«
So weit waren sie in der Vorwoche gar nicht erst gekommen. Als Jack gemeint hatte, er würde keine Leute für Geld »erledigen« und Sal erwidert hatte, mit weniger gäbe er sieh nicht zufrieden, war das Treffen beendet.
»Es geht um diesen Mord, dessen sie ihn im vergangenen Winter angeklagt hatten.«
»Sie meinen, als er als freier Mann den Gerichtssaal verlassen konnte und alle potenziellen Zeugen plötzlich an Alzheimer erkrankt waren?«
»Richtig. Und wissen Sie, warum plötzlich niemand mehr etwas wusste? Weil einer der potenziellen Zeugen zwei Tage vor der Gerichtsverhandlung in Flatbush bei einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht ums Leben kam.«
»Also nehme ich an, dass dieser Typ, der getötet wurde, ein Freund von Ihnen war.«
»Corvo?«, sagte Sal mit angewidertem Gesichtsausdruck. »Er war ein Stück Scheiße. Die Welt riecht ohne ihn viel besser. Für ihn ist die falsche Seite des Grases genau die richtige Seite, wenn Sie wissen, was ich meine. Nee, es war der Zeuge, der verdammte potenzielle Zeuge – es war der Junge meiner Schwester Roseanna, Artie.«
»Wie kam es, dass er als Zeuge auftreten sollte?«
»Wer weiß das schon?«, sagte er und dehnte das letzte Wort zu einem Seufzer. »Artie hat sich mit einigen üblen Typen eingelassen. Dass er irgendwann untergehen würde, war nur eine Frage der Zeit. Ich habe ihn gewarnt, habe ihm hier einen Job angeboten, aber er meinte: ›Was? Ich soll auf einem Schrottplatz malochen? Vergiss es.‹ Als würde ich was Unmögliches von ihm verlangen, wenn Sie wissen, was ich meine. Wie dem auch sei, er war zufälligerweise an einem Ort, wo er etwas über den Mord erfuhr, den Dragovic begangen hatte. Das hat der Staatsanwalt spitz gekriegt und ist ihm deshalb ziemlich übel auf die Pelle gerückt.«
»Und er hat gequatscht?!«
»Niemals, Mann. Artie war ein anständiger Kerl.« Sal schlug sich mit der Faust auf die Brust. »Da drin war er absolut zäh.« Er tippte sich an den Kopf. »Da oben sah es vielleicht nicht so gut aus – ein echter capotosta, wenn Sie wissen, was ich meine –, aber er hätte niemals jemanden verpfiffen. Dragovic konnte das natürlich nicht wissen, deshalb hat er ihn alle gemacht.«
So erzählte man es sich auf der Straße: Dragovic arrangierte den Mord und sorgte dafür, dass man ihn im Club 21 sah, während er begangen wurde. Aber Jack war
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