Handyman Jack 04 - Tollwütig
Betrieb, der große Profite macht. Hast du dir mal die Jahresbilanz angesehen?«
»Nun ja, nein, ich – «
»Es heißt dort, dass die Firma den größten Teil des Gewinns in GEM Basic pumpt.«
Nadia hob eine Hand. »Hey, das bin ich.« GEM Basic war die Forschungsabteilung – also der Bereich, in dem sie sich gerade befanden. Sie deutete auf den Molekular-Imager. »Da ist dein Beweis.«
»Die Geldmenge, die sie nach eigener Aussage für Forschung und Entwicklung ausgeben, würde ausreichen, um ein ganzes Dutzend dieser Maschinen anzuschaffen. Das macht einen doch nachdenklich, oder?«
Nadia zuckte die Achseln. »Bilanzen sind nicht mein Ding.«
»Meins auch nicht unbedingt. Aber ich denke, wenn ich irgendwann mal ein Alphamännchen im Softwaredschungel sein möchte, muss ich wissen, wie eine Firma geführt wird. Und ich möchte verdammt sein, wenn ich wüsste, wie es mit dieser hier läuft.« Er lächelte. »Aber das ist nicht meine Sorge. Nächstes Jahr um diese Zeit bin ich sowieso nicht mehr hier, und bis dahin sollen die Provisionsschecks ruhig weiterhin in meinem Brieffach landen.« Er zog sie an sich und küsste sie. »Gehen wir heute Abend essen?«
»Wie wär’s mit dem Coyote?«
»Auf Tex-Mex-Küche hab ich immer Appetit«, sagte er. »Ich ruf dich an.«
Nadia hielt ihn am Arm zurück, als er zur Tür gehen wollte. »Hey, Moment! Stell dir vor, du läufst hier Dr. Monnet über den Weg? Lass mich vorgehen und nachschauen, ob die Luft rein ist.«
Sie brachte ihn zurück zur Sicherheitstür. Sie gingen dabei an ein, zwei Technikern vorbei, die ihnen aber keine Beachtung schenkten. Sie schienen anzunehmen, dass Doug, wenn er hier drin war und von Dr. Radzminsky begleitet wurde, ein Zutrittsrecht für diesen Bereich besaß.
Nadia öffnete die Tür und sah sich um. Niemand war in Sicht. Sie winkte Doug zu, der ihr eilig nach draußen folgte.
»Geh jetzt«, sagte sie und gab ihm einen flüchtigen Kuss. »Und tu das nie wieder.«
Ein Lächeln, ein Winken, und schon entfernte er sich durch den Flur in Richtung Empfang. Nadia machte kehrt und stieß beinahe mit Dr. Monnet zusammen.
»Oh, Nadia. Da sind Sie ja. Ich habe gerade im Computerlabor angerufen, um Bescheid zu sagen, dass ich mich ein wenig verspäte. Aber ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen, und dann fangen wir an.«
Er wirkte zerstreut, wenn nicht gar beunruhigt. Das war Dragovics Schuld. So musste es sein. Sie spürte, wie Zorn in ihr aufstieg. Es war geradezu kriminell, wenn ein Mann von Dr. Monnets Brillanz von einem Gauner bedrängt wurde. Er brauchte eine ruhige, ausgeglichene Umgebung, die es ihm gestattete, sich ausschließlich auf seine Arbeit zu konzentrieren.
Keine Sorge, Dr. Monnet, dachte sie. Ich weiß, dass Sie in irgendwelchen Schwierigkeiten sind, aber ich glaube, ich habe Hilfe für Sie gefunden.
Sie fragte sich, ob Jack bereits an dem Fall arbeitete. Nannte er es überhaupt einen Fall? Und wenn er sich bereits damit beschäftigte, wie und wo hatte er angefangen?
8
Der schnellste Weg zur Nordküste von Staten Island führte durch New Jersey und über die Bayonne Bridge. Der Mann, den Jack dort treffen wollte, Sal Vituolo, betrieb unweit von Richmond Terrace einen Schrottplatz. An diesem Straßenabschnitt lagen zwischen den alten Docks viele Schrottplätze. Es hieß, dass einige nichts anderes waren als eine Tarnung für Werkstätten zum Umfrisieren von gestohlenen Fahrzeugen, aber Jack war nicht an billigen Autoersatzteilen interessiert.
In seiner Kindheit nannten die New Yorker diesen Felsbrocken den Borough von Richmond und benutzten ihn vorwiegend als Standort für Aufbereitungsbetriebe und Müllabladeplatz. Irgendwann während der Siebzigerjahre gab der Flecken sich den Namen Staten Island zurück. Viele Leute, die Jack kannten, würden lieber zugeben, aus Jersey zu kommen als aus Staten Island.
Er lenkte seinen fünf Jahre alten Buick Century durch die Einfahrt von Sal’s Salvage, Inc. und stieg aus. Die Luft roch nach Salz, Azetylendämpfen und Kohlenmonoxid. Indem er über Schlammpfützen hüpfte, näherte er sich dem Büro, als er den Ruf einer Stimme hörte: »Achtung!«
Jack fuhr herum und sah, dass jemand mit einem Gabelstapler rückwärts gegen einen etwa sechs Meter hohen Stapel alter Autoreifen gefahren war. Für einen kurzen Augenblick neigte der Stapel sich wie der schiefe Turm von Pisa, doch es sah aus, als bliebe er stehen. Dann aber kippte er um und die Reifen hüpften und rollten
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