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Handyman Jack 04 - Tollwütig

Handyman Jack 04 - Tollwütig

Titel: Handyman Jack 04 - Tollwütig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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schwanken schien. Das ist das Ende, dachte er. Die letzte Probe. Die Kreatur ist schon so gut wie tot.
    Seine Finger zitterten und schafften es kaum, die Phlebotomienadel vorzubereiten, doch es gelang ihm schließlich, die Vene zu finden und die Zylinder mit der schwarzen Flüssigkeit zu füllen. Als er zurücktrat, ließen die Handlanger den Arm los – und die Kreatur machte nicht mal Anstalten, ihn in den Käfig zurückzuziehen.
    Luc hielt eine der Röhren hoch und kippte sie hin und her. Die tintenschwarze Flüssigkeit schwappte herum wie Wasser.
    »Und nächsten Monat?«, fragte er Prather.
    »Ich habe große Zweifel, dass es für diese arme Kreatur einen nächsten Monat geben wird«, erwiderte Prather. »Aber wenn Sie mich besuchen wollen, um der guten alten Zeiten willen…«
    Prathers Stimme versiegte und wurde durch eine Vision von Milos Dragovics wutverzerrter Miene ersetzt, zu der seine heisere Stimme erklang. Wo ist meine Lieferung? Wo ist meine Lieferung?
    »Ich glaube nicht…« Lucs Mund war plötzlich wie ausgetrocknet. Er schluckte. »Sie rufen mich an, falls… wenn es geschieht?«
    »Ja«, sagte Prather leise. »Wir werden um unseren Bruder trauern.«
    Verblüfft über den Unterton aufrichtigen Bedauerns in Prathers Stimme, sah Luc ihn von der Seite an, entdeckte aber nicht den geringsten Ausdruck von Spott in den Zügen des großen Mannes.
    Mit dem Gefühl, als würde das Zelt über ihm zusammenstürzen, wandte Luc sich zum Gehen. Ihm wurde zu spät bewusst, dass er nun seinen Nacken ungeschützt jener Art von brutalem Schlag darbot, der Macintosh getötet hatte. Er zog instinktiv die Schultern hoch, während er zum Ausgang eilte, aber niemand folgte ihm.
    Er gestattete sich einen erleichterten Seufzer, als er in die Nacht hinaustrat und die kühle Luft einatmete, doch er ging keinen Deut langsamer. Er hatte keine Zeit zu verlieren. Er musste diese Probe so schnell wie möglich synthetisieren lassen.
     
     

15
     
    »Da«, sagte Milos und klopfte auf das Kissen neben seinem Oberschenkel. Er trug einen zweireihigen Sulka-Anzug, reine Kaschmirwolle in blau und dazu einen perlgrauen Kaschmirpullover. »Komm, setz dich zu mir. Ich möchte etwas Besonderes mit dir teilen.«
    Das junge Model stolzierte über den tiefen Teppich im Wohnzimmer, als ginge es über einen Laufsteg. Er kannte ihren richtigen Namen nicht. Sie nannte sich Cino – ausgesprochen »Chee-no« –, aber Milos bezweifelte, dass dies auf ihrer Geburtsurkunde stand. Wahrscheinlich war sie als Maria Diaz oder Conchita Gonzales oder so ähnlich auf die Welt gekommen. Sie würde es ihm nie verraten. Und was interessierte Milos auch schon ihr richtiger Name? Wichtig waren allein die sehr dunklen Augen unter dem seidigen Vorhang ihrer Locken, die ausgeprägten Wangenknochen und der raubtierhaft geschmeidige und schlanke Körper.
    Milos beobachtete, wie sie auf ihn zukam, wobei ihre schmalen Hüften rhythmisch in dem engen schwarzen Kleid, das sie trug, hin und her schwangen. Er hatte sie vor zwei Wochen bei einer Cluberöffnung kennen gelernt und war verblüfft gewesen, wie dünn sie war – regelrecht knochig. Sie sah auf ihren Fotos besser aus, wo die Kamera ihr einen Dienst erwies, indem sie ihrer magersüchtigen Gestalt ein paar Pfund hinzufügte. So dünne Frauen bevölkerten sonst nicht die Phantasie Milos Dragovics. In seinen Träumen bevorzugte er stämmigere Körper, Frauen mit mehr Fleisch auf den Knochen, Fleisch, das er anfassen und drücken und an dem er sich festhalten konnte, wenn der Ritt richtig wild wurde. Jemand wie Cino… manchmal hatte er Angst, sie würde zerbrechen wie ein trockener Zweig.
    Aber Cino hatte genau das Aussehen, das jeder sich wünschte. Und wenn jeder es sich wünschte, dann wünschte Milos Dragovic es sich noch mehr.
    Das Beste von allem, immer erste Klasse – das war sein Credo geworden, die Regel, nach der er den Rest seines Lebens verbringen wollte.
    Die Uhr an seinem Handgelenk zum Beispiel: eine goldene, mit siebenunddreißig Brillanten besetzte Breguet, allgemein als beste Armbanduhr der Welt gepriesen. Zeigte sie die Zeit besser an als eine Timex? Kaum. Musste er die Mondphasen kennen, die sie auf ihrem Zifferblatt andeutete? Im Augenblick verkündete sie, dass Neumond war – wen interessierte es? Aber die Leute, die wichtig waren, würden wissen, dass sie mehr als dreißig Riesen gekostet hatte.
    Brauchte er den Fünfzig-Zoll-Plasmafernsehschirm, der wie ein Gemälde an der Wand seines

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