Handyman Jack 04 - Tollwütig
die in ihrem leicht olivfarbenen Gesicht zu leuchten schienen. »Etwa ein Geheimnis?«
Er sah sie von der Seite an. Du möchtest Geheimnisse, meine liebe Cino? Ich könnte dir Geheimnisse erzählen, die dich entsetzt und vor Angst schreiend aus dem Haus rennen lassen würden.
»Nein… es ist kein Geheimnis.« Er deutete auf die Kristallkaraffe auf dem gläsernen Rauchtisch vor ihnen. »Nur ein Wein.«
»Ich mag eigentlich keinen Rotwein. Champagner ist mein Ding. Das weißt du.«
»Natürlich. Dein anderer Geliebter. Dampierre.«
»Nicht einfach nur Dampierre – Dampierre Cuvee de Prestige.«
»Natürlich. Und nur der von 1990.«
»Mais oui. Das ist der Beste.«
Milos fragte sich, ob es wirklich der Geschmack ihres Dampierre Cuvee de Prestige 1990 war, den sie bevorzugte, oder die Tatsache, dass er schwieriger zu beschaffen und doppelt so teuer war wie Dom Perignon. Wenn es der Preis und die Seltenheit war, was sie anturnte, dann würde sie für den Petrus geradezu verrückt spielen.
»Ich habe hier noch etwas Besseres.« Er hob die Karaffe hoch und hielt sie gegen das Licht. »Ein ganz besonderer Rotwein, ein Bordeaux, dessen Trauben lange vor deiner Geburt geerntet wurden. Nämlich im Jahr 1947.«
»Neunzehnhundertsiebenundvierzig?«, fragte sie lachend. »Das war sogar noch bevor mein Vater geboren wurde! Ist er denn noch gut?«
»Er ist köstlich«, sagte Milos. »Ich habe ihn atmen lassen.«
Genau genommen hatte er ihn noch nicht einmal probiert, aber alles, was teuer war, musste gut sein. Er hatte ihn auch nicht in die Karaffe dekantiert. Das hatte Kim getan.
Kim war ein weiterer Beweis für Milos’ Maxime. Man braucht von nichts eine Ahnung zu haben – man brauchte nur die Leute einzukaufen, die sie hatten.
Und Kim Soong wusste nahezu alles – über Speisen, über Weine, über Kleider, über alle möglichen wichtigen Dinge. Wie ein Gelber dieses Wissen hatte erwerben können, war Milos schleierhaft, aber Kim war für ihn unersetzlich geworden. Er hatte einen kleinen Freudentanz aufgeführt, als Milos ihm die halbe Kiste Petrus 1947 gezeigt hatte. Milos hatte sich ausgerechnet, dass es ein ziemlich guter Stoff sein musste, wenn Monnet ihn hatte haben wollen. Kims Reaktion hatte ihm das bestätigt. Kim kannte sich mit Rotweinen wirklich aus.
Aber Kim hatte gesagt, diesen Petrus – er hatte es ›Pet-trü-üüs‹ ausgesprochen, und Milos hatte es sich gemerkt – aus der Flasche direkt in ein Glas zu gießen, wäre ein Beleidigung für den Wein. Man stelle sich vor… ein Wein mit Gefühlen. Er müsste vor einer Kerze dekantiert werden. Milos hatte nicht den Schimmer einer Idee, was das hieß, aber er hatte eingewilligt, und schon bald konnte er fasziniert verfolgen, wie Kim den Wein langsam in die Kristallkaraffe goss, während er durch den Flaschenhals auf eine Kerzenflamme schaute, die dahinter brannte.
Und nun schenkte Milos den Wein in zwei breite, tulpenförmige Gläser, die Kim bereitgestellt hatte. Für jeden nur ein halbes Glas. Eins reichte er Cino, dann hob er sein eigenes.
»Auf ein Wochenende voller Überraschungen«, sagte er und schaute ihr in die Augen.
»Darauf trinke ich«, sagte sie.
Milos nippte an dem Glas und schluckte. Es schmeckte… entsetzlich. Aber er ließ sich nichts anmerken.
Er nahm einen zweiten Schluck. Nicht ganz so schlimm wie der Erste, aber immer noch schrecklich.
Er sah zu Cino, die aussah, als hätte sie soeben auf dem Grund ihres Glases eine Made entdeckt.
»Pfui! Das schmeckt wie Zigarettenasche!«
»Red keinen Blödsinn«, sagte Milos. »Es ist köstlich.«
Eigentlich hatte sie gar nicht so weit daneben getippt. Es schmeckte wirklich wie Asche.
»Bah!« Erneut verzog sie das Gesicht, während sie das Glas auf den Tisch zurückstellte und so weit wie möglich von sich wegschob. »Wie ein alter Turnschuh.«
»Versuch doch noch mal.« Milos zwang sich zu einem dritten Schluck. Igitt. Wie sollte er das Glas nur austrinken? »Er ist wirklich exzellent.«
»Er schmeckt wie ein Laternenpfahl ganz unten. Wo ist mein Dampierre? Ich will meinen Dampierre.«
»Na schön.«
Er drückte auf einen Knopf, der in den Rauchtisch eingebaut war, und schickte ein Signal in die Küche. Bekleidet mit einem schneeweißen Oberhemd und einer schwarzen Weste, kam Kim wenig später in den Raum gehuscht und machte eine seiner kleinen Verbeugungen.
»Ja, Sir?«
»Es scheint, als entspräche der Petrus nicht den Erwartungen der Lady.«
Eine weitere kleine
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