Handyman Jack 04 - Tollwütig
Verbeugung. »Das ist traurig.«
»Abgestandenes Weihwasser«, sagte Cino.
Milos hätte ihr am liebsten eine geklebt. »Würdest du ihn mal kosten, Kim, und ihr dann dein fachmännisches Urteil mitteilen?«
Kim lächelte. »Natürlich, Sir. Es wäre mir eine Ehre.«
Er fischte seinen übergroßen Silberlöffel aus der Westentasche und schüttete ungefähr eine halbe Unze Petrus hinein. Er roch daran, dann schlürfte er ihn wie heiße Suppe – Milos hätte nie gedacht, dass Kim sich so daneben benehmen konnte – und rollte ihn in seinem Mund hin und her. Schließlich schluckte er. Seine Augen verdrehten sich, ehe er sie schloss. Sie blieben für einen Moment geschlossen. Als er sie wieder aufschlug, sah er aus wie jemand, der gerade Gott gesehen hatte.
»O Sir, er ist wundervoll! Absolut erhaben!« Er sah aus, als würde er gleich zu weinen anfangen. »Der Nektar der Götter! Mit Worten kann man ihm nicht gerecht werden!«
»Siehst du«, sagte Milos zu Cino gewandt, »ich sagte doch, er ist gut.«
»Spülwasser«, sagte sie.
»Vielleicht ist der Gaumen der Miss nicht so geübt wie Mr. Dragovics. Die Zunge bedarf einer gewissen Vorbereitung und Erfahrung, um einen alten Bordeaux würdigen zu können.«
Du hast dir gerade einen Bonus verdient, Kim, dachte Milos. Aber Cino war nicht im Mindesten beeindruckt.
»Ich bevorzuge Dampierre, und zwar den von 1990. Wann kann ich ihn kriegen?«
»Sofort, Miss«, sagte Kim, verbeugte sich und zog sich zurück. »Ich bin gleich wieder hier.«
Wütend erhob Milos sich mit seinem Glas und entfernte sich, ehe er sie noch erwürgte. Cino liebte es rau? Möglich, das Cino heute Nacht mehr davon kriegte, als sie bewältigen konnte.
Er tat so, als studierte er eines der Gemälde, die seine Innenausstatter an die Wände gehängt hatten. Eine wirbelnde Masse cremefarbener Pastelltöne. Was zum Teufel bedeutete es? Alles, was er wusste, war, dass es verdammt teuer gewesen war.
Er trank von seinem Wein. Gefiel Monnet und Leuten wie ihm dieses Zeug tatsächlich? Oder taten sie nur so als ob?
»Du solltest diesem Wein noch eine Chance geben«, sagte er. »Bei zweieinhalbtausend Dollar pro Flasche – «
»Zweieinhalbtausend Dollar die Flasche!«, rief sie. »Für ein Zeug, das schmeckt wie ausgekochte Tannenzapfen? Das glaube ich nicht!«
»Glaub es ruhig«, sagte er. »Und es ist jeden Penny wert.« Selbst wenn sie den Wein hasste, würde sie über seinen Preis sprechen.
»Sag mal, wer ist das?«, sagte sie. »Er sieht so aus wie du.«
Milos drehte sich um und sah sie am Bücherregal, aus dem sie ein gerahmtes Foto herausgenommen hatte – Milos einziger Beitrag zu dem Zimmer.
»Das sollte er auch. Er war mein älterer Bruder.«
»Wie bitte?«
»Ja. Er starb vor ein paar Jahren.«
»Oh, das tut mir unendlich Leid.« Sie klang, als meinte sie es auch so. »Habt ihr euch nahe gestanden?«
»Sehr.«
Milos empfand einen Anflug von Traurigkeit, als er an Petar dachte. Es war ihnen so gut gegangen, als sie Waffen zur HVA in Bosnien geschmuggelt hatten, aber sie hatten damit während der Kosovo-Krise aufgehört. Petar hatte nicht an die KLA verkaufen wollen. Er wollte ausschließlich die Serben beliefern. Oh, wie sie sich gestritten hatten, so wie nur Brüder sich streiten können. Er erinnerte sich, wie Petar schrie, dass er eher sterben würde, als der KLA Waffen zu liefern, mit denen Serben getötet werden sollten.
Wie prophetisch.
Bis zu diesem Tag konnte Milos die idiotische Einstellung seines Bruders nicht verstehen. Sie hatten immer an beide Seiten verkauft, wenn sie konnten. Und die KLA hatte einen Blankoscheck von den Arabern, alles zu kaufen, das sie in die Finger kriegen konnten – sie waren bereit, ein Mehrfaches des jeweils üblichen Preises zu zahlen. Wie konnte er sich eine solche Gelegenheit nur entgehen lassen?
Aber irgendwie hatte Petar sich in den Kopf gesetzt, dass er vor allem ein Serbe war und dann erst Geschäftsmann. Schön. Dann würde Milos das Geschäft eben alleine machen. Das war der Punkt, als Petar die Grenze überschritt. Schlimm genug, dass er nichts mit der KLA zu tun haben wollte, aber als er versuchte, Milos’ Geschäft zu sabotieren…
Milos bedauerte noch immer, seinen Bruder erschossen zu haben. Sein einziger Trost war, dass Petar keine Ahnung hatte, was ihn erwischt hatte, und dass er keinen Moment hatte leiden müssen. Der Schrotschuss aus nächster Nähe riss ihm praktisch den Kopf ab.
Milos hatte schon vorher getötet und
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