Handyman Jack 04 - Tollwütig
stellten, wurde ihm klar, dass er, obgleich er jeden Grund hatte, in tiefe Depressionen zu versinken, sich seltsam froh und erleichtert fühlte.
Irgendwann im Laufe dieses Versuchs, als dieser Abschaum der Straße aufeinander einschlug, war er unbewusst zu einem Entschluss gelangt, der sich jetzt in sein Bewusstsein drängte: Ich steige aus. Ganz gleich, was geschieht, ich steige aus.
Und das bedeutet, dass ich keine weitere Probe Loki mehr testen muss. Selbst wenn es Nadia gelingen sollte, das Molekül zu stabilisieren, steige ich aus und verschwinde.
Natürlich würde er viel lieber ein stabiles Molekül zurücklassen. Das würde ihm gestatten, seine Firmenanteile zu verkaufen und sich in aller Offenheit zur Ruhe zu setzen. Die Alternative – falls Nadia keinen Erfolg haben sollte – würde ihn zwingen unterzutauchen und sich zu verstecken.
Aber so oder so, ob Loki stabilisiert war oder nicht, in einem Monat um diese Zeit wäre Luc Monnet längst in Frankreich.
Er ertappte sich dabei, wie er eine Melodie vor sich hin pfiff – wann hatte er dies das letzte Mal getan? –, während er ungeduldig darauf wartete, dass die letzte Testperson ausbezahlt und hinausgebracht wurde.
Luc wollte schnellstens nach Hause. Es gab noch eine Menge Wein zu verpacken.
3
»Das kann nicht wahr sein«, sagte Nadia, und ihr Mund fühlte sich plötzlich völlig trocken an.
»Glauben Sie’s oder lassen Sie’s«, erwiderte Jack achselzuckend.
Nadia sah ihn entsetzt an. Jack war an diesem Morgen unangemeldet in der Diabetesambulanz erschienen und hatte erklärt, er könne mit einem Zwischenbericht aufwarten. Nadia hatte ihn daraufhin in ihr Büro geführt, wo sie ungestört wären. Er setzte sich und erzählte ihr diese unwirkliche Geschichte von Dr. Monnet, der sich in ein Lagerhaus in Brooklyn schlich, um eine Gruppe von Männern zu beobachten, die gegen Mauern schlugen und sich gegenseitig verprügelten…
Wie konnte sie eine derart bizarre Geschichte glauben, die ihr von jemandem aufgetischt wurde, der ihr so gut wie fremd war? Das war einfach zu viel. Völlig verrückt.
Jack sah müde aus. Sie fragte sich, ob er Drogen nahm, Halluzinogene vielleicht. Das würde die verrückte Geschichte zumindest ansatzweise erklären.
»Ich will gar nicht so weit gehen und behaupten, ich würde an Ihren Worten zweifeln, aber – «
»Ich glaube, er hat Berzerk getestet«, unterbrach Jack sie.
»Was ist das denn?«
»Der Straßenname für eine neue Designerdroge, von der ich in letzter Zeit eine Menge höre.«
»Eine illegale Substanz?« Zorn wallte in Nadia hoch. Sie wollte schon fragen, ob er für sich selbst eine Portion abgezweigt hätte, hielt sich aber rechtzeitig zurück. »Ich bitte Sie, jetzt gehen Sie zu weit!«
»Ich habe neulich die Auswirkungen erlebt«, sagte Jack. »Während dieses Schulabgängertumults. Die Art und Weise, wie Monnets ›Versuchspersonen‹ sich gestern Abend aufführten, erinnerte mich an die gewalttätigen Ausschreitungen der ehemaligen Schüler, die ich miterlebt habe.«
»Aber nicht Dr. Monnet!«
Jack zuckte erneut die Achseln. »Sie wollten wissen, welche Verbindung zwischen Ihrem Doktor und dem Serben besteht. Jetzt wissen Sie es.«
Ein wenig benommen lehnte Nadia sich in ihrem Sessel zurück und schloss die Augen. Milos Dragovic, der bekanntermaßen seine Finger in jedem illegalen Geschäft hatte, das einen Gewinn versprach… Dr. Monnet, Teilhaber an einer pharmazeutischen Firma… eine Verbindung zwischen den beiden, ob auf feindseliger Basis oder nicht, um was anderes konnte es gehen als um Drogen?
»Na schön«, sagte sie und schlug die Augen wieder auf. »Wenn er tatsächlich mit diesem Berzerk-Zeug zu tun hat –und ich glaube nicht eine Sekunde lang, dass dies der Fall ist –, dann nur, weil er keine andere Wahl hat.«
»Wie Sie meinen.«
»Sie glauben, dass er ein aktiver Komplize ist, nicht wahr?«
»Dazu habe ich keinerlei Erkenntnisse. Ich schildere Ihnen nur, was ich gesehen habe.«
»Und ich habe gesehen, wie Dragovic Dr. Monnet tätlich angegriffen hat.«
»Die Ursache könnte ein Streit darüber gewesen sein, wie der Profit geteilt werden soll.«
Nadia biss die Zähne zusammen, damit sie nicht laut aufschrie. »Er steckt nicht aus freiem Willen in dieser Sache drin. Dragovic hat ihn mit irgendetwas in der Hand.«
Jack beugte sich vor. »Okay. Ich werde diesen Aspekt weiterverfolgen. Aber vielleicht sollten Sie in Ihrer Umgebung auch einige Nachforschungen
Weitere Kostenlose Bücher