Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
die Pistole aus einem Knöchelhalfter gezogen.«
Die Detectives schauten einander viel sagend an. Der Schwarze nickte. »Reden Sie weiter. Sie kennen den Unterschied zwischen einem Revolver und einer Automatik?«
»Sie sah aus wie eine Automatik. Ich konnte beobachten, wie er den Schlitten zurückzog, ehe er den Killer aufs Korn nahm, aber …«
»Aber was?«
»Vielleicht funktionierte seine Waffe nicht richtig, weil er den Schlitten vor jedem Schuss zurückzog.«
»Das ist es!«, sagte der Uniformierte. »Es könnte eine Semmerling gewesen sein.«
»Eine was?«, fragte McCann.
»Eine Semmerling LM-4. Wahrscheinlich die kleinste 45er der Welt. Ich hab mal so eine Pistole während einer Waffenmesse gesehen. Ich hätte sie glatt mitgenommen, wenn ich genug Geld gehabt hätte. Sie sieht aus wie eine Halbautomatik – mit Schlitten und allem, was dazugehört –, ist aber in Wirklichkeit nur ein Repetierer.«
»Wie klein?«, wollte McCann wissen. Er schaute zu Sandy.
Sandy versuchte sich zu erinnern. »Alles geschah so schnell… aber ich glaube« – er stützte eine Hand auf die Hüfte – »ich glaube, ich könnte sie in meiner Hand verstecken.«
McCann sah den Uniformierten fragend an. »Könnte das hinkommen?«
Ein Nicken. »Ich glaube schon.«
»Für mich klingt das wie ein ziemlich verrücktes Spielzeug«, bemerkte der schwarze Detective.
»Nicht wenn man größtmögliche Wirkung in möglichst kleiner Verpackung braucht.«
»Kommen Sie«, sagte McCann zu Sandy und bedeutete ihm mit einer Geste, er solle ihm folgen.
Sandy hielt sich dicht hinter dem großen Detective. O ja. Das war genau das, was er sich erhofft hatte.
Doch als sie die Leiche des Killers erreicht hatten, war er sich gar nicht mehr so sicher. Aus der Nähe betrachtet konnte er erkennen, dass die Schulterwunden des Mannes viel schlimmer waren, als er angenommen hatte. Und sein Gesicht… die rechte Augenhöhle war ein blutiges Loch, und das andere – heile – Auge war halb aus seiner Höhle herausgequollen… das ganze Gesicht war geschwollen… genau genommen schien der gesamte Schädel mindestens um die Hälfte größer zu sein als gewöhnlich.
Sei in Zukunft vorsichtig, was du dir wünschst, dachte Sandy und wandte den Blick ab, während es in seiner Kehle sauer aufstieg.
Er schluckte und blickte wieder auf die Leiche. Das wäre ein einmaliges Foto. Er suchte in seiner Tasche nach der Mini-Olympus, die er immer bei sich hatte. Sollte er es wagen?
»Hey, Kastner«, sagte McCann zu dem Mann mit den Latexhandschuhen, der sich gerade über den Killer beugte. »Welches Kaliber schätzen Sie – ich werde Sie nicht darauf festnageln.«
»Ich brauche nichts zu schätzen. Wenn diese Wunden nicht von einer 45 er stammen, dann bin ich im falschen Gewerbe tätig.«
McCann nickte. »Okay. Demnach wandert unser zweiter Schütze mit etwas durch die Gegend, das unter dem Namen Semmerling LM-4 bekannt ist und gewöhnlich in einem Knöchelhalfter getragen wird.«
»Nicht gerade das, was man als behördlich genehmigt bezeichnen würde«, knurrte der schwarze Detective. »Und hey, wenn der Verrückte von einer .45er getroffen wurde, wie kommt es dann, dass sein Gehirn nicht über den gesamten Waggon verteilt ist?«
»Weil der zweite Schütze Frangibles benutzt hat«, sagte Kastner, der Kriminaltechniker.
»Donnerwetter!«, meinte der Uniformierte.
»Frangibles?«, fragte Sandy. »Was ist ein Frangible?«
»Ein Geschoss, das nach dem Aufprall zerfällt.«
»In
eine Menge
Teile, die in alle Richtungen fliegen«, fügte Kastner hinzu. »Sie werden ein völlig püriertes Gehirn vorfinden, wenn sie ihm den Schädel aufsägen.«
McCann wandte sich an den schwarzen Detective. »Womit wir wieder auf das zurückkommen, was ich anfangs sagte, Rawlins: Es war eine Hinrichtung.«
Als McCann gerade nicht hinsah, bekam Sandy seine Chance. Vorsichtig fischte er seine Kamera aus der Hosentasche und zielte damit in Richtung Leiche. Er konnte es nicht riskieren, zu blitzen, aber das Licht musste ausreichen. Er deckte den Blitz mit dem Daumen ab. Ein schneller Blick verriet ihm, dass Rawlins und die anderen ausschließlich auf McCann achteten.
»Einen Verrückten auszuschalten, der soeben ein halbes Dutzend anständige Menschen erschossen hat und im Begriff ist, das Gleiche mit einem oder zwei Dutzend weiterer anständiger Leute zu tun?«, sagte Rawlins, schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Das ist keine Hinrichtung, sondern das ist nichts
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