Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
seiner Geschichte sichern und ihn dann der Öffentlichkeit vorstellen.
Er dachte an all die Reporter, die ihren Ruhm der engen Verknüpfung mit den jeweiligen Quellen ihrer größten Storys verdanken konnten: Jimmy Breslin und sein Son of Sam-Brief, Woodward und Bernstein und ihr Informant Deep Throat.
Wie machte sich daneben Sandy Palmer und der Erlöser?
5
Jack saß im Dunkeln, trank ein Corona-Bier und verfolgte das Fernsehprogramm voller schlimmer Vorahnungen hinsichtlich dessen, was er wahrscheinlich zu hören und sehen bekäme. Doch er konnte sich nicht überwinden, das Gerät auszuschalten. Angefangen hatte er bei Channel Five, wo die Berichterstattung mit den Abendnachrichten gegen zehn begann, doch an diesem Abend war es eigentlich gleich, welche New Yorker Station er einschaltete. Sie hatten alle ihr normales Programm unterbrochen, um über den Massenmord in der U-Bahn zu berichten.
Aber der große Aufhänger, sozusagen die Geschichte in der Geschichte, weshalb er geradezu zwanghaft das Fernsehprogramm verfolgte, war der geheimnisvolle Mann, der den Killer ausgeschaltet hatte und dann spurlos verschwunden war. Alle wollten wissen, wer er war.
Jack kaute auf der Unterlippe und wartete auf die Augenzeugenbeschreibung, die Skizze des Polizeizeichners. Jeden Moment würde sein Gesicht mehr oder weniger lebensnah auf dem Bildschirm erscheinen. Er krümmte sich innerlich, als er einige der Überlebenden sah, Personen, die er aus dem Zug kannte, belagert von Kameras und Mikrofonen. Die meisten hatten nicht viel zu sagen außer wie dankbar sie waren, noch am Leben zu sein, und dass sie ihr Glück dem geheimnisvollen Mann zu verdanken hätten, jemandem, dem sie den Namen »der Erlöser« verliehen hatten. Was das Aussehen dieses Mannes betraf, so hatte keiner der Befragten der bereits gesendeten Beschreibung einer braunhaarigen, weißen männlichen Person zwischen fünfundzwanzig und fünfzig etwas hinzuzufügen.
Erleichtert ließ Jack den Kopf nach hinten sinken und schloss die Augen. So weit so gut. Aber noch war er nicht auf der sicheren Seite. Nicht einmal annähernd. Jemand musste ihn eingehend betrachtet haben. Dieser Junge zum Beispiel, der versucht hatte, die Filmstudentin anzubaggern. Er hatte nur ein paar Schritte von ihm entfernt gesessen. Wahrscheinlich war er gerade dabei, dem Polizeikünstler alles zu erzählen, was er wusste.
Schließlich leitete der Sprecher zu anderen Neuigkeiten über, und Jack stand auf und wanderte in der Wohnung umher. Er hatte einen Stapel Videokassetten für sein privates Terence-Fisher-Festival bereitgelegt. Anfangen wollte er an diesem Abend mit
Frankensteins Fluch,
doch er wusste, dass er nicht die Ruhe haben würde, sich den Film bis zum Ende anzusehen. Seine Zweizimmerwohnung bot ihm gewöhnlich ausreichend Platz, heute Abend aber fühlte er sich dort, als läge eine Schlinge um seinen Hals, die sich allmählich immer enger zusammenzog.
Ich muss raus hier.
Und wohin? Er sehnte sich nach Gia, doch sie war nicht in der Stadt. Sobald die Schulferien begonnen hatten, hatte sie ihre Sachen gepackt und war mit Vicky für eine Woche nach Ottumwa, Iowa, zu ihrer Familie geflogen. Dieser Besuch war Teil ihrer Bemühungen, den Kontakt zwischen Vicky und ihrer weitläufigen Verwandtschaft aufrechtzuerhalten. Er hasste es, dass die beiden wichtigsten Frauen in seinem Leben so weit entfernt waren, und konnte es kaum ertragen, sie mit anderen Menschen, auch wenn sie ihre Blutsverwandten waren, zu teilen, aber das äußerte er Gia gegenüber niemals. Wer wusste schon, wie viele Jahre Vickys Großmutter noch leben würde?
Vielleicht sollte er einfach auf einen Sprung zu Julio’s rübergehen, sich an die Bar stellen, ein Bier trinken und so tun, als wäre dies ein Abend wie jeder andere. Doch der Fernseher würde laufen, und anstatt sich die Yankees oder die Mets anzusehen, würde jeder die Berichte über die U-Bahn-Morde verfolgen, und sie wären das Einzige, worüber gesprochen würde.
Wie wäre es dann mit einem ganz normalen Spaziergang?
Aber was wäre – er wusste, dass es absolut lächerlich war, doch der Gedanke wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen – wenn er jemandem aus dem Zug begegnete und dieser Jemand ihn erkannte?
Möglich wäre das schon. Aber ganz und gar nicht wahrscheinlich.
Und seien wir doch mal ehrlich, dachte er. Heute Abend kann mir überhaupt nichts passieren. Noch gibt es keine Zeichnung von dem Unbekannten. Morgen dürfte es schon
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