Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
hatte es von ihr kein Lebenszeichen mehr gegeben. Genau genommen seit ihrer Scheidung.
»Sie sind wunderbar. Kevin ist achtzehn, Liz ist sechzehn…, als wäre das für dich von Interesse.«
Jack schloss die Augen. Okay. Das geschah ihm nur recht. Er hatte ihre Kinder aus der Ferne aufwachsen sehen, auf Fotopapier.
Doch nachdem er sich von der Familie getrennt und sich in New York niedergelassen hatte, wie hätte er zurückkehren können? Er hätte niemals verlauten lassen können, was aus ihm geworden war. Tom, Kate, vor allem Dad – sie hätten es nicht verstanden. Mehr noch, sie wären entsetzt gewesen. Es war schon mühevoll genug, sein Leben zu leben. Er hatte keine Lust, ein anderes Leben zu erfinden, nur um sich ihrer Zustimmung zu versichern.
»Sieh mal, Kate«, sagte er, »ich weiß, dass ich Menschen verletzt habe, und das tut mir Leid. Ich war gerade Anfang zwanzig und stand kurz vor einem Zusammenbruch. Ich kann die Vergangenheit nicht ändern, aber vielleicht kann ich jetzt bei dir ein kleines bisschen davon wieder gutmachen. Deine Freundin und diese Sekte, von der du sprachst… vielleicht kann ich dir helfen.«
»Ich glaube nicht, dass das in deinen Zuständigkeitsbereich fällt.«
»Und wie soll dieser Zuständigkeitsbereich deiner Meinung nach aussehen?«
»Die Reparatur von Haushaltsgeräten, richtig?«
Er lachte. »Wer hat dir das erzählt?«
»Dad.«
»Typisch.«
Sein Vater hatte vor Jahren eine von Jacks Telefonnummern angerufen und folgende Nachricht gehört:
Sie sind mit Handyman Jack verbunden. Schildern Sie Ihr Problem und hinterlassen Sie eine Telefonnummer, so dass ich zurückrufen kann.
Natürlich hatte er angenommen, sein Sohn hätte so etwas wie eine Reparaturwerkstatt.
»Irrt er sich?«
»Ich verdiene meinen Lebensunterhalt damit, dass ich Dinge in Ordnung bringe.«
»Ich verstehe nicht.«
»Das brauchst du auch nicht. Komm, wir gehen woanders hin, wo wir uns in Ruhe unterhalten können.«
»Nein, Jackie. So läuft das nicht.«
»Bitte, Kate.«
Er streckte die Hand aus und ergriff sanft ihr Handgelenk. Er war einem Durcheinander von Gefühlen ausgeliefert. Da war Kate, seine große Schwester Kate, einer der besten Menschen, die er je gekannt hatte, die so gut zu ihm gewesen war und die noch immer darunter litt, wie schrecklich er sie behandelt hatte. Sie hatte eine schlechte Meinung von ihm. Das musste er ändern.
Sie schüttelte den Kopf, machte beinahe den Eindruck, als hätte sie… Angst.
Angst vor ihm? Das konnte nicht sein. Was dann?
»Sieh mal. Das ist meine Stadt. Wenn ich deiner Freundin nicht helfen kann, dann wette ich, dass ich zumindest jemanden kenne, der dazu in der Lage ist. Und wenn auch das nicht klappen sollte, dann können wir wenigstens miteinander reden. Komm schon, Kate, um der alten Zeiten willen.«
Vielleicht war es seine Berührung, doch er spürte an der Anspannung ihrer Muskeln, wie ihr Widerstand tatsächlich nachließ.
»In Ordnung. Aber nur kurz.«
»Prima. Worauf hast du Appetit – auf einen Kaffee oder einen Drink?«
»Normalerweise würde ich sagen, auf einen Kaffee, aber im Augenblick glaube ich, dass ich ganz gut einen Drink vertragen könnte.«
»Sehr schön. Suchen wir uns etwas ohne Musik.«
Er hakte sich bei seiner Schwester unter und führte sie hinaus auf die Straße und über die Seventh Avenue. Dabei überlegte er, wie viel er ihr über sich und sein Leben erzählen könnte. Er würde es auf sich zukommen lassen. Wichtig war im Augenblick, dass sie bei ihm war, und er würde sie nicht eher gehen lassen, bis er etwas getan hatte, um den Schmerz wieder gutzumachen, den er ihr zugefügt hatte.
8
Kate betrachtete den Mann, der ihr am Tisch gegenübersaß. Jackie… ihr kleiner Bruder… allerdings war er das eigentlich nicht mehr. Sie dachte, sie sollte lieber dazu übergehen, ihn Jack zu nennen.
Sie hatten ein Lokal namens
The Three Crowns
gefunden, von dem Jack meinte, dass es einen guten Eindruck machte. Auf der rechten Seite erstreckte sich eine knapp zwanzig Meter lange Bar, links eine Reihe von Nischen mit grünen Sitzpolstern, alles in dunkler Eiche. Aus Eiche waren auch die Bar und die Regale dahinter. Es herrschte nicht allzu viel Betrieb. Die Klientel war eine Mischung aus heterosexuellen Paaren und schwulen Männern unterschiedlichen Alters, wie es für Chelsea völlig normal war. Das Licht und die Lautstärke der Fernseher über der Bar waren gedämpft, sie fanden im hinteren Teil eine freie
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