Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
»Indirekt.«
Ich wusste es, dachte Kate. Ich wusste es ganz genau!
»Wir waren alle zutiefst geschockt, Jack, aber warum ...?«
»Du warst nicht im Auto, als der Betonklotz durch die Windschutzscheibe krachte, Kate. Du hast nicht miterlebt, wie das Leben aus ihr heraussickerte, wie das Licht in ihren Augen erlosch.«
»Okay, ich war nicht dort. Tom auch nicht. Aber Dad war da, und er ...«
»Dad hat sich der Sache nicht angenommen. Das habe ich getan.«
»Ich verstehe nicht«, meinte sie verblüfft. »Inwiefern angenommen?«
Er musterte sie lange, als müsste er für sich eine wichtige Entscheidung treffen. Schließlich gab er sich einen Ruck.
»Ich habe ihn gefunden«, sagte er leise. »Ich brauchte dazu eine Weile, doch am Ende stöberte ich den Kerl auf, der es getan hat.«
»Der was getan hat?«
»Der den Betonklotz von der Brücke warf.«
Die Worte elektrisierten sie regelrecht. Jackie hatte sich auf die Suche gemacht… wie ein Jäger… ganz allein?
»Warum hast du nie darüber gesprochen? Hast du es der Polizei gemeldet?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe es selbst erledigt.«
»Was… was hast du…?«
Plötzlich war es, als wäre ein Maske von Jacks Gesicht gefallen. Sie schaute ihm jetzt in die Augen, und für einen Moment, für die Dauer eines einzigen qualvollen Herzschlags, hatte sie das Gefühl, in einen Abgrund zu blicken.
Seine Stimme blieb ruhig, ausdruckslos, so kalt wie dieser Abgrund. »Ich habe es erledigt.«
Und dann befand sich die Maske wieder an Ort und Stelle, und eine alte Erinnerung zuckte Kate durch den Kopf… ein Zeitungsartikel über einen männlichen Toten, bis zur Unkenntlichkeit zugerichtet, kopfüber von einer Highwayüberführung herabhängend. Man hatte ihn nicht allzu lange nach Moms Tod gefunden, und sie erinnerte sich, dass sie sich unwillkürlich gefragt hatte, ob es nicht dieselbe Überführung gewesen war, und falls ja, dann sollte sie schnellstens abgerissen werden, da sie offensichtlich mit einem Fluch behaftet war.
War das vielleicht der »Kerl« gewesen, den Jack gesucht und gefunden hatte? Hatte die Leiche deshalb an dieser speziellen Überführung gehangen?
Nein… nicht Jackie… nicht ihr kleiner Bruder. Er würde niemals… er konnte niemanden töten. Es war jemand anders gewesen, der unter der Überführung gehangen hatte. Und dieser Mann, von dem er gesprochen hatte… Jack hatte ihn lediglich verprügelt.
Kate wünschte sich sehnlichst, das glauben zu können. Sie verdrängte die andere Möglichkeit aus ihrem Bewusstsein, aber sie hing wie ein düsterer Schatten über dem Tisch.
»Hat… hat das, was du getan hast, irgendetwas gelöst? Hast du dich anschließend irgendwie besser gefühlt?«
»Nein«, antwortete er. »Ich dachte, das würde es, ich war mir dessen ganz sicher, aber es hat mir nicht das Geringste genützt. Und nachdem ich… nachher schien nichts mehr irgendeinen Sinn zu machen. Vor allem das College war völlig sinnlos. Ich musste weg, weil ich das Gefühl hatte, jeden Moment zu explodieren. Ich bin ausgestiegen, Kate – und zwar gründlich. Ich habe Jahre in einem Zustand blinder Wut verbracht, und als ich einiges davon abgebaut und den Rest an einem sicheren Ort in mir eingeschlossen hatte, konnte ich nicht mehr zurück. Ich hatte einfach zu viele Brücken hinter mir abgebrochen.«
»Das hast du dir vielleicht nur eingeredet. Auf diese Weise war es für dich einfacher, aber es stimmte nicht.«
»Doch, es traf zu, und es trifft noch immer zu. Mein Leben und dein Leben… das sind verschiedene Welten. Du würdest es nicht verstehen.«
»Was verstehen? Deinen Reparaturdienst? Was ist es denn genau, was du in Ordnung bringst?«
»Schwer zu sagen. Situationen, glaube ich.«
»Das begreife ich nicht.«
»Manchmal haben die Menschen Probleme oder geraten in Situationen, in denen ihnen Recht und Gesetz nicht helfen können, oder sie sind in etwas verwickelt, das sie nicht publik machen können. Dann bezahlen sie mich, damit ich es für sie in Ordnung bringe.«
Ihr kam ein schrecklicher Gedanke. »Du bist doch nicht etwa eine Art… Auftragsmörder?«
Er lachte – es war ein echtes, aufrichtiges Lachen, ein Lachen, das man nicht vortäuschen kann – und das beruhigte sie. Ein wenig.
»Nein. So melodramatisch ist es gar nicht.«
»Löst du die Probleme, indem du Leute bezahlst?«
»Nein, ich tu nichts anderes als… es ist schwer zu erklären. Und ich kann nicht gerade öffentlich Werbung dafür
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