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Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Titel: Handyman Jack 05 - Todesfrequenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Freunde, Kumpel gewesen, sie war der coolste Mensch, den er kannte, und er hatte sie regelrecht angebetet. Und dann war sie aufs College gegangen und hatte in seinem zehn Jahre alten Leben eine Riesenlücke hinterlassen. Medizinstudium und Assistenzzeit als Kinderärztin folgten. Er konnte sich an ihren Hochzeitstag erinnern …
    Am deutlichsten jedoch erinnerte Jack sich an dieses Gesicht, diese hellblauen Augen, diesen Hauch von Sommersprossen auf den Wangen und der Nase, das ausgeprägte energische Kinn. Sie trug ihr Haar jetzt kürzer, und es war von einigen grauen Strähnen durchzogen. Ihre Haut schien ein wenig gealtert, und in den Augenwinkeln waren erste Vorboten von Krähenfüßen zu erkennen. Ihr Gesicht wirkte ein wenig voller, ihre Hüften breiter, als er sie in Erinnerung hatte. Doch ihre Figur unterschied sich kaum von der, der die Jungs auf der High-School stets anerkennend hinterhergepfiffen hatten. Alles in allem hatte seine große Schwester Kate sich nicht sehr verändert.
    »Ich glaube das auch nicht«, sagte er. »Ich meine, die Wahrscheinlichkeit …«
    »Ist geradezu mikroskopisch.«
    Er hatte das Gefühl, sie sollten einander küssen, sollten sich umarmen, irgendetwas anderes tun, als nur dazustehen und einander anzustarren. Doch sie waren nie eine Familie gewesen, die ihre Gefühle gerne offen zur Schau stellte, und Jack hatte sich aus seiner Familie verabschiedet und sich nie mehr gemeldet. Er hatte mit Kate seit fünfzehn Jahren kein Wort mehr gesprochen. Bis zu diesem Tag.
    »Du siehst toll aus«, sagte er. Und es stimmte. Selbst mit nur sparsamem Make-up sah sie nicht aus wie eine vierundvierzigjährige zweifache Mutter. Ihr Haar war schon immer hell gewesen, jetzt aber hatte sie eine dunklere Blondschattierung, als er in Erinnerung hatte. Sie hatte früher eine richtige Mähne besessen. »Wie ich sehe, ziehst du dein Haar nicht mehr glatt. Ich sehe dich noch immer vor mir, wie du Moms Brennschere benutzt hast, um deine Locken zu glätten.«
    »Irgendwann hört man auf, gegen das anzukämpfen, was die Natur einem mitgegeben hat, und findet sich damit ab.« Sie senkte den Blick. »Sieh mal, dies war ein Fehler. Wenn ich nur die leiseste Ahnung gehabt hätte, dass du der Jack bist, den ich anrief, ich hätte niemals …« Sie beendete den Satz nicht.
    »Warum nicht? Wenn du ein Problem hast, solltest du deine Familie um Hilfe bitten.«
    »Familie?« Kates Augen funkelten, während sie ihn wieder ansah. »Was weißt du denn von Familie, Jackie? Du bist aus unserem Leben verschwunden, ohne dich zu verabschieden! Du hast nur eine Notiz zurückgelassen, du gingst weg, und wir sollten uns keine Sorgen machen! Als wenn das möglich wäre. Für eine Weile wussten wir noch nicht mal, ob du schon tot oder noch am Leben warst. Hast du eine Vorstellung, wie das für Dad gewesen ist? Erst verliert er Mom, dann verlässt du das College und verschwindest. Daran ist er fast zerbrochen!«
    »Ich
war
zerbrochen, Kate.«
    Ihr Augen blickten weicher, aber nur ein wenig. »Ich weiß, wie sehr Moms Tod dich ...«
    »Es war Mord!«
    »Ja, du hast immer darauf bestanden, es so zu nennen. Es hat uns alle sehr schlimm getroffen, und dich vielleicht am schlimmsten, aber Dad ...«
    »Ich bin zurückgekommen und habe ihn besucht.«
    »Ziemlich selten und auch nur, nachdem er dich aufgestöbert hatte. Und ich habe dir all die Briefe geschickt, hab dich zu Kindstaufen und Graduierungsfeiern und allen möglichen Jahrestagen eingeladen, aber du hast nie geantwortet. Noch nicht einmal, um abzusagen. Kein einziges Mal.«
    Jetzt war Jack derjenige, der den Blick senkte und sich auf ein Gemälde konzentrierte, eine Straßenszene in Manhattan, dargestellt aus einer extremen Perspektive. Kate hatte Recht. Sie hatte sich intensiv bemüht, ihn in die Familie zurückzuholen, doch er hatte sie vor den Kopf gestoßen.
    »Jackie, du hast eine Nichte und einen Neffen, die du noch nie gesehen hast. Sie haben immer nur die Hochzeitsbilder betrachtet und auf den jungen Fremden gezeigt, der beim Zuteilen der Plätze half, und gefragt, wer das sei.«
    »Kevin und Elizabeth«, sagte er. »Wie geht es ihnen?«
    Er kannte sie nur von Fotos. Kate gehörte zu den Menschen, die einmal im Jahr zusammen mit einer Weihnachtskarte Briefe verschickte, in denen sie schilderte, was die Familie im vorangegangenen Jahr erlebt hatte. Gewöhnlich legte sie auch ein Familienfoto bei. Jedenfalls hatte sie es früher so gehalten. Doch in den letzten Jahren

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