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Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Titel: Handyman Jack 05 - Todesfrequenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Nische. Es gab keine Tischbedienung, daher war Jack zur Bar gegangen und hatte einen Gin Tonic für Kate und eine Halbe Harp für sich selbst geholt.
    Sie leerte schnell ihr Glas zur Hälfte und hoffte, damit den Schock zu dämpfen, von dem sie sich noch nicht erholt hatte. Jackie! Ausgerechnet! Und schlimmer noch, sie hatte »meine Freundin« und die Sekte in ihrer Nachricht für seine Voice-Mail erwähnt. Sie durfte ihm nichts von sich und Jeanette erzählen. Das durfte niemand wissen. Noch nicht.
    Jackie… Jack. Irgendetwas in ihr wollte ihn wegen der Schmerzen hassen, die er allen zugefügt hatte. Nun, nicht allen. Tom war viel zu sehr auf sich selbst fixiert, um auf Dinge zu achten, die ihn nicht unmittelbar betrafen. Aber verdammt noch mal, sie und Dad waren immer halb verrückt vor Sorge um Jack gewesen.
    Dennoch sah sie ihn jetzt an und verspürte einen Drang, zu lächeln, ja, laut zu lachen. Es war vielleicht ein besonders ungünstiger Augenblick, ihm zu begegnen, aber trotz allem, was zwischen ihnen vorgefallen war – eher
nicht
vorgefallen war –, konnte sie nicht leugnen, dass ihr Herz mit Freude darüber erfüllt war, ihn wiederzusehen. Jackie… sie hatte ihn gefüttert, seine Windeln gewechselt, als er noch ein Baby war, und sie hatte ihm vorgelesen und den Babysitter bei ihm gespielt, als sie älter wurde. Und sieh ihn dir an. Mein Gott, wie sehr hatte er sich verändert. Bei ihrer letzten Begegnung war er noch ein Junge gewesen – er war damals an der Rutgers und hatte noch ein Semester vor sich, aber er war immer noch ein Junge. Ein düsterer und grüblerischer Junge nach Moms Tod.
    Sie spürte noch immer die Düsternis in ihm, doch er schien sich in seiner Haut jetzt wohl zu fühlen. In einer Haut, die er nun voll und ganz ausfüllte. Jackie war als Kind furchtbar mager gewesen, doch jetzt konnte sie die Muskeln unter seinem Hemd erahnen. Aber was hatte es mit dieser kaum verheilten Wunde auf sich, die vom Haaransatz bis zur rechten vorderen Schädelhälfte verlief? Ja, es war ganz deutlich, sie war höchstens vier Wochen alt. Sie fragte sich, wie er sich diese Verletzung zugezogen hatte.
    Er hatte gesagt, dies wäre seine Stadt, und das konnte sie ihm unbesehen glauben. Er schien hierher zu gehören, so lässig bewegte er sich auf ihren Straßen. Sie konnte nicht entscheiden, ob die Stadt sich ihn zu Eigen gemacht hatte oder er sich die Stadt. Ganz gleich wie, die beiden schienen füreinander geschaffen zu sein.
    Kleiner Bruder oder nicht, sie musste dieses Treffen kurz halten. Ein Drink, das Versprechen, in Verbindung zu bleiben, und dann nichts wie weg von hier. Das Gespräch bei der Familie halten, bei der guten alten Zeit, als Mom noch das Regiment führte, es auf jeden Fall fern halten von Jeanette und der Sekte. Kate würde einen anderen Weg finden – ohne ihren Bruder –, diese Angelegenheit zu regeln.
    Also unterhielten sie sich.
    Tatsächlich redete Kate die meiste Zeit. Vorwiegend über Kevin und Lizzie. Sie streifte – sehr flüchtig – ihre Scheidung von Ron, erzählte ein wenig von ihrer Kinderarztpraxis, und dann ging ihr die Puste aus.
    »Siehst du Tom öfter?«, fragte Jack nach einer Pause.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Er ist Richter in Philadelphia, weißt du.«
    »Das habe ich gehört.«
    »Er ist schon zum dritten Mal verheiratet. Ich habe ihn Weihnachten kurz getroffen. Als du noch jünger warst, habe ich es nicht so deutlich erkannt, aber ihr beiden seht euch erstaunlich ähnlich. Zehn Jahre älter und zwanzig Pfund schwerer und ein paar graue Strähnen in deinem Haar – und ihr könntet Zwillinge sein.«
    »Mein großer Bruder«, sagte Jack stirnrunzelnd, während er den Kopf schüttelte. »Ausgerechnet Richter.«
    Verwundert über Jacks verärgerten Unterton, griff sie nach ihrem Glas, um einen Schluck zu trinken, fand darin aber nur noch Eiswürfel.
    »Zeit für einen Zweiten«, sagte Jack und nahm ihr das Glas ab.
    Ehe sie protestieren konnte, war er schon aufgestanden und entfernte sich.
    Er bewegt sich wie eine Katze, dachte sie, während sie ihm nachschaute.
    Zeit, das Thema zu wechseln. Bisher war das Gespräch ziemlich einseitig gewesen. Jetzt war er an der Reihe.
    »So«, sagte sie, während er ihr den zweiten Drink servierte. »Genug von mir. Ich brauche ein paar Antworten von dir. Zuerst einmal möchte ich wissen, weshalb du einfach aus unserem Leben verschwunden bist. Hing es mit dem zusammen, was mit Mom passiert ist?«
    Jack nickte.

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