Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
daran interessiert zu erfahren, wie und wo Sie das Schießen gelernt haben und weshalb Sie an diesem Abend eine Pistole bei sich hatten. Vor allem wollen sie wissen, was Ihnen durch den Kopf ging, ehe und nachdem Sie den Killer töteten.«
Eine weitere Pause trat ein, dann: »Mein Gott, ist das dämlich, aber wenn Sie dann endlich verschwinden – und das meine ich auch so: Sie verschwinden und vergessen, dass Sie mich je gesehen haben.« Er hielt die Computerausdrucke hoch, die er ihm abgenommen hatte. »Und sehen Sie zu, dass Sie die restlichen von diesen Dingern loswerden.«
»Abgemacht«, sagte Sandy. Dieses Versprechen konnte er leicht geben – der Erlöser könnte es ohnehin nicht überprüfen.
»Und ich meine nicht, dass Sie sie verbrennen sollen. Etwas zu verbrennen, erregt Verdacht, und Sie würden staunen, was heutzutage alles aus Ascheresten herausgelesen werden kann. Zerreißen Sie die Blätter in kleine Fetzen, werfen Sie sie in die Toilette und spülen Sie sie weg. Es gibt nichts Anonymeres als ein Abwassersystem mit acht Millionen Benutzern.«
»Aber es existiert eine Kopie, die ich nicht zurückkriege. Sie befindet sich in einem Etablissement namens
Julio’s,
und ...«
»Darum kümmere ich mich schon.«
Und dann war ihm plötzlich klar, was an diesem Morgen passiert war. Natürlich! Die Männer
bei Julio’s
hatten den Mann auf dem Ausdruck erkannt. Julio hatte Sandy in den Park geschickt, dann den Erlöser angerufen und ihm mitgeteilt, wo er, Sandy, zu finden wäre.
Seine Erregung stieg beträchtlich, während Sandy den Kassettenrecorder aus dem Rucksack holte. »Fangen wir an.«
»Stecken Sie das weg. Keine Aufnahme. Und wir setzen uns nicht hier draußen hin. Mein Wagen steht in der Nähe. Ich fahre und rede, und Sie schreiben mit.«
»Das ist okay«, sagte Sandy.
Das ist es, dachte er, während er im Schlepptau des Erlösers den Park verließ. Das Blut sprudelte wie Champagner durch seine Adern. Es geschieht tatsächlich! Alles fügt sich zusammen! Ich bin unterwegs nach oben!
6
»Du trennst dich von der Semmerling?«, staunte Abe. »Das glaube ich nicht.«
Jack wollte es selbst nicht glauben. Er trug die kleine .45er schon so lange an seinem Fußknöchel, dass sie ihm vorkam wie ein Teil von ihm. Es war fast so, als würde man ihm ein Stück Fleisch herausschneiden. Doch angesichts dessen, was er von Sandy Palmer erfahren hatte, wusste er, dass er sie nicht länger behalten konnte. Daher war er, nachdem er Palmer abgesetzt hatte, direkt zu Abe gefahren und hatte ihm von seinem »Interview« erzählt.
»Der Kerl wusste alles darüber, nachdem er die Gespräche der Polizisten am Tatort belauscht hatte. Einer der Beamten hat sie nach der Beschreibung genau identifiziert.«
Schlimm genug, in dieser Stadt mit einer Waffe erwischt zu werden, aber eine Waffe mit sich zu führen, nach der die Polizei gezielt fahndete…
Abe schüttelte den Kopf. »Ein Cop, der sich mit Waffen auskennt. Dass ausgerechnet du an ihn geraten musst.«
»Ja. In letzter Zeit lässt mein Glück zu wünschen übrig.«
Er machte sich Sorgen wegen dieses Juniorreporters oder was immer für einen Posten Sandy beim
The Light
bekleidete. Nicht, dass er ein schlechter Kerl war, aber er war einfach zu ehrgeizig. Er könnte die falschen Kompromisse eingehen, um voranzukommen – Kompromisse, die Jack ins Verderben stürzen könnten.
Und es mangelte ihm offenbar an gesundem Menschenverstand. Er war ohne zu zögern in Jacks Wagen gestiegen. Wäre Jack impulsiver oder wären bei ihm genug Schrauben locker, so dass es ihm egal war, ob Palmer irgendwo eine dieser Zeichnungen mit einem Begleitbrief deponiert hatte, hätte er ihn ohne Probleme im Wagen töten und an einer von einem Dutzend Stellen in der Stadt ablegen können, wo er tage- vielleicht sogar wochenlang nicht gefunden worden wäre.
Das hatte er jedoch nicht getan. Sondern er hatte Sandy Palmer angelogen.
Jack hatte ihn zu seinem Wagen gebracht – dabei hatte er darauf geachtet, dass er keinen Blick auf die Nummernschilder hatte werfen können – und hatte ihn für fast eine Stunde durch die Gegend kutschiert, während er den allergrößten Blödsinn erzählt hatte. Eigentlich sehr guten Blödsinn, wenn man bedachte, dass er sozusagen aus dem Stegreif konstruiert worden war.
Palmer hatte sich umfangreiche Notizen gemacht und Jack immer wieder unterbrochen, um ihm Zwischenfragen zu stellen und einzelne Punkte genauer zu klären. Schließlich
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