Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
kratzte. Er blickte nach unten und entdeckte einen feinen Riss in seiner Haut. Wie war das passiert? Holdstock hatte die andere Hand in der Jackentasche gehabt, während er ihn passierte.
Er zuckte die Achseln. Es war nichts Ernstes. Wahrscheinlich nur eine Heftklammer von einem Reinigungsetikett. Er blutete nicht einmal.
Er wandte sich zu Kate um, die immer noch in der Küche stand, einen hilflosen, verwirrten Ausdruck im Gesicht.
»Was ist hier gerade geschehen?«, fragte sie.
»Das möchte ich verdammt noch mal auch wissen. Du bist die Ärztin. Hast du so etwas schon mal erlebt?«
»Niemals.«
»Es müssen die Mikrowellen sein. Aber über Mikrowellen weiß ich genauso wenig wie über die String-Theorie.«
»Ich weiß, es ist eine Art Strahlung – eine nicht ionisierende Strahlung. Je nach Wellenlänge werden sie für alles – vom Radar über Mobiltelefone bis hin zum Kochen – benutzt. Aber ich kann nicht glauben, dass sich bei Jeanette immer dann eine Persönlichkeitsveränderung bemerkbar macht, wenn sie in die Nähe eines Mikrowellenherdes gerät.«
Jack nahm Kates Hand und strich mit ihren Fingern über den Riss im Glas der Herdtür.
»Dieser Mikrowellenherd hat offensichtlich ein Leck.«
Kate schüttelte den Kopf. »Ich verstehe noch immer nicht …«
»Ich habe eine ganze Liste von Dingen, die ich nicht verstehe. Und Holdstock steht auf dieser Liste ganz oben. Du hast mir erzählt, er wäre kurz nach Jeanettes erster Persönlichkeitsveränderung aufgetaucht, richtig? Und jetzt platzt er schon wieder herein. Kann es sein, dass er in der Wohnung Wanzen installiert hat?«
Kate massierte ihre Oberarme. »Sag nicht so was. Ich habe Artikel über Leute gelesen, die krank wurden, weil sie Überwachungsgeräten ausgesetzt waren, die auf Mikrowellenbasis arbeiten.«
»Vor ein paar Monaten habe ich ein ganzes Wochenende mit einem Haufen Paranoiker verbracht, die die verrücktesten Storys über alles, was man sich nur vorstellen kann, erzählten. Darunter waren auch Berichte über Experimente der CIA und des KGB, bei denen Mikrowellen zur Bewusstseinskontrolle eingesetzt wurden. Vielleicht waren sie doch nicht so paranoid.«
»Du machst mir Angst.«
»Und was sollte ihr Gerede von dem Virus, der ihr Gehirn verändert? Hältst du so etwas für möglich?«
Kate zuckte mit einem Ausdruck der Verzweiflung die Achseln. »Jack, ich weiß es nicht. Es erscheint unmöglich. Es handelt sich um einen Adenovirus. Selbst wenn er mutiert sein sollte, kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Adenovirus auf ein menschliches Gehirn einwirken kann.«
Mikrowellen, multiple Persönlichkeiten, mutierte Viren – Jack hatte das Gefühl, er wäre in einem Horrorfilm gelandet.
»Vielleicht nicht, aber ich glaube, der Einzige, der uns in diesem Punkt weiterhelfen kann, dürfte Fielding sein. Ich habe keine Ahnung, wie es dir geht, aber mir ist das alles völlig fremd. Vielleicht solltest du dich wieder mit ihm in Verbindung setzen.«
»Das tue ich sofort.«
»Und während du ein ärztliches Fachgespräch mit ihm führst, muss ich etwas erledigen. Ich bin in Nullkommanichts zurück.«
Jack hatte eine Idee, was er versuchen könnte. Dafür brauchte er jedoch einige ganz bestimmte Dinge.
5
Sandy saß benommen an seinem Schreibtisch. Dies musste der grandioseste Vormittag seines Lebens sein. Er konnte noch immer nicht fassen, wie er empfangen worden war, als er vor zwei Stunden den Presseraum betreten hatte – Hochrufe und stehende Ovationen. George Meschke war ihm entgegengekommen, um ihm die Hand zu schütteln und ihm mitzuteilen, dass seine Ausgabe – ja, sie hatten es
seine
Ausgabe genannt – in der ganzen Stadt ausverkauft wäre.
Und jetzt eine Voice-Mail. Er hatte gerade die letzte der neun Nachrichten abgehört. Menschen, die er seit Jahren aus den Augen verloren hatte – ein ehemaliger Mitbewohner aus dem Studentenheim, alte Klassenkameraden, sogar einer seiner Professoren von der Journalistenschule – hatten angerufen, um ihm zu gratulieren. Was käme als Nächstes?
»Hi, Sandy.«
Er blickte auf und blinzelte. Patrice Rawlinson, die ewig gebräunte Silikonblondine aus der Feuilletonabteilung. Klar, sie war ein reines Kunstprodukt, aber mit diesen wie aufgemalt wirkenden Kleidern blieb sie das Traumgirl aller männlichen Angestellten.
Er suchte verzweifelt nach einer Erwiderung. »Oh, uh, hi.«
Brillant.
Früher, wenn er sie auf einem der Korridore gegrüßt hatte, war ihr Blick immer durch
Weitere Kostenlose Bücher