Handyman Jack 07 - Todessumpf
rot, und die beiden obersten Knöpfe standen offen.
»Wer ist der?«, fragte sie und deutete auf Carl. »Er ist einer von uns, nicht wahr?«
Luke bedachte Carl mit einem hässlichen Grinsen. »Das ist er ganz gewiss. Nur benimmt er sich nicht so.«
»Wie kommt es, dass ich ihn bisher noch nicht zu Gesicht bekommen habe?«
»Wahrscheinlich hast du ihn doch schon mal gesehen, aber du erinnerst dich nicht mehr an ihn. Carl entschied, zu verschwinden, kurz nachdem du hierher kamst. Ich glaube nicht, dass wir für ihn noch gut genug sind.« Er kam einen Schritt näher. »Ist es nicht so, Carl? Habe ich nicht Recht? Aber es war okay. Das hier ist schließlich kein Gefängnis. Du kannst kommen und gehen, wann und wie du willst.« Er blieb dicht vor Carl stehen und sah ihm in die Augen. »Das heißt aber nicht, dass du Fremde herbringen darfst. Du kennst ja unsere Regeln, was Außenseiter betrifft.«
Er machte Anstalten, Carls Hemdfront zu packen, und Jack legte eine Hand auf seinen Arm – sanft, aber mit Nachdruck. Er suchte keinen Streit, nicht unter diesen höchst ungünstigen Umständen, aber er hatte auch nicht vor zuzulassen, dass Carl ein Opfer irgendwelcher Handgreiflichkeiten wurde.
»Lassen Sie’s«, sagte Jack.
Lukes Finger verharrten wenige Zentimeter vor Carls Brust. »Wie bitte?«
Jacks Stimme blieb ruhig und leise, doch sein Blick sprach Bände, und er hoffte, dass sich Luke seine weiteren Aktionen reiflich überlegte. Er hatte keinen Plan – er hatte damit gerechnet, die Lagune verlassen vorzufinden –, aber er war bereit zu improvisieren, vielleicht sogar schnell und sehr gemein zu handeln, um seinem Standpunkt Geltung zu verschaffen und die ganze Gruppe aus dem Konzept zu bringen.
»Lassen Sie’s einfach.«
Luke funkelte ihn wütend an, dann wanderte sein Blick zum Wasser. »Halten Sie sich heraus, oder Sie nehmen ein Bad.«
»Das fände ich noch nicht einmal so übel.«
»Ja?« Luke grinste. »Dann sehen Sie sich mal an, mit wem Sie um die Wette schwimmen dürfen.«
Jack drehte sich um und sah ein Lebewesen zum Ufer treiben, das wie eine Riesenschildkröte aussah. Den Kopf hatte sie unter Wasser, aber ihr moosbewachsener anderthalb Meter langer Schild erinnerte an eine Reliefkarte des Himalajagebirges.
Dann hob sie den Kopf – und danach den anderen Kopf. Mein Gott, sie hatte zwei – große, hässliche, grobschlächtige Gebilde –, die jetzt aus dem Wasser auftauchten. Die scharfkantigen Schnäbel klafften auf und zeigten riesige Mäuler, in denen eine ganze Footballmannschaft reichlich Platz gehabt hätte. Die vier feuchten, schwarzen Augen waren auf Semelee gerichtet, während sie bis zum Ufer gelangte und wartete, wobei ihr langer, schlangenähnlicher Schweif im Wasser hinter ihr hin und her peitschte.
Luke packte einen abgefallenen Baumast und rief: »Showtime!« Er ging einen Schritt näher zum Wasser und zielte mit dem Ast auf die hungrigen Mäuler. »Das ist eine Alligatorschnappschildkröte. Wenn Sie ein Bad nehmen – und wir werden schon dafür sorgen, dass Sie das tun –, dann dürfte dies mit Ihren Armen und Beinen geschehen.«
Der Ast war nur noch knapp einen halben Meter vom linken Kopf entfernt, als er blitzartig ausgefahren wurde und das Maul zuschnappte und ihn mit einem lauten knirschenden Knacken in der Mitte so leicht und schnell durchbrach, wie Jack es mit einem Zahnstocher tun könnte. Eine der Hälften geriet dabei in Reichweite des rechten Kopfes und erlitt ein ähnliches Schicksal. Danach trieb der Ast in drei Teile zerlegt auf dem Wasser.
Jacks Zunge war plötzlich staubtrocken.
»›Wenn‹?«, fragte Jack, wobei ihm klar war, dass der Bursche keine Mühe hätte, ihn ins Wasser zu stoßen. Aber er konnte unmöglich klein beigeben. »Sie meinen ›falls‹, nicht wahr?«
Luke machte einen Schritt auf ihn zu. »Nein, ich meine …«
»Jetzt ist aber Schluss«, sagte Semelee und drängte sich zwischen sie. »Beruhige dich. So behandelt man seine Gäste nicht.« Sie wandte sich an Jack. Ihr Blick traf seine Augen und enthielt keine Spur von der Feindseligkeit, die Luke ausstrahlte. »Was haben Sie hier zu suchen?«
Jack hatte sich längst eine Antwort auf diese Frage zurechtgelegt. »Sie haben doch vorgeschlagen, wir sollten uns auf einen Drink zusammensetzen. Nun, hier bin ich.«
»Quatsch!«, fauchte Luke.
Dieser Kerl fühlte sich aber auch von jedem und allem angegriffen.
Semelee ignorierte ihn und lächelte. »Ja, ich sehe wohl, dass Sie hier
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