Handyman Jack 07 - Todessumpf
nach, während er das Kanu nach links lenkte und um die Biegung verschwand.
»Ich habe es dir erklärt.«
»Glaubst du ihm?«
Mühsam unterdrückter Zorn war in seiner Stimme zu hören. Sie wusste, dass er eifersüchtig war, aber sie vermutete, dass sein Stolz verletzt worden war, weil Jack ihn mit seiner Waffe in Schach gehalten hatte.
»Ja, das tue ich.«
Sie war sich nicht sicher, weshalb, aber sie hatte das Gefühl, dass er geglaubt hatte, es gäbe nur eine einzige Muschel, bis sie ihn aufgeklärt hatte.
»Du verhältst dich wie eine Närrin, Semelee. Wir hätten selbst nach der Augenmuschel suchen können.«
»Ja? Zum Beispiel wo? Oder wie? Wir können kaum ins Krankenhaus gehen und uns danach erkundigen. Ich hätte eigentlich gar nicht erst dort auftauchen dürfen. Wir können im Haus seines Daddys auch nicht genauso gründlich nachsehen, wie er es kann.«
»Wir hätten es versuchen können. Wie die Dinge im Augenblick stehen, werden wir ihn oder deine Augenmuschel nie wiedersehen.«
»Oh, wir werden ihn schon wiedersehen … auf die eine oder andere Art ganz gewiss.«
»Was soll das heißen?«
»Hast du ihm nicht zugehört? Er sagte, er hätte Carl versprochen, ihn nach Hause zurückzubringen. Wenn er die Muschel findet, kommt er zurück, um den Tausch auszuführen. Aber selbst wenn er sie nicht findet, kommt er her, um Carl zu holen. Er wird ihn nach Hause bringen oder zumindest bei dem Versuch, es zu tun, einigen Schaden anrichten.«
Luke schnaubte. »Wie kommt es, dass du glaubst, ihn so gut zu kennen? Du hast erst zweimal mit ihm gesprochen.«
Sie musterte Luke eindringlich. »Ich will dir mal etwas verraten, Luke. Das ist ein Mann, der hält, was er verspricht.«
Sie hatte es in seinen Augen gesehen. Keine Spur von Angst, sondern Sturheit und Entschlossenheit bis zur Selbstaufgabe. Und das machte ihn besonders – und noch wertvoller. Tapfer und loyal, zwei Eigenschaften, die sich jede Frau von einem Mann wünschte. Aber Jack war kein Mann für irgendeine Frau. Er war dazu bestimmt, ihr Mann zu sein.
Seltsam, wie die Dinge sich entwickelten und sich wie ein Puzzle zusammenfügten … es war, als wäre alles Teil eines ausgeklügelten Plans. Sein Daddy wurde ausersehen zu sterben, aber es kam nicht dazu. Er blieb am Leben, und das wiederum führte Jack hierher, wo er und Semelee zusammentreffen konnten. Sie verlor eine Augenmuschel, aber Jack würde sie suchen und finden, und das würde sie noch enger aneinander binden.
»Wofür brauchst du diese Augenmuschel überhaupt so dringend?«, fragte Luke. »Du bist mit der einen doch ganz gut zurechtgekommen.«
»Nein, das bin ich nicht. Es ist nicht dasselbe. Mit nur einer ist es viel schwieriger, die Kontrolle zu behalten und gleichzeitig zu sehen, wohin ich mich bewege. Ich brauche beide.«
»Okay, schon gut. Aber es war doch ein Scherz, dass du seinen Daddy in Ruhe lassen willst, stimmt’s?«
»Stimmt nicht. Wir sind an seinem Daddy nicht mehr interessiert.«
»Aber Seme…«
»Wir haben ein neues Ziel.«
Sie wusste nicht, wie es geschehen war, aber Jack hatte sie und ihren Clan irgendwie mit dem in Verbindung gebracht, was seinem Daddy zugestoßen war. Wenn sein Daddy getötet würde, gäbe er ihr die Schuld, und das könnte sie entzweien und verhindern, dass geschähe, was die Bestimmung für sie beide vorsah. Nein, sie hatte ein viel besseres Opfer, nämlich jemanden, der umgebracht werden musste.
Luke starrte sie an. »Wen?«
»Die alte Frau. Sie wird Daddys Platz einnehmen.«
7
Wie sollte er diese verdammte Muschel finden?
Die Frage beschäftigte ihn, während er in Richtung Novaton fuhr.
Semelee hatte Recht gehabt. Es war nicht sehr schwierig gewesen, in die reale Welt zurückzufinden. Er hatte das Kanu an der Anlegestelle der Propellerboote liegen gelassen und sich auf den Weg in die Stadt gemacht. Der Himmel war nach wie vor bedeckt, hatte aber bisher nicht einen Tropfen Regen spendiert.
Wo sollte er anfangen? Das Krankenhaus bot sich als nächstliegende Möglichkeit an, aber Dad hatte es schon vor fast vierundzwanzig Stunden auf eigenen Wunsch verlassen. Jack war sicher, dass das Zimmer längst ausgeräumt und gründlich gesäubert worden war. Wahrscheinlich hatte es sogar schon wieder einen neuen Insassen. Das bedeutete, dass er wohl die Müllcontainer des Krankenhauses würde durchwühlen müssen.
Er schüttelte unwillkürlich den Kopf. Wenn er ein halbes Dutzend Helfer hätte, dann könnten sie vielleicht
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