Handyman Jack 07 - Todessumpf
hierher gekriegt? Ich weiß, dass du die Waffe ganz bestimmt nicht im Flugzeug bei dir hattest haben können.«
Jack zuckte die Achseln. »Da gibt es verschiedene Möglichkeiten.«
Dad fixierte ihn weiterhin prüfend. »Sag mir die Wahrheit – du bist in Wirklichkeit kein Haushaltsgerätetechniker.«
»Doch, das bin ich. Wirklich.«
»Okay, aber was bist du sonst noch?« Er wedelte mit der Glock. »Ich habe ziemlich genau gesehen, wie du mit diesem Ding da draußen umgegangen bist. Im Krieg habe ich viele Leute mit Waffen herumhantieren sehen, und man konnte immer recht genau erkennen, wer von ihnen wusste, was er tat, und an den Umgang damit gewöhnt war, und wer sich eher ungeschickt anstellte. Für mich gehörst du zur ersten Kategorie, Jack.«
Trotz der Nähe zu seinem Vater, die er im Augenblick empfand, trotz des engen Bandes, gemeinsam eine gefährliche Situation überstanden zu haben, das sie in diesem Moment zusammenschmiedete, konnte Jack sich nicht überwinden, ihm die Wahrheit zu sagen.
»Du kannst aber auch ganz gut damit umgehen, Dad. Vielleicht ist das ein Talent, das in unserer Familie liegt.«
»Na schön. Behalte deine Geheimnisse nur für dich. Jedenfalls im Augenblick. Aber versprich mir, dass du sie mir eines Tages, ehe ich sterbe, verraten wirst. Okay?«
Jack erkannte Fallen, die man ihm stellte, auf den ersten Blick. Und dies hier war ganz eindeutig eine Falle von der Sorte »Wann haben Sie damit aufgehört, Ihre Frau zu schlagen?« Wenn er das erbetene Versprechen gab, gestand er gleichzeitig, dass er tatsächlich ein Geheimnis hütete.
»Reden wir jetzt nicht vom Sterben, Dad.«
Sein Vater seufzte. »So komme ich also auch nicht weiter, oder?« Er schenkte seinem Sohn von dem Scotch nach. »Vielleicht löst das deine Zunge.«
Jack lachte. »Niemand hat bisher versucht, mich betrunken zu machen. Ich muss zugeben, ich finde das gar nicht so übel. Mach nur weiter so!«
11
Die Schatten waren deutlich länger geworden, als Semelee endlich bereit war, etwas zu tun. Selbst mit beiden Augenmuscheln hatte sie eine Weile gebraucht, Dora in die gewünschte Position zu bugsieren. Wie jede andere Schnappschildkröte bewegte sie sich langsam und schwerfällig. Kein Vergleich mit Devil.
Armer Devil. Luke sagte, es ginge ihm sehr schlecht und es sähe so aus, als würde er sterben. Das bedrückte sie sehr.
Doch sie schüttelte diese Traurigkeit ab und konzentrierte sich auf ihr Vorhaben. Nun, da sich Dora am vorgesehenen Ort befand, war Semelee zum nächsten Schritt bereit.
Sie entfernte sich von der Lagune und schritt durch den Wald, bis sie zum Bienenstock gelangte. Sie achtete darauf, nicht zu nahe heranzugehen. Es war ein Volk Mörderbienen, und sobald sie zu sehr gereizt wären, würden sie nicht aufhören, auf alles einzustechen, was in ihre Nähe gelangte. Sie kannten es nicht anders und folgten nur einem blinden Trieb.
Semelee legte die Muscheln auf ihre Augen und konzentrierte sich …
…und sieht das Innere des Stocks. Ihre Sicht ist sehr seltsam, als blickte sie gleichzeitig durch Dutzende von Augen …
Semelee nahm die Muscheln von den Augen und hob den Stein, den sie mitgebracht hatte, vom Boden auf. Sie schleuderte ihn in den Stock, dann setzte sie die Muscheln schnell wieder auf.
… und abermals befindet sie sich innerhalb des Stocks und sieht ihre Umgebung genauso seltsam vervielfältigt wie zuvor. Aber in dem Stock hat sich einiges verändert. Er ist mit einem wütenden Summen erfüllt – mehr noch, es ist ein Summen, das rasende Wut signalisiert. Sie drängen zur Öffnung, gelangen ins Freie, schwingen sich in die Luft und den Sonnenschein, und dann fliegt sie selbst auch und jagt Seite an Seite mit ihnen dahin.
Sie sieht sich da im Schatten der Bäume stehen, die Muscheln auf den Augen. Der Bienenschwarm fliegt auf sie zu, als sei sie das Schlimmste, Bedrohlichste in ihrer Insektenwelt, vor dem sie den Stock beschützen müssen, egal ob sie dabei den Tod finden oder nicht. Am ganzen Körper bricht ihr der Schweiß aus. Vielleicht hätte sie das nicht riskieren sollen. Vielleicht hätte sie sich etwas anderes ausdenken sollen. Denn falls sie die Bienen nicht zur Umkehr bewegen kann, werden sie sie töten.
Sie wirkt auf sie ein, zieht sie, schiebt sie, vermittelt ihnen die Botschaft, dass es noch etwas Schlimmeres gibt als sie, etwas, das eine größere Bedrohung für den Stock, für den Schwarm darstellt. Auf diesen möglichen Angreifer sollen sie sich
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