Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
seiner TPs zu einem Supermarkt verfolgt, wo sie Jensens Wagen mit Lebensmitteln voll geladen haben. Dann setzte er den TP ab und fuhr im wahrsten Sinne des Wortes in die Berge. Ich bin ihm auf der 684 gefolgt und habe ihn beim ersten Mal verloren. Aber dann, im vergangenen September, konnte ich ihm bis ins Putnam County auf den Fersen bleiben. Oben in den Bergen habe ich dann beobachtet, wie er die Lebensmittel vor einem Haus im Wald ausgeladen hat und gleich darauf wieder zurückfuhr.«
»Vielleicht lebt dort ein Verwandter von ihm.«
»Ein alter weißhäutiger Mann mit langen Haaren und einem Vollbart kam heraus auf die Vorderveranda und drohte Jensen mit der Faust, als er abfuhr. Er war nicht gerade das, was ich mir unter seinem Vater vorgestellt hätte.«
»Blascoe?«
Sie zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Jedes Bild, das ich von Cooper Blascoe gesehen habe, zeigte einen kräftigen, gesunden Burschen mit blonder Mähne. Dieser Mann hingegen, das waren nur Haut und Knochen. Er ging gebückt, als wäre er uralt. Ich habe gehört, dass er irgendeine Phobie vor Bakterien haben soll, aber der Mann, den ich vor dem Haus beobachtet habe, sah aus, als wäre er seit Präsident Beame nicht mehr mit Wasser und Seife in Berührung gekommen.«
»Und dennoch …?«
»Und dennoch, irgendetwas an seinem Haar, an seinem Profil …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Irgendwo in meinem Kopf flammte ein Neonzeichen auf und verkündete Cooper Blascoe … Cooper Blascoe … und hörte nicht auf.«
Jack kannte dieses Gefühl. Sein eigenes Unterbewusstsein hatte sofort das Muster auf Bradys Globus erkannt, aber sein Bewusstsein hatte noch einige Zeit gebraucht, diesen Eindruck zu bestätigen.
»Wie nahe sind Sie an ihn herangekommen?«
»Nicht nahe genug, um mir ganz sicher zu sein.«
»Sie sind nicht näher herangefahren, um sich zu vergewissern?«
»Nein. Ich wollte es, aber … Wollen Sie die Wahrheit wissen? Ich hatte Angst. Richtig mutig bin ich nur hinter meiner Tastatur – da nehme ich es jederzeit mit jedem Gegner auf –, aber draußen in der richtigen Welt … da bin ich im Grunde ein Feigling.« Sie hielt den Stumpf ihres kleinen Fingers hoch. »Ich habe eine sehr niedrige Schmerzgrenze.
Vielleicht auch panische Angst vor dem Tod – so als müsste ich sterben, wenn ich zu viel Angst habe.«
»Wovor hatten Sie Angst?«
Sie legte einen Finger an ihre Schläfe. »Mal sehen.
Wie wäre es mit einer Frau allein im Wald, wo ich eigentlich gar nicht hätte sein dürfen? Oder dass ich verschwitzt und zerkratzt war, nachdem ich Jensens Wagen zu Fuß gefolgt bin und mir die Mücken verdammt zugesetzt haben? Da ich wusste, wie ernst es die Demenzizisten mit der Sicherheit meinen und dies der Sicherheitschef war, den ich verfolgt habe, wie wäre es mit der Erklärung, dass ich mir nicht sicher war, ob ich am Ende nicht in irgendeine Falle tappe? Wie zum Beispiel einen Elektrozaun oder eine Bärenfalle oder ein Rudel Wachhunde? Oder wie wäre es damit, dass Jensen meinen Wagen im Wald hätte finden können, wo ich ihn stehen gelassen hatte? Können Sie mir vorwerfen, dass ich nichts anderes wollte, als so schnell wie möglich wieder von dort zu verschwinden?«
Jack schüttelte den Kopf. »Ganz und gar nicht.
Könnten Sie wieder dorthin finden?«
Sie nickte lächelnd. »Schon möglich, dass ich es mit der Angst zu tun bekommen habe, aber nicht so sehr, dass ich nicht habe klar denken können. Als ich zur Schnellstraße zurückfuhr, habe ich mir ausführliche Notizen gemacht.«
»Und waren Sie seitdem noch einmal dort?«
»Ich hatte es vor. Ich dachte daran, tagsüber hinzufahren und mich mit einem Teleobjektiv so lange auf die Lauer zu legen, bis ich ein paar Fotos schießen könnte. Ich bin sogar zweimal an der Abzweigung vorbeigefahren. Aber …«
»Aber Sie sind nicht aus Ihrem Wagen ausgestiegen.« Es war keine Frage, denn Jack kannte die Antwort.
Jamie Grant schüttelte den Kopf mit einem Ausdruck der Verlegenheit. »Mich verließ der Mut, wie der Ängstliche Löwe sagen würde.«
»Und was halten Sie davon, zusammen dorthin zu fahren?«
Ihre Miene sagte ihm, dass sie sich genau diesen Vorschlag erhofft hatte.
»Gute Idee. Wie wäre es mit morgen?« Neu erwachter Eifer beschleunigte ihre Worte. »Ich leihe mir eine Kamera von einem unserer Fotografen aus.
Wir könnten schon am frühen Morgen losfahren, damit wir den ganzen Tag zur Verfügung haben.«
Jack strich mit den Fingern über die Narben
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