Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
»Ich habe nur deshalb so lange gebraucht, es zu erkennen, weil sich das Muster um eine Kugel geschmiegt hat. Obwohl sie rotierte, habe ich die gesamte Zeichnung niemals vollständig gesehen. Ich meine, ich hätte es erkannt, wenn dies« – er tippte auf das Muster – »die Umrisse von Ozeanen und Kontinenten enthalten hätte, aber wie Sie sehen, ist es nicht der Fall. Trotzdem klingelte es in meinem Kopf. Es dauerte fast den ganzen Tag, bis ich die Verbindung hergestellt hatte.«
»Okay, dann ist dies also das gleiche Muster aus Lichtern und Linien wie auf dem Globus. Und was ist so unglaublich daran?«
»Das ist gar nicht der unglaubliche Teil.«
»Na schön, was ist also das Unglaubliche?«
Jack gab keine Antwort. Er betrachtete nur das Lederstück und strich sanft mit einer Hand über seine Oberfläche.
Jamie trank einen weiteren Schluck von ihrem Scotch. Allmählich wurde sie ungehalten.
Sie war jetzt an der Reihe, das Leder zu berühren.
Hm … weich. Sie ließ die Hand darauf liegen und legte eine Fingerspitze in eine der Pockennarben.
»Bringt dieses Ding uns irgendwie der Erkenntnis näher, weshalb er den Globus mit einer solchen Geheimniskrämerei umgibt?«
»Nein, aber …«
»Welchen Zweck soll das Ganze dann haben? Wo haben Sie diese Zeichnung denn gefunden? Vielleicht enthält sie irgendeinen Hinweis. Wenn Brady sie nicht angefertigt hat, dann muss es jemand gewesen sein, der in enger Verbindung zu ihm steht oder stand. Wenn wir mit dem Betreffenden reden könnten …«
»Sie ist tot.«
Sie? Tot? Jamie hatte plötzlich das Gefühl, als legte sich ein eiserner Ring um ihre Brust.
»Wie? Sagen Sie mir, dass sie an einem Herzinfarkt oder irgendetwas anderem in dieser Richtung gestorben ist. Bitte sagen Sie bloß nicht, sie wäre ermordet worden.«
»Ich wünschte, das könnte ich. Dies dort ist alles, was von ihr übrig blieb.«
Der Ring um Jamie Grants Brust schien sich weiter zuzuziehen.
»Ich verstehe nicht …«
»Das ist ihre Haut … vom Rücken.«
Sie zog die Hand ruckartig zurück. »Sie verscheißern mich, stimmt’s?«
Schließlich hob er den Kopf und blickte sie an.
Noch ehe er ihn schüttelte, wusste sie, dass es nicht so war.
»Der einzige Grund, weshalb ich Ihnen davon erzähle, ist der, dass ich niemanden kenne, der mehr über den Dormentalismus weiß.«
»Sie meinen … Sie meinen, dass ein Dormentalist dies von ihr abgelöst und sich dann hingesetzt hat, um diese Zeichnung anzufertigen?«
»Überhaupt nicht. Sehen Sie es sich genau an.« Er fuhr mit der Hand über die Pockennarben und die Linien. »Das ist keine Zeichnung. Das sind Narben.
Fragen Sie mich nicht, wie es dorthin gekommen ist, aber all das befand sich schon auf ihrem Rücken, als sie starb.«
»Schon vorher? Aber wie …? Wo ist der Rest von ihr?«
Er sah sie an – und sie erkannte die Qual in seinen Augen.
»Weg … verschwunden.«
Jamie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, aber sie wusste, dass ihr Glas leer war und dass sie einen weiteren Drink brauchte – und zwar dringend.
»Ich hole mir Nachschub. Jetzt zahle ich.« Sie deutete auf Jacks noch fast volles Glas. »Wollen Sie etwas anderes?«
Er schüttelte den Kopf.
Jamie ging zur Bar.
John »Jack« Robertson war ihr bisher nicht so vorgekommen, als sei er verrückt, aber offensichtlich war genau das der Fall. Wie sonst ließ sich sein Verhalten erklären?
Aber er wirkte so ernst. Ihr innerer Unfug-Indikator hatte sich nicht ein einziges Mal gemeldet.
Glaubte er an das, was er erzählte?
Als sie mit ihrem frischen Drink zurückkehrte und sich wieder hinsetzte, hatte sie sich ein wenig gesammelt.
»Okay, die Lady ist verstorben, doch noch zu ihren Lebzeiten erschienen diese Zeichen auf ihrem Rücken – wie Stigmata. Tut mir Leid, mein Freund, aber ich glaube nicht an übernatürliche Dinge.«
Er beugte sich vor. »Jamie, es ist mir völlig egal, was Sie glauben oder was Sie nicht glauben. Ich versuche nur, Ihnen klar zu machen, dass es hier um etwas Größeres, Mächtigeres geht als um eine geldgeile Sekte. Um etwas viel Größeres.«
Sie spürte, wie sie sich innerlich spannte. »Nun, wenn es Ihnen so völlig egal ist, warum zeigen Sie mir das alles?«
»Ich hab es doch schon erwähnt … weil Sie besser als jeder andere Außenseiter über den Dormentalismus Bescheid wissen, der übrigens vielleicht gar nicht so schwachsinnig ist, wie Sie annehmen. Haben Sie irgendwelche Hinweise darauf gefunden, dass die Sekte
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