Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
geringste Spur zu hinterlassen.
Er lieferte Abe eine kurze Schilderung der jüngsten Ereignisse.
»Meinst du, Jensen hat sie geschnappt?«
Jack zuckte die Achseln. »Die einzige andere Möglichkeit ist die, dass sie einen Entführungsversuch vermasselt haben und dass sie abgetaucht ist.
Aber ich glaube, dass sie in diesem Fall die Polizei benachrichtigt hätte.«
»Woher willst du wissen, dass sie es nicht getan hat? Vielleicht war dieser Polizistentyp am Telefon nur dort, weil sie unter Schutz steht.«
»Seit wann bist du ein solcher Optimist?«
»Was denn – soll ich mein ganzes Leben lang die Unke spielen?«
Jamie bei der Polizei … möglich wäre es schon, aber irgendwie …
»Ich muss bei meinen weiteren Operationen davon ausgehen, dass sie sie in ihrer Gewalt haben.«
»Und wo halten sie sie fest? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es riskieren, sie in den Tempel zu bringen.«
»Nein, sie ist woanders. Ich bin auch sicher, dass sie sie nicht in der Hütte deponiert haben, also … wo sonst?« Er sah sich um. »Hast du Mützen?«
»Mützen habe ich tonnenweise. Was willst du?«
»Etwas Großes. Je größer, desto besser.«
9
Gia untersuchte ihre Binde zum dritten Mal an diesem Morgen. Noch immer kein Blut.
Siehst du? Kein Grund zur Sorge. Dr. Eagleton hatte Recht gehabt.
Erleichtert verließ sie das Badezimmer und entging um Haaresbreite einer Kollision mit Vicky, die dazu neigte, jeden noch so kurzen Weg in rekordverdächtigem Laufschritt zurückzulegen.
»Mom! Darf Jessica zu mir kommen?«
Jessica war an Halloween eine der Prinzessinnen gewesen. Ein gutes Kind und nicht sehr anstrengend.
Aber Gia fühlte sich jetzt nicht in der Verfassung, zwei zehnjährige Mädchen zu beaufsichtigen.
»Ich fühle mich noch immer nicht besonders wohl, Vicky.« Vier Tage waren seit der starken Blutung verstrichen. Sie hätte erwartet, dass sie mittlerweile längst wieder fit wäre. »Aber wenn du willst, darfst du zu ihr.«
Vicky grinste. »Ich ruf sie an!« Und rannte zum Telefon.
Gia würde die Freizeit nutzen, die Beine hoch legen und es sich gut gehen lassen. Einen ganzen weiteren Tag lang. Wenn nichts Ungewöhnliches geschah, würde sie am nächsten Tag wieder ihre alten Gewohnheiten aufnehmen. Noch mehr von dieser erzwungenen Untätigkeit, und sie wäre reif fürs Irrenhaus.
Jack würde im Laufe des späteren Vormittags vorbeikommen. Es würde gut tun, einen Film in den DVD-Player zu schieben und ein wenig die Zeit totzuschlagen. Nur sie beide.
Das Telefon klingelte. Es war Jack.
»Hi, Schatz. Sieh mal, ich muss meinen Besuch absagen.«
Sie ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken.
»Ist was dazwischen gekommen?«
»Ja. So könnte man es ausdrücken.«
Da lag etwas in seiner Stimme …
»Ist was nicht in Ordnung?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher. Wir reden später drüber, okay?«
»Okay. Melde dich.«
Sie legte auf und fragte sich, was er vorhatte.
10
Jack lümmelte auf dem Rücksitz eines Taxis, das in Jamies Straße in westlicher Richtung fuhr. Er trug eine Sonnenbrille und einen viel zu großen Khaki Boonie Hat, den er sich tief ins Gesicht gezogen hatte. Während sich das Taxi ihrem Apartmenthaus näherte, überprüfte er die geparkten Fahrzeuge und fand einen Wagen, der mit zwei Männern besetzt war. Ihre Blicke klebten regelrecht an Jamies Hauseingang.
Das konnte ein gutes Zeichen sein. Wenn sie auf Jamie warteten, dann konnte es nur heißen, dass sie sie noch nicht in ihrer Gewalt hatten und immer noch hinter ihr her waren.
Aber dann fiel ihm ein anderer Grund für die Überwachung ein, die immer noch andauerte. Wenn sie gar nicht auf Jamie warteten … sondern auf ihn?
11
Jamie Grant blinzelte krampfhaft im plötzlich einfallenden Licht, als der Kofferraumdeckel aufsprang.
Nicht dass das Licht übermäßig hell gewesen wäre – die Quelle war lediglich eine Glühlampe an der Dekke. Doch nach den vielen Stunden in völliger Dunkelheit sah sie aus wie eine Supernova.
Ihre Gelenke knirschten protestierend, während sich Jamie auf die Knie kämpfte. Ihre Blase schrie nach Entleerung. Sie hatte sich aus dem Leinensack herausgewunden, während sie sie scheinbar den halben Tag herumgefahren hatten. Der Wagen hatte zweimal während ihrer Reise angehalten und war zweimal wieder angefahren, aber jetzt hatte er sich seit Stunden nicht mehr vom Fleck bewegt. Wenn der Zweck all dessen darin bestanden hatte, ihren Widerstand mit länger anhaltendem Terror zu brechen, so
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