Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Ausschau nach einem Taxi. Es dauerte zwei Minuten, bis eins anhielt und sich mit dem neuen Fahrgast kurz darauf in Richtung Innenstadt entfernte.
Jack lehnte sich an das verrostete Eisengeländer neben dem Schild mit dem Spendenaufruf für den Restaurierungsfonds und wartete. Schon bald verließen die Gemeindemitglieder die Kirche. Zwischen ihnen entdeckte er Maggie. Sie hatte den Kopf gesenkt und war tief in Gedanken versunken.
»Schwester?«, rief er halblaut. »Kann ich Sie mal sprechen?«
Sie schaute auf. Ihre anfängliche Verwirrung machte einem tiefen Schock Platz. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an.
»Sie! Wie kommen Sie …?«
Jack winkte sie zu sich heran. »Wo können wir uns unterhalten?«
Sie drehte sich halb um und sah, dass die letzten Gemeindemitglieder aus der Kirche kamen und die Eingangstreppe hinuntereilten.
»Im Augenblick ist dieser Platz hier so gut wie jeder andere.«
»Sie scherzen wohl.«
»Nein. Es darf nicht sein, dass ich dabei angetroffen werde, wie ich mit einem Mann spazieren gehe oder sogar mit ihm in einer Bar sitze.«
Jack registrierte die Betonung auf dem Wort »Bar«.
Er senkte die Stimme. »Wie lautet Ihr richtiger Name, Schwester?«
»Margaret O’Hara.« Sie deutete ein Lächeln an.
»Die Kinder in der Gemeindeschule nannten mich früher ›Schwester M&M‹. Das tun sie gelegentlich immer noch, aber jetzt schreiben sie den Namen ein wenig anders.«
Jack erwiderte das Lächeln. »Schwester Eminem.
Das finde ich cool. Besser als Schwester Margaret.
Das klingt doch, als seien Sie neunzig Jahre alt.«
»Im Kloster kennt man mich als Schwester Maggie, aber in letzter Zeit habe ich mich tatsächlich gefühlt, als sei ich neunzig.«
Eine Bewegung lenkte Jack für einen kurzen Augenblick ab. An der Kirchentür entdeckte er einen Messdiener in seinem weißen Gewand. Er löste mit den Füßen die Haken, die die Türflügel offen hielten.
»Hi, Schwester«, grüßte er, als er sie erblickte.
»Hallo, Jorge«, erwiderte sie mit einem offenen Lächeln, strahlender als Jack es bisher an ihr hatte beobachten können. »Du hast deine Sache heute sehr gut gemacht. Bis morgen in der Schule.«
Er nickte ebenfalls lächelnd. »Klar. Bis morgen.«
Als sich die Türen geschlossen hatten, drehte sie sich wieder zu Jack um.
»Sie sind mir offensichtlich gefolgt. Weshalb?«
»Weil es für mich zu viele unbeantwortete Fragen gibt. Aber wenigstens ist mir jetzt klar, wer Sie zu mir geschickt hat. Weiß Father Ed, dass Sie erpresst werden?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Er weiß nur, dass ich Hilfe brauche und nicht zur Polizei gehen kann.
Ich habe ihn um Rat gebeten, und er hat Sie empfohlen. Hat … hat er Sie schon mal wegen irgendetwas engagiert?«
»Das müssen Sie ihn fragen. Mein Gedächtnis ist ziemlich unzuverlässig.«
Die Antwort schien ihr zu gefallen. »Das ist gut zu wissen.«
»Sind Sie und der Mann, mit dem ich Sie gerade gesehen habe, zusammen auf den Fotos?«
»Darüber möchte ich lieber nicht reden.«
»Das reicht mir schon.« Jack sah sich um. Sie waren allein auf der Treppe. Auch auf der Straße war weit und breit niemand zu sehen. Ein Mann und eine Nonne, die in schicklichem Abstand beieinander standen. Niemand konnte irgendetwas Verwerfliches daraus ableiten. »Wie schlimm sind diese Fotos?«
Sie starrte auf ihre Fußspitzen. »Er hat mir Abzüge geschickt. Sehr schlimm. Der Phantasie bleibt nichts überlassen.«
»Dann eine nächste Frage. Wie sehr können sie Ihnen schaden? Ich nehme an, Sie waren mit einem Mann zusammen, aber selbst wenn nicht, ich meine, man hat vor kurzem einen Geistlichen zum Bischof geweiht, der sich offen als schwul bekennt. Also, was könnte …?«
»Du liebe Güte, Jack. Das waren Episkopale. Aber dies hier ist eine katholische Kirche.«
Du liebe Güte?
»Sie scherzen, nicht wahr? Nach allem, was katholische Priester sich erlaubt haben?«
»Einige katholische Priester. Keiner, den ich kenne. Aber das ist etwas anderes. Nonnen sind etwas anderes. Mein Orden würde mich in Acht und Bann schlagen. Ich stünde von heute auf morgen auf der Straße, ohne Zuhause, ohne Ersparnisse und ohne Job.«
»Das klingt aber nach eisiger Kälte.«
»Ich liebe meinen Orden, Jack. Aber noch mehr liebe ich es, Gott zu dienen und diese Kinder zu unterrichten. Ich bin eine gute Lehrerin. Es ist kein übertriebener Stolz, wenn ich behaupte, dass ich einiges bewirken kann. Aber selbst wenn ich weiter im Kloster bleiben
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