Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
irgendeine verräterische Bemerkung machte oder dass er sich vor irgendeinem Kerl, auf den er scharf war, damit brüstete, um Eindruck zu schinden. Das würde alles verderben.
Okay. Betrachten wir die Situation ganz nüchtern.
Ich habe eine Pistole, er nicht. Die Rollläden sind bereits unten. Mein Haus ist für die Nacht abgeschlossen, desgleichen die Häuser der Nachbarn. In einer kalten Sonntagnacht wie dieser dürfte sich niemand mehr auf der Straße herumtreiben. Ich könnte Gorcey zwei Kugeln in die Brust verpassen und niemand würde etwas bemerken.
Das wäre möglich. Dann würde er bis zu den frühen Morgenstunden warten und die Leiche zum Wagen hinausschaffen. Er könnte Gorcey unter irgendeiner Überführung abladen und ihn vergessen. Es gab keinerlei Verbindung zwischen ihnen.
Aber er müsste ganz sorgfältig zu Werke gehen.
Gorcey bei guter Laune halten, damit er nicht das Geringste ahnte. Richie wollte kein Handgemenge, keine körperliche Auseinandersetzung – sogar ein Weichei konnte schon mal einen Glückstreffer landen. Es musste eine schnelle, endgültige Angelegenheit sein.
Weiterhin den seriösen, sich an Recht und Gesetz haltenden Privatdetektiv zu spielen, schien der beste Weg zu sein.
»Ja, hart genug bin ich sicher«, sagte Richie, »aber ich bin auch ehrlich. Ich gebe Ihnen die Abzüge und die Negative, und dann vergessen wir beide, dass wir jemals ein solches Gespräch geführt haben.« Er tastete mit einer Hand suchend auf der Tischplatte herum.
»Oh, kein Kuvert. Ich muss eins aus dem Schrank holen.«
Während er sich aus seinem Sessel erhob, griff er mit einer Hand in seinen Mantel und zog die .38er aus dem Halfter. Er hielt sie in Brusthöhe vor sich.
Er brauchte sich nur noch umzudrehen und …
Eine behandschuhte Hand tauchte aus dem Nichts auf und packte sein Handgelenk, während eine andere Hand die Mündung einer großen glänzenden Pistole gegen seine Wange drückte.
»Wa …?«
»Was hattest du damit vor, Richie?«, fragte eine harte Stimme, die überhaupt nicht so klang wie Louis Gorceys weibisches Organ.
Indem er nur die Augen bewegte, sah Richie hoch.
Okay, es war Gorcey. Er sah genauso aus wie vorher, trotzdem schien sich alles an ihm verändert zu haben.
Gorcey war nicht mehr Gorcey.
Richies Knie wurden weich, als ihm klar wurde, dass er wahrscheinlich einen furchtbaren Fehler begangen hatte.
»Ich – ich – nichts. Ich wollte sie nur aus der Tasche nehmen und auf den Tisch legen. Sie ist ziemlich schwer, und wissen Sie, sie stört mich ein wenig.«
Richie versuchte, seine Hand zu befreien, doch der Griff um sein Handgelenk wurde fester, wurde schmerzhaft, und die Mündung bohrte sich tiefer in sein Gesicht.
»Ja, ich weiß. Lass sie fallen.«
»Hey …«
Innerhalb eines Sekundenbruchteils verließ die Mündung seine Wange, krachte gegen seine Nase und nahm dann wieder den vorherigen Platz ein.
Richie stieß einen Schrei aus, als eine Schmerzwoge durch seinen Schädel raste und grelle Lichtblitze vor seinen Augen aufzuckten. »Schon gut!
Schon gut!«
Er ließ die Pistole fallen.
»Hinsetzen.«
Er sank langsam in seinen Sessel. Gorcey fixierte ihn. Er begriff jetzt, dass der mörderische Blick ihm gegolten hatte und nicht Brady.
»Was ist los, Lou?«
»Der Name lautet nicht Lou. Er lautet Jack.«
Jack? Ohneinoh-Gottohnein! Der Jack der Nonne!
Aber er durfte sich nicht anmerken lassen, dass er es wusste.
»Jack, Lou, welchen Unterschied macht das schon? Sie hätten wegen Ihres Namens nicht lügen müssen. Die Geheimnisse meiner Klienten sind bei mir absolut sicher.«
Er sah, wie sich Jacks Gesicht verzerrte, und bemerkte, dass er die Pistole jetzt am Lauf gepackt hatte. Richie verfolgte, wie sie gehoben wurde, dann nach unten raste, sah, wie die Visiereinrichtung auf der Oberseite des Laufs auf seinen Schädel zielte. Er versuchte, sich wegzuducken, aber er war nicht schnell genug.
Schmerz wallte in seinem Schädel hoch, und die Welt verschwamm vor seinen Augen, während eine hallende Stimme verlangte: »Sei still.«
Der kalte, beiläufige Tonfall verwandelte seine Blase in einen Eisklumpen.
Ein weiterer Schlag löschte seine gesamte Umgebung aus.
16
»Hey!«, sagte jemand. »Hey, wach auf.« Ein Fuß versetzte seinem Bein einen leichten Tritt. »Wach auf, Fatty.«
Richie zwang sich, die Augen zu öffnen. Der Raum drehte sich, kam zur Ruhe, drehte sich wieder.
Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er explodiert und danach von jemandem
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