Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Abholung bereitläge. Jack rief zurück und teilte ihm mit, das Abholen müsse noch einen Tag warten.
Heute habe er noch einen wichtigen Termin.
9
Jack war froh, dass sich das Wetter ein wenig abgekühlt hatte. Aber auch jetzt war es in seinem Monsterausdem-Sumpf-Anzug verdammt heiß und stikkig. Außerdem war er froh, dass die Sommerzeit am Vortag umgestellt worden war.
Hätte die Sonne noch geschienen, wäre er in diesem grünen Gummiofen innerhalb kürzester Zeit gar gekocht worden.
Grün … warum musste das Monster immer grün sein? Die Filme waren in Schwarzweiß gedreht, also wer sollte die richtige Farbe erkennen? Die meisten Fische waren, soweit Jack es wusste, silbergrau. Warum also musste das Monster unbedingt so widerlich grün sein?
Eine weitere brennende Frage: Wenn Eric Clapton einem der Beatles unbedingt die Ehefrau ausspannen musste, warum, zum Teufel, hatte es nicht Yoko sein können? Solche unlösbaren Probleme gingen ihm durch den Kopf, wenn er mal wieder nicht einschlafen konnte.
Er und Gia begleiteten Vicky und fünf ihrer Freunde und Freundinnen – zwei Prinzessinnen, einen Kobold, einen Hobbit, Boba Fett und die böse Hexe aus Hansel und Gretel – bei ihrem Halloween-Umzug durch eine Straße mit Einfamilienhäusern auf der Upper West Side. Gia schritt, Jack schlenderte und die Kinder tollten herum. Nur Gia war nicht kostümiert, auch wenn sie das leugnete, indem sie behauptete, sie ginge als nicht schwangere Frau. Da man ihr ihren Zustand nicht ansah, konnte Jack dem schlecht widersprechen.
Durch die Augenlöcher seiner Maske beobachtete er, wie die Kinder die Eingangstreppe eines Hauses hinaufliefen und klingelten. Ein freundlicher kahlköpfiger Mann in einem dunkelblauen Blazer und mit einer Hornbrille auf der Nase öffnete die Tür nach dem Ruf »Gib Süßes, sonst gibt’s Saures!« Er steckte jedem Kind einen Schokoriegel in seinen Süßigkeitensack, dann blickte er lächelnd Jack an, der auf dem Bürgersteig wartete.
»Hey, Monster.« Er stieß einen Daumen nach oben. »Nett.«
»Das will ich aber auch meinen, wenn ich bedenke, was die Miete für das Kostüm kostet.« Jacks Stimme klang unter der Maske leicht gedämpft und fremd.
»Wie wäre es mit einer Dose Ketel One für den Weg – eisgekühlt?«
»Dazu brauchte ich einen Strohhalm.«
Der Mann lachte. »Kein Problem.«
Jack winkte ihm zu und machte Anstalten, den Kindern zum nächsten Haus zu folgen. »Leider muss ich auf Ihr Angebot verzichten. Vielleicht nächstes Jahr. Auf jeden Fall vielen Dank.«
Der Mann wünschte ihm und den Kindern noch viel Erfolg, dann schloss er die Haustür.
Während ihre Freunde bereits die Treppe zum Eingang des nächsten Hauses hinaufstiegen, kehrte Vicky noch einmal zu Jack zurück. Mit ihrem schwarzen Spitzhut, dem flatternden Kleid und der mit Warzen beklebten und grün geschminkten Haut gab sie eine wunderbare Minihexe ab.
»Sieh mal, Jack!«, jubelte sie und wühlte in ihrem Sack. »Er hat mir ein Snickers geschenkt!«
»Das mag ich am liebsten«, sagte Jack.
»Ich weiß.« Sie hielt es ihm hin. »Da, du kannst es haben.« Jack wusste, dass sie gegen Schokolade allergisch war, trotzdem war er von ihrer Großzügigkeit gerührt. Er musste immer wieder staunen, wie eng das Band zwischen ihnen geworden war, und fragte sich, ob er sein eigenes, leibliches Kind wohl genauso würde lieben können, wie er Vicky liebte.
»Tausend Dank, Vicks, aber« – er hielt seine behandschuhten Hände mit den Klauen und den Schwimmhäuten zwischen den Fingern hoch – »kannst du den Schokoriegel behalten, bis wir zu Hause sind?«
Sie grinste, ließ den Riegel wieder in ihren Sack fallen und rannte hinter den anderen Kindern her.
Ihre Freunde hatten ihr Sprüchlein bereits aufgesagt und waren beschenkt worden. Die Tür schloss sich, während Vicky noch die Treppe hinaufeilte. Sie klopfte, doch die junge Frau hinter der Glasscheibe schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Vicky klopfte wieder, aber die Frau drehte sich nur halb um und machte eine Geste, als wollte sie das Kind vertreiben.
Vicky trottete die Treppe hinunter und sah ihre Mutter mit tränenfeuchten Augen an.
»Sie wollte mir keine Süßigkeiten geben.«
»Vielleicht sind sie ihr ausgegangen, Schatz.«
»Nein. Ich habe im Flur eine ganze Schüssel voll gesehen. Warum gibt sie mir nichts?«
Plötzlich kam es Jack in seinem Monsterkostüm viel wärmer vor.
»Dann lass uns mal nachschauen.«
»Jack«, sagte Gia. »Lass
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