Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Jack und Vicky vor der Notaufnahme des Mount Sinai Hospitals warteten, während Fachärzte, Krankenschwestern, Notärzte und Gias Gynäkologin alles taten, was in solchen Situationen notwendig ist, versuchte er sie zu beschäftigen und abzulenken. Lange brauchte er sich nicht anzustrengen. Schon nach kurzer Zeit fand Vicky ein anderes Mädchen in ihrem Alter, mit dem sie sich unterhalten konnte. Jack beneidete sie um die Fähigkeit, so schnell mit irgendwelchen Fremden Freundschaft schließen zu können. Er versuchte, nicht an Gia und an das zu denken, was vielleicht gerade mit ihr im Behandlungszimmer geschah, indem er in alten Ausgaben der Times blätterte. Im Gesellschaftsteil der letzten Sonntagsnummer entdeckte er einen vertrauten Namen: »New Yorks umschwärmtester Junggeselle, Luther Brady, Führer der Dormentalist Church, wurde während des Library-Fund-Wohltätigkeitsballs in East Hampton dabei beobachtet, wie er sich mit Meryl Streep, die ebenfalls zu den Gästen gehörte, angeregt unterhielt.«
Das zeugte nicht gerade von einem entsagungsvollen Lebensstil.
Er blickte auf, als sich eine Krankenschwester näherte. Sie wollte etwas sagen und brach stattdessen in schallendes Gelächter aus.
»Was ist so lustig?«
»Tut mir Leid. Als Ihre Frau meinte, ich solle nach einem Mann Ausschau halten, der aussieht wie das Monster aus dem Sumpf, hatte ich angenommen, es sei ein Scherz.«
Mittlerweile hatte sich Jack an die seltsamen Blikke der anderen Leute im Wartezimmer gewöhnt.
Maske, Handschuhe und Schwimmfüße hatte er zwar im Haus zurückgelassen. Bekleidet war er jedoch immer noch mit dem grünen Flossenanzug.
»Wir haben Halloween, wissen Sie. Wie geht es ihr?«
»Dr. Eagleton wird Ihnen gleich alles Nötige erklären.«
Vicky und er folgten der Krankenschwester in ein Behandlungszimmer, wo sie Gia auf einer Bahre sitzend antrafen. Ihre Gesichtsfarbe hatte sich gebessert, doch sie sah noch immer ziemlich mitgenommen aus. Vicky flog ihr regelrecht entgegen.
Während sich Jack zurückhielt, damit sie ihr Wiedersehen ungestört auskosten konnten, kam eine hoch gewachsene schlanke Frau mit grau melierten Haaren herein. Sie trug einen langen weißen Kittel.
»Sind Sie der Vater?«, fragte sie und beäugte irritiert sein Kostüm. Als Jack nickte, streckte sie ihm die Hand entgegen. »Ich bin Dr. Eagleton.«
»Jack«, erwiderte er knapp. Sie hatte einen kräftigen Händedruck. »Wie geht es ihr?«
Dr. Eagleton schien sich nicht besonders wohl dabei zu fühlen, diese Angelegenheit mit einem Mann in einem Gummimonster-Kostüm zu besprechen, aber dann überwand sie ihre Vorbehalte.
»Sie hat eine Menge Blut verloren, doch die Krämpfe haben jetzt nachgelassen.«
»Wird sie sich vollständig erholen?«
»Ja, ich denke schon.«
»Und das Baby?«
»Die Ultraschalluntersuchung ergab keinerlei Probleme – die Lage ist in Ordnung und der Herzschlag regelmäßig.«
Jack schloss die Augen und atmete erleichtert aus.
»Danke. Vielen, vielen Dank.«
»Ich möchte sie trotzdem über Nacht hier behalten.«
»Wirklich? Besteht denn immer noch Gefahr?«
»Sie dürfte sich sehr schnell erholen. Je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Fehlgeburt kommt. Gia befindet sich jetzt in der zwanzigsten Woche, und zu diesem Zeitpunkt ist eine Fehlgeburt äußerst selten. Daher denke ich, dass alles in Ordnung ist. Trotzdem möchte ich auf Nummer sicher gehen.«
Jack warf Gia einen Blick zu. »Wodurch wurde diese Geschichte ausgelöst?«
Dr. Eagleton zuckte die Achseln. »Die häufigsten Ursachen sind ein toter oder ein missgebildeter Fötus.« Jacks Erschrecken musste sich in seinem Gesicht gezeigt haben, denn die Ärztin fügte hastig hinzu: »Aber beides ist hier nicht der Fall. Manchmal kann es auch irgendein Trauma sein, und manchmal… passiert so etwas ganz zufällig.«
Jack gefiel diese Feststellung ganz und gar nicht.
Schon seit einer Weile schien es, dass alle möglichen Dinge – zumindest die schlechten – in seinem Leben keine Zufälle waren.
Jack trat an die Bahre und ergriff Gias Hand. Sie erwiderte seinen Händedruck.
»Kümmere dich um Vicky, bis ich morgen wieder nach Hause komme, okay?«
Gia hatte keine Angehörigen in der Stadt. Ihre gesamte Familie wohnte in Iowa.
Jack lächelte. »Um so was brauchst du mich nicht erst zu bitten.« Er zwinkerte Vicky zu. »Vicks und ich werden sofort nach Hause zurückkehren und erst mal
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