Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
gewesen war, und seine Mutter war vor fünf Jahren gestorben. Im Augenblick gab es keine Frau in seinem Leben – die meisten waren sowieso hoffnungslose Schlampen, und die, die es nicht waren, schienen es nicht lange auszuhalten. Seine Mutter, Gott habe sie selig, hatte ihm ihr Haus in Williamsbridge mitsamt der gesamten Einrichtung hinterlassen. Er war dort aufgewachsen, und weil es um einiges besser war als das armselige Apartment, das ihm nach seiner Scheidung als Bleibe gedient hatte, war er dort schließlich eingezogen, anstatt es zu verkaufen.
Er entschied, dass die Horoskope ihm prophezeiten, er würde die Woche erfolgreich beenden, da ihm heute neue Aspekte eröffnet würden. Angesichts dessen war sein eingeschränkter Handlungsspielraum bedeutungslos, und er brauchte diesem Punkt keinerlei Beachtung zu schenken.
Das war eigentlich ganz gut.
Er faltete die Zeitung wieder auseinander und legte sie mit der Titelseite nach oben auf seinen Schreibtisch. Dann entfernte er mit HandiWipe die Druckerschwärze von seinen Fingern. Danach rollte er mit seinem Sessel zum Heizungskörper und holte dahinter einen Luftpolsterumschlag hervor. Er stopfte den Hunderter der Nonne zu dem anderen Bargeld.
Insgesamt waren jetzt dreitausend Dollar in dem Umschlag. Es wurde Zeit für einen Abstecher zu seinem Bankschließfach. Sein Büro war zwar mit einer Alarmanlage gesichert, aber eine Bank war es nicht.
Am nächsten Freitag würde er das Geld in Sicherheit bringen.
Während er den Umschlag wieder in sein Versteck zurücklegte und sich anschließend erhob, rülpste er und rieb sich die beachtliche Rundung seines Bauchs. Das Leberwurst-Zwiebel-Sandwich schien ihm nicht gut bekommen zu sein. Er lockerte seinen Gürtel bis zum letzten Loch. Scheiße, wenn er noch mehr zunahm, würde er sich völlig neu einkleiden müssen. Und nicht zum ersten Mal. Er hatte bereits einen Schrank voller Klamotten, die er nicht mehr tragen konnte. Auf eine weitere nutzlose Kollektion konnte er gut verzichten.
Dann schlüpfte er in seine Anzugjacke – wobei er noch nicht einmal den Versuch unternahm, sie zuzuknöpfen – und räumte seinen Schreibtisch auf. Viel gab es nicht zu tun. Außer in Bezug auf seinen Körper achtete er genauestens auf Ordnung. Er schob das Foto von Clancy zurecht, so dass es genau diagonal auf der linken Tischecke stand, danach begab er sich ins Vorzimmer.
»Ich mache einen kleinen Spaziergang, Eddy«, erklärte er seiner Sekretärin. »Ich müsste in einer halben Stunde wieder zurück sein.«
Edwina schaute auf die Uhr und notierte die Uhrzeit auf einem Notizzettel.
»Alles klar, Rich.«
Eine anmaßende schwarze Giftspritze, aber eine der besten Sekretärinnen und Empfangsdamen, die er je beschäftigt hatte. Bisher war sie nicht auf die Idee gekommen, nebenbei ein kleines privates Gewerbe aufzuziehen. Wenn man bedachte, wie schlecht die Geschäfte mittlerweile liefen, müsste er sie möglicherweise schon bald entlassen.
Aber das schob er so lange wie möglich vor sich her. Eine nicht geringe Zahl seiner Kunden hatte Geld. Nicht gerade unermesslich viel, doch es ging ihnen ganz gut. Sie kamen aus Manhattan und aus Queens zu ihm – viele waren sogar das erste Mal in der Bronx. Wenn sie sich nach dem Weg zu ihm erkundigten, waren sie immer erleichtert, sobald sie erfuhren, dass sich sein Büro nicht weit vom Bronx Zoo und vom Botanischen Garten entfernt befand – sie würden die Zivilisation demnach nicht allzu weit verlassen müssen.
Der Nachteil an diesem Standort war, dass die Parkmöglichkeiten sehr knapp waren und dass seine Klienten niemanden auf der Straße antrafen, der ihrer gesellschaftlichen Schicht angehörte. Ein Vorteil war andererseits, dass sie niemanden treffen würden, den sie kannten. Und das war immens wichtig. Niemand wollte einem Freund oder Bekannten begegnen, wenn er eine Detektei aufsuchte.
Also machten sie sich auf den beschwerlichen Weg hierher und brauchten nach dieser Strapaze eine Aufmunterung in Gestalt einer Empfangsdame, die sie begrüßte, wenn sie hereinkamen.
Er richtete Eddys EMPFANG-Schild an der Schreibtischkante aus und verließ das Büro.
7
Auf der Tremont Avenue wimmelte es an diesem Tag vor Menschen. Aber niemand auf den dicht bevölkerten Bürgersteigen brauchte einen Privatdetektiv. Diese Leute gehörten sowieso nicht zu seiner Klientel.
Richie hatte keine Ahnung, weshalb die Geschäfte in letzter Zeit so schlecht gingen. Er lieferte seinen Kunden gute Arbeit und
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