Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Suche nach Johnny Roselli begann zunehmend Spaß zu machen.
2
Groß-Paladin Jensen nahm den größten Teil der Fahrstuhlkabine ein. Jack schaffte es, sich neben ihm hineinzuquetschen und sich so hinzustellen, dass er seine Ellbogen nicht in seine schwarze Uniform bohren musste. Aber das war auch schon alles, was er sich an Bequemlichkeit erkämpfen konnte. Die beiden Männer füllten die Kabine nahezu vollständig aus.
Vielleicht hätte auch noch Gollum aus dem Herrn der Ringe Platz gefunden, aber nur unter großen Schwierigkeiten.
Während Jensen auf den Knopf neben der »22« drückte, beschloss Jack, ein Schwätzchen zu beginnen.
»Es geht bis ganz nach oben, was?«
Jensen nickte und starrte die Fahrstuhltür an. »Das ist Mr. Bradys Stockwerk.«
»Eine ganze Etage?«
Ein weiteres Kopfnicken. »Die gesamte Etage.«
»Ich bin wirklich gespannt, ihn kennen zu lernen.
Was meinen Sie, erwartet er uns?«
Jensen erweckte den Eindruck eines Mannes, der versuchte, ganz und gar cool zu bleiben, während ein Dobermann in seinem Schritt herumschnüffelte.
»Er erwartet uns.«
»Haben Sie auch einen Vornamen, Mr. Jensen?«
»Ja.«
Jack wartete ein paar Sekunden. Als offensichtlich wurde, dass Jensen nicht die Absicht hatte, mehr dazu verlauten zu lassen, sagte Jack: »Und …?«
Jensen blickte weiterhin starr geradeaus. »Es ist ein Name, den ich nicht benutze.«
Sieh mal an, er hatte zwar die Ausmaße eines Doppelbackofens von General Electric, aber deutlich weniger Persönlichkeit.
»Da wir gerade von Namen sprechen«, warf Jensen ein und sah Jack endlich an, »wie sollen wir Sie anreden?«
Ehe Jack antworten konnte, stoppte die Kabine, doch die Türen öffneten sich nicht. Er bemerkte, dass in der Stockwerksanzeige die 21 erschienen war.
»Sitzen wir fest?«
»Nein, wir werden nur überprüft.«
Jack sah sich die Decke der Kabine an und entdeckte eine verspiegelte Halbkugel in der vorderen linken Ecke. Eine Überwachungskamera. Es sah so aus, als liebte Luther Brady keine Überraschungsbesuche.
Die Kabine setzte sich wieder in Bewegung, dann stoppte sie endgültig im 22. Stock. Die Türen glitten auf und gaben den Blick auf einen Flur frei, man sah den auf Hochglanz gebohnerten Parkettfußboden und die mit Nussbaum getäfelten Wände. Genau vor ihnen stand eine Doppeltür offen, hinter der ein sonnendurchfluteter Raum zu erkennen war. Eine junge, grau uniformierte Empfangsdame saß auf der rechten Flurseite hinter einem großen schwarzen Schreibtisch.
»Wir werden erwartet«, sagte Jensen.
Sie nickte. »Natürlich. Warten Sie hier, ich melde Sie an.«
Jack jedoch ging wie eine Motte, die vom Licht angelockt wird, weiter und ignorierte sämtliche Rufe von Jensen und der Empfangsdame. Er schlenderte durch die Flügeltür in einen hohen Raum, der die gleiche Holztäfelung aufwies wie der Flur. Er musste im hellen Lichtschein der Oberlichter und der Fenster blinzeln. Links bemerkte er zwei verchromte Stahltüren, die sich vor einem Alkoven schlossen, der etwas enthielt, das wie ein riesiger Globus aussah.
Ein vertraut wirkender Mann erhob sich hinter einem ausladenden Schreibtisch, nicht weit von den Fenstern. Jack kannte ihn aus dem Fernsehen. Gesehen hatte er ihn bisher meistens in kurzen, mit Musik untermalten Videoclips. Aber sein augenblicklicher Gesichtsausdruck war ihm völlig fremd: Luther Brady kochte offensichtlich vor Wut.
»Ich habe versucht, ihn aufzuhalten, Mr. Brady«, stieß die Empfangsdame atemlos hinter ihm hervor, »aber er wollte nicht hören.«
Die Wut verflüchtigte sich auf Bradys Miene genauso schnell, wie sie diese zuvor verfinstert hatte.
Er lächelte jetzt, während er den Schreibtisch umrundete und auf Jack zuging.
»Ist schon gut, Constance«, sagte er und entließ sie mit einem lässigen Winken seiner linken Hand. Dann streckte er die Rechte aus, während er sich Jack näherte. »Es scheint, als habe unser Gast ein Faible für spontane Entschlüsse.«
Constance trat hinaus und schloss hinter sich die Tür. Jensen blieb zurück, stand mit leicht gespreizten Beinen da und hatte die Hände vor dem Bauch verschränkt. Wie eine drohende Skulptur aus schwarzem Stein.
»Tut mir Leid«, sagte Jack. »Ich wollte nicht stören. Es ist nur, nun, ich meine der Gedanke, mit Luther Brady persönlich zusammenzutreffen, das …nun ja, es hat mich meine guten Manieren einfach vergessen lassen. Ehrlich, tut mir Leid.«
»Ganz im Gegenteil«, sagte Brady. »Ich« – ein
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