Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
einem Teleprompter ab.
»Wissen Sie was?« Brady wandte sich von Jack ab und ging zum Fenster, wo er breitbeinig und mit auf dem Rücken verschränkten Händen stehen blieb und auf die Stadt hinunterblickte. »Ich werde mir die Zeit einfach nehmen.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Jack.
Brady drehte sich um und richtete den Blick seiner leuchtend blauen Augen auf Jack. »Ich werde Sie selbst durch den Erweckungs-Prozess führen.«
Jack mimte weiche Knie. »Nein, das kann ich nicht glauben!«
»Glauben Sie es ruhig.« Brady kam auf ihn zu.
»Unter meiner Führung durchlaufen Sie das EK-Stadium in kürzester Zeit und erhalten Ihre FA-Uniform. Aber zuerst müssen Sie mir verraten, weshalb Sie der Kirche überhaupt beitreten wollen. Was glauben Sie, das wir für Sie tun können? Zu was sind Sie selbst nicht in der Lage? Welche Ziele verfolgen Sie?«
»Nun, ich möchte insgesamt leistungsfähiger, das heißt effektiver werden. Auf mich kommt eine große Verantwortung zu, und ich …«
»Welche Art von Verantwortung?« Aus Bradys Mund klang es wie eine beiläufige Bemerkung, fallen gelassen während eines völlig harmlosen Schwätzchens.
Jack räusperte sich. »Nun, äh, mein Bruder und ich werden schon in Kürze den Familienbetrieb leiten.« Er rechnete nicht damit, dass Brady fragte, was für ein Betrieb das war, denn eigentlich sollten ihn solche Dinge nicht im Mindesten interessieren. Außerdem wusste er es schon längst. »Es ist eine große Verantwortung, und ich weiß nicht, ob ich schon dafür bereit bin, wissen Sie?«
Klang das verzagt genug? Er hoffte, dass er nicht übertrieben hatte.
Brady lachte. »Dann sind Sie ja genau zum richtigen Ort gekommen! Die Dormentalist Church will im Grunde nichts anderes als den Menschen zur Maximierung ihrer Möglichkeiten verhelfen. Sobald Ihre Xelton-Hälfte sich mit Ihrem Hokano-Pendant verbunden hat, liegt die Welt wie auf einem Präsentierteller für Sie bereit. Sie brauchen nur noch zuzugreifen. Keine Aufgabe wird Ihnen zu schwierig sein, keine Verantwortung zu groß, als dass Sie damit nicht mit Leichtigkeit fertig würden.«
Jack grinste. »Wenn ich nur einen Bruchteil davon erreichen könnte …«
»Einen Bruchteil? Unsinn! Wenn ich Sie durch die Erweckung führe, aktivieren wir Ihr Xelton in Nullkommanichts und bringen Sie gleich auf den Weg zur Vollständigen Fusion!«
Jack lachte unsicher und schüttelte den Kopf. »Ich muss Sie warnen. Ich bin ein sehr zurückhaltender, ja, sogar scheuer Mensch. Es ist möglich, dass Sie sehr viel Arbeit mit mir haben werden.«
Bradys Miene wurde ernst. »Sie vergessen, dass Sie es mit jemandem zu tun haben, der bereits die Vollständige Fusion vollzogen hat. Es gibt nichts, was ich nicht tun kann. Wir werden Ihre Erweckung gleich hier in meinem kleinen Reich durchführen, wo uns niemand stört. Es wird sehr schnell gehen, das verspreche ich Ihnen.«
»Das hoffe ich doch.«
Wahrscheinlich war dies die erste ehrliche Bemerkung, die Jack seit seinem Eintreffen im Tempel gemacht hatte.
3
Luther Brady vereinbarte mit Jack ein Treffen am nächsten Vormittag, um erneut mit seinen Erweckungs-Sitzungen zu beginnen. Er gab ihm auch seine »persönliche« Telefonnummer, damit er ihn jederzeit anrufen könnte, und befahl dann Jensen, eine Führung durch den Tempel mit ihm zu veranstalten.
Jensen ließ sich nichts anmerken, doch Jack erkannte, dass er dachte, er habe wichtigere Dinge zu tun, als den Fremdenführer für irgendeinen reichen Heini zu spielen, der bloß etwas effektiver sein wollte.
Jack suchte eine der Toiletten auf und benutzte diese kurze Pause, um in Cordovas Büro anzurufen.
Da er wusste, dass er wahrscheinlich beobachtet wurde, hielt er das Gespräch kurz und vage. Als Antwort auf die Frage »Ist er da?« erklärte die Sekretärin, dass sie ihren Boss gegen halb elf im Büro erwarte.
Er habe sich wegen eines wichtigen Auftrags fast die ganze letzte Nacht um die Ohren schlagen müssen.
Okay, damit hatte er ungefähr eine Stunde Zeit.
Der Rundgang erwies sich als ebenso interessant wie eine eingeschränkte Garantieerklärung. Das gesamte verdammte Gebäude schien nur wenig mehr zu sein als eine Ansammlung von Vortragsräumen und Büros. Insgesamt betrachtet bekam Jack jedoch gerade das nicht zu sehen, was er sehen wollte: den Ort, wo der Tempel seine Mitgliederlisten aufbewahrte. Er hatte sich überlegt, dass wenn sie in Computern gespeichert wären und er Jensen überreden könnte, ihm seine
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