Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
E-Mail-Adresse zu verraten, er sich an Russ wenden und ihn bitten könnte, in das System einzudringen und den Aufenthaltsort John Rosellis in Erfahrung zu bringen.
Nur zwei der oberen Stockwerke erwiesen sich als interessant. Das zwanzigste konnte man ohne spezielle Schlüsselkarte betreten. Hier war die Prominenz versammelt. Das gesamte Stockwerk war zu Luxussuiten für hochkarätige Besuche umgebaut worden – für all die Schauspieler, Rockstars, Wissenschaftler, Politiker und so weiter, die sich dem Dormentalismus verschrieben hatten.
Der einundzwanzigste Stock aber war völlig anders. Am Ende eines kurzes Flurs befand sich ein großer freier Raum mit deckenhohen Fenstern auf drei Seiten.
»Das ist die Besinnungsebene«, erklärte Jensen.
»FAs können zu jeder Tages- oder Nachtzeit hierher kommen, um mit ihrem Xelton und, wenn sie auf ihrem Weg zur Fusion weit genug gelangt sind, seinem Hokano-Pendant zu meditieren.«
Auswendig gelernter gequirlter Mist, dachte Jack.
Er ließ den Blick durch den Raum schweifen und sah ungefähr ein Dutzend Personen, die hier verstreut waren. Die meisten hatten sich Stühle an die Fenster geschoben und blickten starr hinaus, ein paar aber saßen auch auf dem Fußboden und hatten ihre Gliedmaßen zu einer Art Lotushaltung angeordnet.
Kein so übler Ort, um mit seinem inneren Xelton oder inneren Krautsalat oder inneren wer weiß was zu kommunizieren. Die Rundumsicht war grandios.
An der südlichen Wand befand sich eine Reihe von Zellen.
»Wofür sind die?«
»Für die FAs, die für sich allein meditieren wollen.«
Für sich allein? Das bezweifelte Jack. Privatsphäre schien im Tempel ein Fremdwort zu sein. Wohin ihn Jensen auch geführt hatte, überall konnte er Videokameras ausmachen.
Er hörte das Klicken eines Schlosses und sah, wie jemand eine der Zellen verließ und auf sie zukam.
Sein Haar war fettig und strähnig, das Gesicht unrasiert und seine Kleidung schmuddelig und zerlumpt.
Er sah wie ein Landstreicher aus. Als er mit gesenktem Kopf an ihnen vorbeiging, fing Jack seinen Geruch auf: gründlich ungewaschen.
Ihm fiel auch eine ausgeprägte Knollennase auf.
War es möglich?
»Ich wusste nicht, dass es auch obdachlose Dormentalisten gibt«, flüsterte Jack, als sich der zerlumpte Mann ein Stück entfernt hatte.
Jensen starrte ihn mit empörter Miene an. »Alle Dormentalisten sind produktive Bürger. Dieser Mann ist nicht obdachlos, er ist ein Verirrter.«
Zuerst glaubte Jack, dass er von einer Art Untergruppierung sprach, dann fiel ihm ein, dass er diesen Begriff schon auf einem von Jamie Grants Notizzetteln gelesen hatte. Er konnte sich aber nicht mehr an die Bedeutung erinnern.
»Ein Verirrter?«
Jensen seufzte schicksalsergeben, als müsste jedermann wissen, was damit gemeint war. »Ein Verirrter Fusions-Aspirant. Sein Verhalten ließ irgendwann auf MFP schließen, so dass der FVKR diese Strafe über ihn verhängt hat.«
»Dieselben Leute, die sich gestern meine ET vorgenommen haben?«
Jack beglückwünschte sich im Stillen. Allmählich gewöhnte er sich an den Jargon dieses Clubs.
»Genau.«
»Ist das seine Strafe? Sack und Asche?«
»Sozusagen.«
Nur um sich der Nase sicher zu sein, wollte Jack noch einen eingehenden Blick auf diesen abgerissenen Mann werfen, ehe er in einem der Fahrstühle verschwand. Also eilte er hinter ihm her.
»Warten Sie«, rief Jensen. »Sie dürfen nicht …«
Aber Jack lief weiter. Er durfte auf keinen Fall durchblicken lassen, dass er ihn erkannte – Jason Amurri konnte unmöglich wissen, wer Johnny Roselli war. Daher musste er anders vorgehen.
Er holte den Mann ein und sagte: »Entschuldigen Sie?«
Ja, das war die Nase, und das waren Maria Rosellis Augen, die ihn ansahen und sich dann schnell wieder abwandten. Er hatte den verlorenen Sohn gefunden.
Was nun?
Jack wollte ihn schon nach seinem Namen fragen, nur um sich ganz sicher sein zu können, als er spürte, wie sich eine große Hand um seinen Arm legte.
»Was fällt Ihnen eigentlich ein?«, fragte Jensen.
Jack blickte Johnny Roselli nach, der noch nicht einmal aus dem Tritt gekommen war.
»Ich wollte mich nur erkundigen, was er sich hat zu Schulden kommen lassen.«
Jensen schüttelte den Kopf. »Das darf er Ihnen nicht sagen. Ich darf es Ihnen auch nicht sagen, und Sie dürfen nicht einmal danach fragen.«
»Warum nicht?«
»Weil – wenn Sie jemanden in einem solchen Aufzug sehen, bedeutet es, dass er zum EE erklärt wurde – zum Einsamen
Weitere Kostenlose Bücher