Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
Jensen auch auf dem Holzweg.
Vielleicht hatte Amurri die Kameras gar nicht bemerkt.
Trotzdem, dieser Knabe bereitete ihm Unbehagen – es war kein richtiges Warnsignal mit Blinklicht und Hupe, sondern nur so ein Gefühl, dass an diesem Kerl nicht alles so sein könnte, wie es auf den ersten Blick erschien.
Noch würde er Brady nichts davon mitteilen. Der Boss sah Bündel von Dollarscheinen, wenn er Amurri betrachtete, und würde Jensens Bedenken einfach beiseite wischen. Daher sollte er seine Zweifel im Augenblick lieber für sich behalten und Margiotta anweisen, noch ein wenig weiterzugraben. Und vielleicht sollte sich Peary noch einmal an seine Fersen heften.
Wenn man sich kratzte, weil es einen irgendwo juckte, erwischte man manchmal auch gleich das Tier, das einen gestochen oder gebissen hatte.
5
Mit einem großen Dunkin’-Donuts-Kaffee in der einen Hand und mit der Post in der anderen stieß Richie Cordova seine Bürotür mit einem Ellbogen auf und trabte durch den Empfangsbereich.
»Was haben wir heute, Eddy?«
»Einen neuen Klienten – um zwei.«
Er hielt mitten im Schritt inne. »Das ist alles?«
»Ich fürchte, ja.«
Er schüttelte den Kopf. Mein Gott, gingen die Geschäfte schlecht.
In seinem Büro ließ er seinen massigen Körper in den Sessel hinter dem Schreibtisch fallen, setzte Kaffee und Zeitung ab und holte eine Tüte mit glasierten Schoko-Donuts aus einer Seitentasche seines Jakketts.
Er hatte der Verlockung nicht widerstehen können.
Verdammt noch mal. Im Großen und Ganzen hatte er sich alles in seinem Leben so eingerichtet, wie er es sich vorstellte. Sein Appetit war das Einzige, das er nicht unter Kontrolle hatte.
Vielleicht morgen.
Er schaltete seinen Computer an und verschlang einen der Donuts, während der Rechner hochlief.
In der vergangenen Nacht hatte er von der Nonne geträumt. Es war ein heißer Traum gewesen. Wahrscheinlich, weil er im Laufe des Tages mit ihr gesprochen hatte. Er wusste, wie Schwester Goldlöckchen im Evaskostüm aussah, und sie war nicht gerade ein Kracher – ganz sicher sah sie nicht aus wie die getunten Retortenbräute, die er sich immer von teenlust.com runterlud –, aber sie war auch nicht übel.
Und sie war echt. Und er war dort gewesen und hatte sie in Aktion gesehen, während er seine Fotos schoss. Vergangene Nacht war er es gewesen, auf dem ihr kleiner Körper sich hin und her geworfen und geschwitzt hatte, und nicht Metcalf.
Richie gab sein Passwort ein und klickte sofort zu seinen Bilddateien weiter.
Fototechnisch wechselte er gerade von analog zu digital. Irgendwann hätte er nur noch digitales Material, aber alte Gewohnheiten legte man nicht so schnell ab. Fotos, ganz gleich welchen Ursprungs und welchen Formats, waren heutzutage vor Gericht nicht mehr viel wert. Sie waren zu leicht zu manipulieren und zu fälschen. Verdammt noch mal, sogar Negative konnten bearbeitet werden. Aber vor dem Gericht der öffentlichen Meinung sah es immer noch etwas anders aus. Dort konnte ein kompromittierendes Foto immer noch einen guten Ruf vernichten.
Selbst wenn man aufstand und auf einen ganzen Stapel Bibeln schwor, dass die Bilder gefälscht seien, sie blieben nach solchen Beteuerungen doch noch lange im Bewusstsein der Menschen haften.
Er öffnete den SIS-Ordner und wählte mit einem Doppelklick eine der jpeg-Dateien darin aus. Doch anstelle von Schwester Maggie im Clinch mit ihrem Spendenpartner erschien eine Reihe von pulsierenden Großbuchstaben.
HOPE YOU REMEMBERED TO BACK UP!
Wo war das Foto? Er schloss die Datei und öffnete die nächste. Die gleiche Botschaft.
»O mein Gott!«
Er öffnete weitere Dateien und spürte, wie sein Mund schlagartig austrocknete, als immer wieder die gleichen Worte auf dem Bildschirm erschienen. Er wanderte weiter zu anderen Ordnern, doch sämtliche jpeg-Dateien enthielten die gleiche Botschaft. Er versuchte sein Glück mit einigen doc-Dateien und erlebte bei ihnen wieder das Gleiche! Jede gottverdammte von ihm irgendwann gespeicherte Datei war gelöscht und durch die gleiche höhnische Warnung ersetzt worden!
Er sprang auf und presste die Hände gegen den Kopf. »Das kann nicht sein! Das ist verdammt noch mal unmöglich!«
Eddy schob den Kopf durch die Türöffnung. »Ist was nicht in Ordnung, Richie?«
»Mein Computer! Jemand ist hier gewesen und hat an meinem Computer rumgespielt! Alles ist gelöscht!«
»Wie kann das möglich sein?«
Er ging zu den Fenstern und überprüfte die Kontakte. Keinerlei
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