Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
und ein Toastsandwich. Beides trug er zum Fenster, von wo aus er einen ungehinderten Blick auf Cordovas Büro hatte, das auf der anderen Seite der Tremont lag.
Auf den Bürgersteigen herrschte genauso viel Gedränge wie auf der Straße, wo jeder dritte Wagen ein schwarzer Lincoln Continental oder ein Town Car mit dem Aufkleber irgendeiner Mietwagenfirma war.
Das Corona tat gut, aber das Sandwich schmeckte nach gar nichts. Das hatte auch sein Gutes, denn in der Mikrowelle war die Kruste genauso weich geblieben wie die Käsescheibe. Schwierig zu entscheiden, wo das Brot aufhörte und der Käse anfing.
Nicht dass es ihm irgendetwas ausmachte. Er aß eigentlich nur, um später keinen Hunger zu haben.
Die Erkenntnis, dass sein Gesicht jetzt im Dormentalistencomputer abgespeichert war, hatte ihm den Appetit gründlich verdorben. Er wollte nicht, dass sein Foto überhaupt irgendwo existierte.
Doch er hatte nichts dagegen tun können. Er hatte schon überlegt, die Privatsphären-Nummer noch weiter zu treiben, hatte jedoch irgendwie gespürt, dass er bei Jensen damit nicht durchkäme. Der große Mann war nicht dumm, und Jack ahnte, dass es Ärger mit ihm geben würde.
Vielleicht gab es bereits Ärger. Er hatte ihn schon wieder verfolgen lassen. Derselbe Typ, der ihn gestern beschattet hatte, versuchte auch heute, ihm auf den Fersen zu bleiben. Jack hatte ihn ohne Schwierigkeiten in dem Menschengewühl am Rockefeller Center abschütteln können und sich dann sofort auf den Weg hierher in die Bronx gemacht.
Jack interpretierte den Schatten als Zeichen dafür, dass Jensen seiner Jason-Amurri-Rolle nicht hundertprozentig traute. Vielleicht lag dieses Beschattenlassen aber auch nur in seiner Natur. Er schien grundsätzlich kein besonders vertrauensseliger Mensch zu sein. Und ohne Zweifel bestand ein großer Teil seines Jobs darin, Ärger, der sich entwickelte, zu erkennen und ihm zuvorzukommen. Aber darüber hinaus schien er eine fixe Idee zu haben, was Jack betraf. Wahrscheinlich hatte es ihm nicht besonders gefallen, eine so schlechte Figur vor seinem Boss abgegeben zu haben.
Daher hatte Jack zugelassen, dass er ihn fotografierte. Was sollte er in diesem Punkt jetzt unternehmen? Er müsste sich etwas Wirksames überlegen.
Vielleicht könnte Russ das übernehmen, obwohl Jack irgendwie spürte, dass er wahrscheinlich ganz wild auf richtiges Hacken war. Und er überlegte, wie eine solche Tat seiner Bewährung schaden konnte.
Er sah auf die Uhr. Fast Mittag. Cordova hatte seinen Computer wahrscheinlich längst eingeschaltet.
Jack wünschte sich, eine Fliege an der Wand zu sein und die zunehmende Wut in seinem Gesicht zu sehen, wenn er seine erste Datei öffnete und ihm die Erkenntnis kam, dass er sozusagen auf ganzer Linie gelöscht worden war.
Er hatte das Toastsandwich zur Hälfte verzehrt und seine Flasche Corona zu zwei Dritteln geleert, als er sah, wie Cordova auf dem Bürgersteig erschien, den Computer umarmend und an seinen beträchtlichen Bauch drückend. Während er sich die leicht ansteigende Straße hinauf auf den Weg machte, trank Jack hastig seinen letzten Schluck Bier und eilte zur Tür.
Er brauchte länger, als ihm lieb war, um sich durch die hungrige Gästeschar zu schlängeln – der Bürgersteig sah außerdem wie auf einem Straßenfest aus, vor den Läden gab es mehr Kleider und Unterhaltungselektronik als darin. Und alle möglichen anderen Waren hatte man ausgebreitet. Als er endlich auf die Straße kam, war Cordova verschwunden.
»Was zum …?«
War er in ein Taxi gesprungen? Jack wollte schon im Stillen eine Litanei übelster Selbstbezichtigungen anstimmen, als er ein Schild bemerkte, das nur ein paar Häuser entfernt links von ihm über einem Ladeneingang hing: Computer Doctor.
»Hoffen wir das Beste«, murmelte Jack, während er die Straße im Trab überquerte.
Er blieb vor dem Schaufenster stehen und tat so, als würde er sich ausschließlich für das Angebot aus Monitoren und Tastaturen und verschiedenen zig Gigabyte starken Festplatten interessieren. Ein schneller Blick in den Laden zeigte ihm Cordova vor der Theke stehend und wild gestikulierend auf den weiß bekittelten Angestellten einredend.
Jack atmete erleichtert auf und begab sich auf die andere Straßenseite, um weiter zu beobachten und zu warten.
7
»Ich weiß schon, was mit Ihrer Kiste passiert ist«, sagte der Angestellte, nachdem Richie ihm geschildert hatte, was geschehen war.
Richie wollte das überhebliche Grinsen von dem
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