Handyman Jack 10 - Der Erbe
Wächter.
»Sollte er aber. Das letzte Mal, als du ihn unterschätzt hast, hat er dich für ein halbes Jahrtausend aus dem Verkehr gezogen.«
»Das wird nicht noch einmal passieren.«
»Bist du dir sicher?« Ihre Stimme wurde höhnisch. »Es ist dir noch nie gelungen, ihn zu besiegen.«
»Das waren andere Zeiten. Dieses Mal bereite ich das Schlachtfeld zu meinem Vorteil vor. Wenn ich bereit bin, den ersten Schritt zu tun, dann habe ich die bessere Stellung und er wird mich nicht aufhalten können.«
Sie schüttelte den Kopf. »Welche Anmaßung …«
»Wo ist er denn?« Jack hörte den Ärger aus seiner Stimme heraus. »Vielleicht bin ich schon jetzt zu mächtig für ihn. Vielleicht zeigt er sich deswegen nicht.«
»Warum zeigst du dich denn nicht? Warum versteckst du dich? Warum schleichst du dich durch die Schatten und zeigst dich nie offen? Du hast Angst vor ihm.«
»Vielleicht hat er Angst vor mir.«
Das stimmt wahrscheinlich, dachte Jack. Eine der Frauen hatte ihm gesagt, dass der Wächter jetzt nur noch ein kraftloser alter Mann war. Offensichtlich wusste Rasalom das nicht.
»Das bezweifle ich sehr stark«, sagte die Lady. »Ich glaube, er beobachtet dich, er spielt mit dir, gibt dir das Gefühl, du würdest die Oberhand gewinnen, und wartet, bis du fast bereit bist, dann gibt er sich zu erkennen und zermalmt dich – so, wie er es schon früher gemacht hat.«
Guter Zug, dachte Jack. Bring ihn aus dem Gleichgewicht, sorg dafür, dass er sich verfolgt fühlt.
Rasalom schwieg.
»Bei einem kannst du dir aber sicher sein«, sagte die Lady und deutete auf Jack. »Der hier steht unter seiner Beobachtung. Wenn du ihm etwas antust, kannst du genauso gut ein Leuchtfeuer anzünden, um deinen Aufenthaltsort bekannt zu machen. Und dann fängt die Jagd wirklich an – und du wirst die Beute sein.«
Rasalom straffte die Schultern. »Meine Zeit ist nahe. Ich weiß, wer unser Ragnarök überleben wird. Aber du wirst es nicht mehr erleben.«
Er sprang zurück auf das Geländer und drehte sich wieder zu Jack um. Während der ganzen Zeit hatte Jack nicht einmal sein Gesicht gesehen.
»Und du auch nicht.«
Damit trat er einen Schritt zurück und sank langsam außer Sicht.
29.
Cal konnte die Augen und seine Aufmerksamkeit nicht von der Zeitung losreißen.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Miller.
Cal sah zu ihm hoch. Das war das erste Mal in letzter Zeit, dass Miller nach seinem Rat fragte.
Sie standen an der Überwachungskonsole, eine Insel der Ruhe in einem Meer hektischer Betriebsamkeit. Drüben im Aufenthaltsbereich sah er, wie Lewis und Miller den Inhalt der Kleiderschränke in stabile schwarze Müllsäcke packten.
»Warum sollten wir irgendwas tun?«
»Komm schon. Wir sollten sie aus dem Verkehr ziehen, aber das sind sie noch nicht. Sie sind vielleicht angezählt, aber noch nicht ausgeknockt.«
»Wir wissen nicht, ob sie wirklich getötet werden sollten. Der Oculus hat gesehen, dass wir sie mit einem Lieferwagen angefahren haben …«
»Nicht wir – du. Er hat gesehen, dass du gefahren bist. Aber so ist es nicht gekommen, oder?«
Cal antwortete nicht. Das war nicht notwendig.
Miller beugte sich vor. »Lassen wir den Scheiß, ja? Der Verbündete hat uns nicht gezeigt, wie du die beiden übergemangelt hast, weil er die beiden für eine Weile von der Bildfläche weg haben will. Er will sie erledigt sehen. Tot. Kaputt.«
Cal blickte wieder auf die Zeitung. »Da steht, sie sind schwer verletzt. Vielleicht überstehen sie es ja nicht.«
»›Schwer verletzt‹ heißt doch gar nichts. Hast du schon mal von jemandem gehört, der ins Krankenhaus eingeliefert wurde und nicht schwer verletzt war? Ja, das heißt schon, dass jemand eine gravierende Verletzung hat, aber ich wette, neun von zehn der Schwerverletzten marschieren auch gesund und munter aus dem Krankenhaus wieder heraus.«
»Du hast sie aber ziemlich heftig erwischt.«
»Aber nicht so heftig, wie ich es gekonnt hätte. Wenn die Frau zusammen mit dem Kind auf die Straße getreten wäre – ja, dann wären sie jetzt beide hinüber. Aber sie blieb stehen – ich glaube, sie hat noch mit jemandem gesprochen. Ist ja auch egal. Jedenfalls musste ich einen Schlenker machen, um sie zu erwischen, und als sie dann zu dem Kind auf die Straße lief, musste ich wieder scharf einschlagen. Wenn sie zusammengeblieben wären, würden wir jetzt nicht dieses Gespräch führen.«
Sie standen schweigend nebeneinander. Cal warf einen Seitenblick auf Miller und sah
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