Handyman Jack 10 - Der Erbe
geteilt wird. Ihm wäre nichts lieber gewesen, als hier jetzt zwischen Vicky und Gia zu sitzen, mit einem Arm um jede von ihnen. Er hörte schon fast Gia sagen, dass sie morgen zurückkommen würde, um die Aussicht zu malen.
Und dann dachte er an das Baby, an das Kind, das er verloren hatte. Er erinnerte sich an die vielen Male in den letzten Monaten, wenn er sich vorgestellt hatte, seinen kleinen Jungen auf den Knien reiten zu lassen, wie er ihn kitzelte, um ihn zum Lachen zu bringen, wie er ihm das Werfen und das Fangen beibrachte …
Gott, er wusste nicht einmal, ob es ein Junge oder ein Mädchen war. Sein Verstand war zu betäubt gewesen, um danach zu fragen.
Aber auch wenn es ein Mädchen war, spielte das keine Rolle. Auch Mädchen brauchten es, auf den Knien zu reiten und gekitzelt zu werden und sie hätte sicher ebenfalls Lektionen im Werfen und Fangen gebraucht. Und sie wäre wunderschön gewesen, mit blondem Haar und blauen Augen wie ihre Mutter.
Gestern um diese Zeit machte er sich bereit für eine neue Zukunft, ein neues Leben voller Möglichkeiten. Jetzt hatte er nichts mehr, nicht einmal mehr Hoffnung.
Das war das Schlimmste daran. Solange da noch Leben ist, ist da auch Hoffnung. Ja sicher, vielleicht. Vielleicht. Aber nicht in diesem Fall. Gia und Vicky würden vielleicht weiterleben, aber nicht mehr als Gia und Vicky. Nein, man durfte es nicht Leben nennen. Die bloße Existenz war kein Leben. Die beiden Menschen, die er geliebt hatte, würden weg sein, während die Klumpen aus Protoplasma, die sie bewohnt hatten, weiterlebten.
Er klammerte sich an die Möglichkeit, dass Doktor Stokely ihre Chancen zu schwarz gesehen hatte. Wahrscheinlich hatte sie ein paarmal auf die harte Tour erleben müssen, wie es war, wenn man einer Familie Hoffnung gab und das dann nicht einhalten konnte. Trügerische Hoffnung trug einen eine Weile, aber am Ende war es dann schlimmer als gar keine Hoffnung.
Keine Hoffnung … im Fall des Babys traf das zweifellos zu. Er würde nicht zurückkommen. Oder sie. Er hatte sich vorgestellt, wie etwas von ihm und von Gia sie beide überleben, über sie hinauswachsen würde, ein Teil der Unendlichkeit.
Jetzt … es würde nie geschehen.
Aber das Allerschlimmste war, den Grund zu kennen, warum Gia und Vicky und das Baby da waren, wo sie jetzt waren.
Seinetwegen. Er war der Grund.
Die Andersheit spielte mit ihm, versuchte, ihn zu brechen. Zuerst Kate, dann sein Vater und sein Bruder, und jetzt sein Kind und die beiden Menschen, die ihm mehr als alles andere auf der Welt bedeuteten.
Auf den ersten Blick schien es sinnvoller, ihn einfach zu töten. Damit wäre die Sache erledigt. Warum die Menschen um ihn herum zu Zielscheiben machen?
Im letzten Herbst, in einem Sumpf in Florida, hatte Rasalom persönlich ihm die Antwort darauf gegeben.
»Dich jetzt zu töten, wäre eher eine Gefälligkeit für dich. Es würde dir so viel Schmerz in den kommenden Monaten ersparen. Und warum sollte ich dir einen Gefallen tun? Warum sollte ich dir die Schmerzen ersparen? Ich will nicht, dass du auch nur das geringste Quäntchen von dem verpasst, was dir noch bevorsteht.
Physischer Schmerz ist reine Nahrung, aber wenn ein starker Mann in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit geprügelt wird … das ist eine Delikatesse. In deinem Fall könnte es schon fast Ekstase bedeuten. Ich will mich dessen nicht berauben.«
Da er sehr gute Kontakte zur Andersheit hatte, hatte Rasalom genau gewusst, was geschehen würde.
Jack nicht.
Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Tat das überhaupt jemand? Er wollte, dass sich der Boden vor ihm auftat und ihn verschlang.
Ein Schluchzer riss sich tief aus seinem Inneren los. Sein Kopf fiel in den Nacken, als er ihn freisetzte und es in die Nacht hinausschrie – all den Schmerz, all die zerplatzten Träume, all die Enttäuschung …
Er richtete sich auf und wischte sich über die Augen. Er musste sich zusammenreißen. Er musste …
Die Laterne über ihm verlosch. Dann auch die auf der rechten Seite, in zehn Meter Entfernung.
Was war denn das?
Dann wurden die Straßenlaternen am FDR schwächer, die ganze Straße entlang.
Ein Stromausfall.
Und?
Als er weiter auf das Wasser hinausstarrte, sah er, wie ein runder Schatten langsam auf der anderen Seite des Geländers hochstieg. Zuerst dachte er, das sei ein Ballon, aber als er höher stieg, verbreitete er sich zu einem Paar Schultern, dann Armen, die dicht an den Körper gelegt waren.
Ein Mann … ein
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