Handyman Jack 10 - Der Erbe
konnte, und hatte keine Ahnung, dass die wahre Gefahr direkt vor ihm wartete.
Hursey sah zu, wie Miller einen Schlüssel in das oberste Schloss steckte und drückte. Er ließ sich nicht drehen. Miller warf ihm einen besorgten Blick zu, dann versuchte er es erneut mit einem anderen Schlüssel. Das Gleiche. Er bemerkte, dass Millers Hand zitterte, als er den dritten und letzten Schlüssel in das Schloss steckte.
Kein Glück.
Miller drehte sich zu ihm um. Er war leichenblass. »Er hat die Schlösser ausgetauscht.«
»Unmöglich.« Hursey sah sich die zerkratzten Oberflächen genauer an. »Das sind die gleichen Schlösser. Da bin ich mir ganz sicher!«
»Versuch es mit deinen Schlüsseln.«
Er ließ sie fallen, als er sie aus der Tasche zerrte. Er versuchte alle drei Schlösser.
»Das begreife ich nicht.«
Miller blickte grimmig drein. »Er hat die Schließzylinder ausgetauscht.«
Hursey griff nach seinem Handy. »Ich rufe Hilfe.«
Miller ergriff seinen Arm. »Ja? Wen denn? Die Polizei? Feuerwehr?«
Hursey verstand, was er damit meinte.
»Was ist mit der MV? Ein paar von ihnen könnten herkommen und …«
»Und nichts. Vor morgen Nachmittag könnten die nicht hier sein. Willst du bis dahin in dieser Mausefalle hocken?«
»Und was machen wir dann?« Hursey hasste dieses merkwürdige Zittern in seiner Stimme, aber es ließ sich nicht unterdrücken. »Wie kommen wir hier raus? Selbst wenn wir ein Brecheisen hätten – was wir nicht haben –, würden wir damit die Tür nicht aufkriegen.«
»Wir brauchen keines. Wir bauen die Schlösser aus und nehmen sie heraus – so wie er es getan hat.«
Hursey sah sich die Abdeckung der Schlösser an und stellte fest, dass sie mit zwei simplen Kreuzschlitzschrauben an der Tür befestigt waren. Es war so simpel. Warum war er nicht darauf gekommen? Doch dann fiel es ihm wieder ein …
»Ich hoffe, du hast einen Schraubenzieher dabei, weil wir alle Werkzeugkästen mitgenommen hatten …«
Miller blickte ihn finster an. Wieso? Weil er ihm die Idee ruiniert hatte?
»Nein. Ich habe keinen Schraubenzieher. Aber ich habe das hier.«
Er griff in seine Tasche und zog ein Messer heraus. Er öffnete es und machte sich mit der Klinge an die Arbeit. Es dauerte nicht einmal eine Minute, bis deutlich wurde, dass ein Messer – oder zumindest dieses Messer – hier nicht die Lösung war: Die Spitze fand nicht genug Halt in den Schlitzen der Schrauben, um sie zu drehen.
Miller hieb frustriert mit der Faust gegen die Tür.
»Der Scheißkerl muss einen Schlagschrauber verwendet haben.« Er klappte das Messer wieder ein und sah sich um. »Na gut, sieh dich nach irgendwas um, egal was, womit wir diese Schrauben loskriegen. Aber mach auf keinen Fall – auf gar keinen Fall – irgendwelche Türen oder Schubladen auf.«
»Und wie sollen wir dann …?«
»Find einfach irgendwas und lass dich dabei nicht ausknipsen. Du suchst im ersten Stock, ich nehme den zweiten.«
Hursey machte sich auf den Weg nach oben und achtete dabei auf Stolperdrähte. Sie waren zwar schon mehrfach die Stufen hoch- und runtergetrampelt, deswegen erwartete er eigentlich nicht, etwas zu finden, aber ein Risiko wollte er auch nicht eingehen.
Er durchsuchte das Büro des O und danach die Wohnräume. Die Schubladen der Kommoden waren alle geschlossen, aber die Kleiderschränke standen offen – und waren bis auf ein paar Kleiderbügel leer.
Als er ins Erdgeschoss zurückkehrte, war Miller bereits wieder da und durchkämmte das Areal um die zerstörte Konsole. Hursey nahm sich die Schlafplätze vor. Die Betten waren abgezogen, so wie sie sie zurückgelassen hatten, und die Spinde waren offen und lee…
Er hielt inne und blickte verdutzt drein. Alle waren offen, bis auf einen.
Er trat einen Schritt näher. Die Tür war nicht vollständig geschlossen. Etwas ragte unten am Boden heraus und hielt sie offen. Als er sah, was es war, trat er hastig einen Schritt zurück.
»Miller! Das musst du dir ansehen!«
Als er eintrat, deutete Hursey auf die geschlossene Spindtür.
Miller sah hin und blinzelte überrascht: »Dieser Mistkerl.«
Zusammen näherten sie sich dem Spind. Miller hockte sich hin und blickte direkt auf die Spitze eines Kreuzschlitzschraubenziehers.
»Man kommt sich vor wie in einem beschissenen Videospiel.« Er sah zu Hursey hoch. »Ich war mal ein ziemlich guter Rollenspieler. Sehen wir doch mal, ob wir einen Faden oder eine Schnur finden können, irgendwas womit wir die Tür hier aus sicherer
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