Handyman Jack 10 - Der Erbe
Seite.
»Warte hier. Ich werfe da mal einen Blick hinein.«
Als Jack zur Tür kam – der Laden nannte sich Elbow Room –, zog er sie nur ein paar Zentimeter weit auf. Und da, an der Bar, saß der Typ und kippte einen Kurzen.
Jack schälte noch einen Hunderter aus der Tasche und hastete zum Taxi zurück.
»Hier.« Er reichte den Schein durch das Fenster. »Finde einen Parkplatz hier in der Nähe und warte, dann kriegst du noch so einen.«
»Wie lange dauern?«
»Warte eine Stunde.«
»Ich nicht wissen …«
»An wie vielen Abenden die Woche verdienst du so viel Geld in einer Stunde?«
Ibrahim war bereit zu warten.
Jack schrieb sich seine Handynummer auf und wandte sich wieder der Bar zu.
14.
Die Augen des Oculus flogen auf.
Nein!
Nachdem es kurze Zeit stärker geworden war, ebbte das wunderbare Gefühl, diese Empfindung einer besonderen Gegenwart, schnell und unvermittelt wieder ab. So wie es gekommen war.
Wieso? Wieso hatte er sich nicht zu erkennen gegeben? Er musste wissen, dass man ihn willkommen heißen würde.
Oder war er vielleicht doch nicht da gewesen? Der Oculus glaubte nicht, dass er sich das eingebildet hatte, aber die Umstände zurzeit waren so düster und deprimierend … vielleicht war es Wunschdenken von ihm gewesen.
Nein … er hatte gefühlt, was er gefühlt hatte; gespürt, was er gespürt hatte. Aber jetzt war es weg.
Es schien fast, als ob ihn jemand oder etwas ärgern wollte.
Der Oculus ließ sich wieder zurücksinken und hoffte, dass, wer auch immer das gewesen war, zurückkehren würde. Und dass er sich nicht zu lange Zeit lassen würde.
Sie brauchten ihn.
15.
Hoppla, dachte Jack, als Zeklos seinen sechsten Tequila innerhalb von 20 Minuten in sich hineinschüttete. Der ist entweder Kampftrinker oder er hat Sorgen, die er ersäufen muss.
Jack tippte auf Letzteres.
Er war unauffällig hineingeschlüpft und hatte sich einen Platz mit dem Rücken zu dem Wiesel und dem Rest des Raumes gesucht, aber direkt vor einer uralten Miller High Life -Reklame. Sie stellte eine rote Hexe dar, die auf einem Halbmond saß und ein Bier trank. Er hatte sich genau diese Reklame ausgesucht, weil sie einen spiegelnden Hintergrund hatte, der es ihm ermöglichte, den Raum zu beobachten, ohne selbst gesehen zu werden, während er an seinem Bier nuckelte.
Wie es schien, war das übertriebene Vorsicht. Zeklos saß mit gesenktem Kopf da und war nur auf den Schnaps fixiert. Er sah nur dann hoch, wenn er Nachschub bestellen wollte. Jack hätte wahrscheinlich auf dem Stuhl neben ihm sitzen können und er hätte ihn nicht erkannt. Er sprach mit niemandem und niemand sprach ihn an. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass er hier nicht zu den Stammgästen zählte.
Sechs Hochprozentige schienen dem Kerl zu reichen. Er stand auf, warf ein paar Scheine auf die Bar und bewegte sich zur Tür. Er taumelte noch nicht, hatte aber deutlich Schlagseite. Jack wartete eine Minute, dann folgte er ihm.
Als er ihn wieder erspähte, ging er auf dem Weg zurück, den er gekommen war. Zurück zum Lagerhaus? Nein, er blieb auf der Columbia Street und ging immer weiter, bis er zu einer Gruppe von drei Reihenhäusern kam, die ganz allein in der Gegend herumstanden – die angrenzenden Häuser waren alle abgerissen worden. Zeklos blieb vor einer kleinen Tür an einem Hausende stehen, schloss auf und ging hinein.
Jack wechselte auf die gegenüberliegende Straßenseite, um zu sehen, ob irgendwo ein Licht anging. Das tat es: hinter einem Fenster links im ersten Stock.
Gut. Er schlenderte wieder über die Straße und fischte seine Einbrecherausrüstung aus der Tasche. Er hatte sie dabei, weil er davon ausgegangen war, das eine oder andere Schloss knacken zu müssen, um zu Cailin zu gelangen. Ein glücklicher Zufall. Auch wenn er sie für den ursprünglichen Zweck nicht gebraucht hatte, kam sie ihm jetzt sehr zupass.
Er trat zu der Tür, sah sich um – niemand in Sicht –, dann sah er sich das Schloss an.
Und stöhnte auf.
Ein Medeco Maxum -Sicherheitsschloss. Vermutlich war in dem Haus schon mal eingebrochen worden und irgendjemand hatte sich dann für zusätzlichen Schutz entschieden. Es war eine verflucht knifflige Sache, diese Dinger aufzukriegen. Selbst mit einer Sperrpistole war es ein Geduldspiel, das Schloss zu öffnen – falls es ihm gelang –, und die ganze Zeit wäre er schutzlos den Blicken von jedem ausgeliefert, der gerade vorbeikam.
Die Häuser rechts von ihm hatten alle eine Feuerleiter an der Vorderseite,
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