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Handyman Jack 10 - Der Erbe

Handyman Jack 10 - Der Erbe

Titel: Handyman Jack 10 - Der Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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hier um eine ganz bestimmte Auseinandersetzung ging. »Sie meinen, die zwischen dem Verbündeten und der Andersheit?«
    Der Oculus nickte. »Gut. Dann brauche ich das nicht zu erklären. Das zu erklären ist so mühevoll.«
    Das konnte Jack nachvollziehen. Nach allem, was er durchgemacht hatte, allem, was er in den letzten anderthalb Jahren gesehen und erlebt hatte, fiel es ihm immer noch schwer, die Idee zu akzeptieren, dass es zwei unvorstellbar gewaltige kosmische Mächte gab, die sich da draußen seit ewigen Zeiten bekriegten. Der »Verbündete« und die »Andersheit« waren menschliche Begriffe. Niemand kannte ihre wahren Namen – vielleicht hatten sie gar keine.
    Die Pointe war die, dass die Menschheit und ihre Nische der Realität nicht einmal der Hauptgewinn, sondern nur ein ganz kleiner Jeton in einem Spiel mit sehr hohen Einsätzen waren, das sich über das ganze Multiversum erstreckte. Und offenbar wechselten die Jetons auch schon mal den Besitzer. Keine Seite konnte sich zum Sieger erklären, solange sie nicht über alle Jetons verfügte. Vielleicht würde es nie einen Gesamtsieger geben, aber das Spiel ging weiter. Und weiter.
    Und auch wenn die Erde kein besonders wertvoller Spielstein war, war der Einsatz hier doch sehr hoch. Es ging um alles.
    Im Augenblick gehörte die Menschheit dem Verbündeten. Der Verbündete war ein nicht sehr fürsorglicher Vermieter – er tat nur das Nötigste, kassierte aber auch keine Miete. Die Andersheit demgegenüber wollte größere Renovierungsmaßnahmen durchführen – schädliche Veränderungen, die der Menschheit den Lebenssaft aussaugen und den Planeten in eine surreale Hölle verwandeln würden.
    Wenigstens hatte man Jack das so erklärt.
    »Wie wäre es, wenn Sie mir erklären würden, wer ihr seid. Fangen Sie doch damit an, dass Sie mir sagen, auf welcher Seite Sie stehen.«
    Der Oculus wirkte beleidigt: »Natürlich auf der Seite des Verbündeten, wo sonst? Ich bin einer der Oculi.«
    Das half ihm ja nun wirklich weiter.
    »Und das bedeutet?«
    »Die Oculi sind ein Netzwerk von Männern und Frauen rund um den Globus, die als Informationsquellen für den winzigen Teil von sich dienen, den der Verbündete dazu abgestellt hat, diesen speziellen Besitzstand zu überwachen. Ich bin, wenn man es so ausdrücken will, eines der Augen des Verbündeten.«
    »Haben Sie sich das so ausgesucht?«
    »Nein, es hat mich ausgesucht. Oculi paaren sich untereinander. Wenn wir sterben, treten unsere Kinder an unsere Stelle.«
    »Und wie lange geht das schon so?«
    »Wir begannen damit vor langer, langer Zeit. Vor der heutigen Geschichtsschreibung. Das war noch im ersten Zeitalter.«
    Jack deutete wieder mit dem Daumen über die Schulter. »Und wie gehören die Yeniceri-Typen da rein?«
    Das Wort hatte den gewünschten Effekt: schockierte Stille.
    Es konnte nichts schaden, sie im Ungewissen darüber zu lassen, wie viel er wirklich wusste.
    Miller mischte sich ein: »Wer zum Teufel ist der Kerl?«
    Der Oculus sah zu ihm herüber: »Das habe ich doch gesagt: der Erbe.«
    »So ’n Quatsch. Der Erbe kommt aus den Reihen der Yeniceri.«
    Der Oculus blieb ungerührt. »Offensichtlich nicht.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Jack zu. »Woher wissen Sie von den Yeniceri?«
    Er konnte eigentlich auch die Wahrheit sagen.
    »Ich habe das Wort aufgeschnappt. Ich vermute, es bedeutet so etwas wie Janitschar, richtig?«
    Ein Nicken. »Das ist richtig. Ein Begriff, den die Türken eingeführt haben, als sie diese Praxis übernommen haben.«
    Danke, Abe.
    »Das bedeutet, diese Kerle wurden als Kinder entführt und …«
    »Nicht entführt. Das ist eine türkische Pervertierung dieser Tradition. Das Erbe dieser Männer beginnt weit vor dem Osmanischen Reich. Es geht direkt ins erste Zeitalter zurück. Traditionell werden sie aus den Findel- und Waisenkindern der Welt rekrutiert, Kindern, die – durch Unglück, Bosheit oder elterliche Verantwortungslosigkeit – zu einem kurzen, leidvollen Leben verdammt sind.«
    »Brutal, gemein und kurz.«
    »Exakt. Man bewahrt sie vor diesem Schicksal, gibt ihnen ein Heim und unterweist sie in allen möglichen Techniken und Fertigkeiten, einschließlich den Kriegskünsten. Mit Abschluss ihrer Ausbildung werden sie zu Mitgliedern der Militia Vigilum.«
    Militia Vigilum … das war dann wohl dieses MV, von dem die dauernd sprachen.
    »Damit bin ich jetzt überfordert.«
    Im Lächeln des Oculus lag eine Spur von Herablassung. »Die Militia Vigilum war die

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