Handyman Jack 10 - Der Erbe
ist das …?«
Der Oculus hob hastig die Hand: »Sprich seinen Namen nicht aus. Er merkt es, wenn sein Name ausgesprochen wird und dann macht er sich auf die Suche nach dem, der ihn gesprochen hat.«
Jack hatte das schon vorher gehört. Er klang für ihn ziemlich nach Harry Potter, aber er respektierte seine Quellen und akzeptierte es deshalb.
»Na gut. Derjenige, an den ich denke … sein Name beginnt mit einem R, stimmt das?«
Der Oculus nickte. »Es ist sicherer, von ihm als dem ›Widersacher‹ zu sprechen.«
»Wo ist der Wächter, während all das hier vorgeht?«
Man hatte es Jack gesagt, aber er wollte wissen, ob die Leute hier das auch wussten.
Der Oculus schüttelte traurig den Kopf. »Das weiß niemand. Seit fast einem halben Jahrtausend hat keiner mehr von ihm gehört. Niemand hat eine Erklärung dafür.«
Jack hatte gehört, dass jemand namens Glaeken der Verteidiger – oder der Wächter, wie diese Menschen ihn nannten – gewesen war, aber er war jetzt nur noch ein Mensch – ein alter Mann ohne besondere Kräfte. Doch Rasalom wusste das nicht. Und Jack hoffte, er würde es nie herausfinden, denn er hegte die Vermutung, der Erbe zu sein bedeutete dann, er müsste in Glaekens Fußstapfen treten, sollte sich die Notwendigkeit ergeben.
Der Oculus fragte: »Wieso wissen Sie von dem Widersacher?«
»Wir sind uns begegnet.«
Jack hörte ein entsetztes Luftschnappen von dem Oculus und von Davis.
Miller sagte: »Der verscheißert uns. Und falls er das nicht tut, beweist das doch, dass er nicht der Erbe ist. Der Widersacher würde den Erben niemals am Leben lassen.«
Jack schüttelte den Kopf. »Er sagt, er würde mir nicht den Gefallen tun, mich zu töten … dann bliebe mir all das Unglück erspart, das da kommt.«
Jacks Magen verknotete sich während der darauffolgenden Stille. Er erinnerte sich an Rasaloms Worte. Wie könnte er sie vergessen? Sie hatten sich in sein Gedächtnis eingebrannt.
Physischer Schmerz ist für mich wie das tägliche Brot. Aber miterleben zu dürfen, wie ein starker Mann in einen Zustand hilfloser Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit versetzt wird … das ist ein wahrer Genuss. In deinem Fall sogar ein ganz besonderer Genuss. Das möchte ich mir keinesfalls entgehen lassen.
Im letzten Monat hatte er die beiden letzten noch lebenden Verwandten verloren. War es das, was Rasalom mit einem Zustand hilfloser Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gemeint hatte? Jack war danach niedergeschlagen gewesen. Aber hoffnungslos? Verzweifelt? Ganz sicher nicht.
Jack wusste nicht wie, aber er war fest davon überzeugt, dass Rasalom hinter diesen Todesfällen steckte. Vielleicht war er nicht direkt dafür verantwortlich, aber er war darin verwickelt. Das Ergebnis war eine unaufhörliche Wut – auf Rasalom und auf die Andersheit.
»Wie ist er so?«, fragte Davis.
»Er ist nur ein Mann. Er trägt keinen Umhang und hat keine Geier auf seiner Schulter sitzen. Wenn man auf der Straße an ihm vorbeikommt, verschwendet man keinen zweiten Blick auf ihn. Nur ein ganz gewöhnlicher, alltäglicher Kerl … bis man ihm in die Augen sieht und er einen schauen lässt, was …«
»Daddy?«
Jack blickte nach rechts und sah ein dickliches Mädchen im Türrahmen stehen, das nicht viel älter als zehn Jahre sein konnte. Sie hatte blondes Haar, blaue Augen, einen Pickel am Kinn und ein offenes Buch in der Hand.
»Was ist denn, Diana?«
»Kannst du mir bei dieser Rechenaufgabe helfen?«
Der Oculus lächelte. »Wie war das, solltest du in Besprechungen hineinplatzen?«
Sie sah zu Boden. »Entschuldigung. Aber ich verstehe das hier einfach nicht.«
»Ich weiß, zu Anfang ist das schwer. Versuch es weiter. Ich komme zu dir, sobald ich hier fertig bin.«
Sie lächelte. »Gut.«
Als sie gegangen war, drehte sich der Oculus wieder zu Jack um.
»Meine Tochter. Ich habe sie aus der Schule genommen, als der Widersacher begann, die Oculi abzuschlachten. Jetzt unterrichte ich sie zu Hause.« Er lächelte bitter und schüttelte den Kopf. Jack konnte in diesen Augen nicht lesen, aber er spürte, wie sehr der Mann seine Tochter liebte. »Es war mir vorher nie bewusst gewesen, was für eine schreckliche Verantwortung das ist.«
»Was ist mit ihrer Mutter?«
»Sie ist tot. Ein Brand in der Heimstätte im Mittleren Westen. Der dortige Oculus und ihr Sohn – unser Sohn – wurden getötet. Ich hatte Diana zu mir genommen, um sie zu erziehen, deswegen ist sie dem entgangen. Aber unser Junge …« Sein Mund
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