Handyman Jack 10 - Der Erbe
ihn mit offenem Mund anstarrte. Er hatte seinen Koffer fallen lassen.
»Ich danke Ihnen, Mr. Tucci«, sagte der Oculus. »Das reicht fürs Erste.«
Als das Licht wieder aufflammte, verschwamm das Glühen. Aber das Brennen blieb so heftig wie zuvor.
Jack zog sein T-Shirt herunter. Er fing an, das Oberhemd zuzuknöpfen, ließ es aber nach dem ersten Knopf bleiben. Er wollte seine zittrigen Finger nicht zur Schau stellen.
»Würde mir bitte mal jemand erklären, was hier vorgeht?«
Der Oculus lächelte. »Es wird mir eine außerordentliche Freude sein, Mr. …?«
Jack zögerte, dann war es ihm aber egal.
»Jack … einfach Jack.«
»Sehr schön, Jack. Wir werden uns jetzt in meine Räume zurückziehen und …«
»Einen Moment mal«, fiel Miller ein. »Wir werden Sie auf keinen Fall mit ihm zusammen allein lassen.«
»Ich habe von diesem Mann nichts zu befürchten.«
»Ich bin da nicht so sicher. Er kommt hier reingetänzelt …«
Jack hatte die Nase voll von Miller. »Das nennst du tänzeln? Wer hat dir das Tanzen beigebracht? Godzilla?«
Jemand kicherte. Miller funkelte jemanden hinter Jacks Schulter wütend an, dann wandte er sich an den Oculus.
»Es ist unsere Aufgabe, Sie zu beschützen. Und solange ich nicht überzeugt bin, dass Sie in Gegenwart eines Kerls, den wir mit mehreren Knarren bewaffnet erwischt haben, wie er um die Heimstätte herumschleicht, sicher sind, so lange bin ich sein siamesischer Zwilling.«
»Ich stimme ihm da zu«, sagte Davis. »Es ist schon gefährlich genug, Sie mit ihm allein zu lassen, aber Diana ist auch da oben. Das ist zu riskant.«
»Na gut, ihr könnt beide mitkommen, wenn ihr das wollt.«
Davis nickte. »Wir wollen. Aber vorher will ich noch eines wissen: Was hat diese Narben verursacht?«
Der Oculus hob die Hand und harkte mit seinem Zeige-, Mittel- und Ringfinger durch die Luft vor Jacks Brust.
»Ein Rakosh.«
»Ach, kommen Sie!«, widersprach Davis. »Rakoshi gibt es nicht.«
Der Oculus wandte sich ihm zu. »Die meisten Menschen da draußen würden wohl sagen, dass es uns auch nicht gibt.«
»Aber ich dachte, das wären nur Schreckgestalten, die sich die Zwillinge ausgedacht haben, um uns zu erschrecken, als wir noch Kinder waren.«
Die Zwillinge? Die Worte erschütterten Jack.
»Nein, die sind ausgesprochen real. Oder wenigstens waren sie es.« Er drehte sich wieder zu Jack um. »Sind Sie verantwortlich dafür, dass sie verschwunden sind?«
»Alle bis auf einen.«
Wieder wurde es still.
Schließlich nickte der Oculus. »Ich verstehe. Ich habe einen gespürt, irgendwo unten im Süden. Und nur der Mann, der sie getötet hat, würde wissen, dass einer überlebt hat.« Er wandte sich ab und ging nach links davon. »Kommen Sie. In meinem Quartier ist es behaglicher.«
»Ich habe sehr viele Fragen«, sagte Jack.
»Und ich habe die Antworten … wenigstens eine Menge davon.«
Jack war gespannt auf diese Antworten – vielleicht hatte er endlich jemanden getroffen, der nicht nur in Rätseln und Allgemeinplätzen sprach –, deswegen folgte er ihm.
Davis und Miller kamen hinterher.
8.
Das Büro des Oculus im ersten Stock war geräumig, aber spärlich möbliert. Trotz der Weitläufigkeit kam man sich vor wie in einem Mausoleum. Vielleicht lag das an den zugemauerten Fenstern. Der O setzte sich hinter den Schreibtisch und deutete auf einen gepolsterten Drehstuhl gegenüber.
Miller und Davis bezogen Stellung hinter und auf beiden Seiten von Jack und standen da wie Soldaten auf dem Exerzierplatz. Jacks Kopf und Nacken schmerzten noch immer, aber seine Narben brannten nicht mehr so unerträglich. Gewöhnten sie sich an diesen Ort?
Der Oculus lehnte sich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. Seine schwarzen Augen fixierten Jack.
»Nun Jack … erzählen Sie mir alles von sich.«
Ja, ganz sicher, dachte er. Sofort nachdem Steely Dan ein Album mit Weihnachtsliedern herausbringen.
»Ich bin nur jemand, der dann und wann zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen ist. Ich dachte, Sie würden mir meine Fragen beantworten.«
»Na schön, fragen Sie.«
Jack beugte sich vor. »Wer zum Teufel seid ihr?« Er deutete mit den Daumen über die Schultern. »Woher wussten diese Typen, was da in diesem Keller passieren würde, und was ging sie das an? Was …?«
Der Oculus lächelte und hob die Hände. »Eins nach dem anderen, bitte. Fangen wir am Anfang an. Ich gehe davon aus, dass Sie über die Auseinandersetzung Bescheid wissen.«
Jack spürte, dass es
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