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Handyman Jack 10 - Der Erbe

Handyman Jack 10 - Der Erbe

Titel: Handyman Jack 10 - Der Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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daran gewöhnt hatte, sich als ihren Beschützer zu sehen, und wahrscheinlich sah sie ihn genauso. Nachdem er sie vor ein paar Jahren von diesem Frachter gerettet hatte, ging sie wohl davon aus, dass ihr nichts Schlimmes zustoßen konnte, solange er in der Nähe war.
    Aber dieses Mal war er nicht in der Nähe gewesen.
    Er drehte sich zu Gia um. Sie anzusehen war noch schlimmer. Ihr geschwollenes Gesicht war fast unkenntlich. Er deutete auf den Kopfverband.
    »Wegen der Operation?«
    »Ja.«
    Als er ihre kalte Hand drückte, hatte er das Gefühl, er könne jeden Moment explodieren. Er berührte ihre blau geschwollene Wange, dann beugte er sich vor.
    »Gia. Ich bin es, Jack. Ich bin hier und ich werde hier sein, so lange und so oft sie mich lassen. Es tut mir leid. Oh Gott, ich bin so ein …«
    Seine Stimme brach und statt zu versuchen, noch mehr zu sagen, küsste er ihre Hand. Dann drehte er sich zu Doktor Stokely um.
    Die Ärztin sah ihn an und wich zurück, das Gesicht angstverzerrt.
    »Was ist?«, fragte sie mit zittriger Stimme. »Ich trage keine Schuld daran.«
    »Ich habe auch nicht gesagt …«
    Da begriff Jack, was sie meinte. Er schloss die Augen und entspannte seine Gesichtsmuskeln. Er musste diesen Blick gehabt haben. Gia hatte ihn einmal gesehen und hatte ihn »die personifizierte Mordlust« genannt. Aber er hegte keinen Groll gegen die Ärztin. Nur gegen den Rest der Welt.
    »Für einen Augenblick dachte ich, Sie würden mich … vergessen Sie’s.«
    »Ich bin im Augenblick ziemlich am Ende, Frau Doktor. Aber Sie müssen mir die Wahrheit sagen, ohne jeden Schmus: Wie stehen ihre Chancen?«
    »Ich sagte es doch: Es ist zu früh, dazu etwas zu sagen.«
    »Ich frage nicht nach einem prozentualen Wert, sagen Sie mir einfach nur: gut oder nicht gut?«
    »Nicht gut.«
    Jack starrte sie an – wie lange? Er hatte keine Ahnung –, bis er die Stimme wiederfand. Selbst da erforderte es noch eine massive Willensanstrengung, die nächsten Worte über seine erstarrten Lippen zu quälen.
    »Heißt das, sie könnten es nicht schaffen?«
    Ihr rundes Gesicht verriet keine Gefühlsregung, ließ nicht darauf schließen, was sie gerade dachte. Er kannte diesen Blick. Er hatte ihn bei lang gedienten Polizisten und dem Abschaum der Unterwelt gesehen. Der Blick, den man bekommt, wenn man zu viele menschliche Beschädigungen gesehen hat, unbeabsichtigte und gewollte. So viel Schaden, dass sich im Interesse der Selbsterhaltung manche Systeme einfach abschalten. Jemand wie Doktor Stokely konnte es sich nicht erlauben, an das Privatleben der Menschen zu denken, die unter ihrer Obhut standen. Ihre Hoffnungen und Träume, die Menschen, die sie liebten und von denen sie geliebt wurden, durften ihr nichts ausmachen. Wenn es das täte, würde sie ausbrennen wie ein Meteorit. Sie musste ihre Patienten auf Probleme reduzieren, die es zu lösen galt. Was nicht so schwer war, da der Großteil dieser Patienten im Koma lag. Und diejenigen, die das nicht taten, waren nicht aus freien Stücken zu ihr gekommen und wollten nur so schnell wie möglich wieder weg.
    Vor ihm stand eine Frau, die es gewohnt war, schlechte Nachrichten zu überbringen.
    »Ich habe gelernt, mich nicht auf Vorhersagen festzulegen, aber ihre Lage ist sehr ernst.«
    »Kommen Sie schon, Frau Doktor, Sie haben das doch schon einige Male miterlebt – sehr viele Male. Sie müssen einen Instinkt für solche Fälle entwickelt haben. Was sagt Ihnen Ihr Instinkt, wie stehen die Chancen, dass sie es schaffen?«
    Sie erwiderte seinen Blick und sagte: »50 – 50.«
    50 – 50? Das half ihm nicht weiter. Die gleichen Chancen, dass sie weiterlebten …
    Oder starben …
    Langsam zwang er seine erstarrten Beine wieder zum Bett hin, blickte auf seine Liebsten hinunter und hätte am liebsten geschrien. Aber er durfte dem nicht nachgeben. Wenn er jetzt zu großes Aufsehen erregte, würde man ihn vielleicht später nicht mehr zu ihnen lassen.
    Aber eigentlich wollte er nur eines – wenn er das doch nur tun könnte: Er wollte die Schläuche herausreißen, sie packen und schütteln und ihnen zurufen, dass das Spiel vorbei sei und sie könnten jetzt aufhören, ihn zum Narren zu halten. Sie hätten gewonnen, er gäbe auf, sie hätten ihm einen fürchterlichen Schrecken eingejagt – haha, was für ein unglaublich kranker Witz –, aber jetzt lasst uns alle mit dem Mist aufhören und lachen wir uns bei einer Pizza darüber kaputt.
    Stattdessen stand er nur da und spürte, wie sein Herz

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