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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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neuer auf die Liste. Zuerst kamen die Kauwespen – wendige, hummergroße Schreckgestalten mit Libellenflügeln und riesigen Kiefern mit diamantharten, dolchspitzen Zähnen. Sie griffen geballt an wie ein Schwarm Piranhas und ließen nichts außer roten Flecken in ihrem Kielwasser zurück, nicht einmal Knochen. Danach kamen die Wanstfliegen mit ihren faustgroßen Säuresäcken, die einen lebend verdauten. Und danach dann die Speerspitzen, der passendste Name von allen: Sie rammten ihre konisch geformten, rasiermesserscharfen Köpfe in den Schädel oder den Bauch ihres Opfers und saugten es aus.
    Nacht für Nacht schwärmten die Krabbler aus den Löchern und errichteten ihr Schreckensregime, indem sie alles angriffen, was sich bewegte. In der Dämmerung kehrten sie in die Schatten ihrer Löcher zurück und warteten ungeduldig auf den nächsten Sonnenuntergang und die nächste Spezies, die sich ihren unablässigen Angriffen anschloss.
    Welche neuen Schreckgestalten würden die Löcher in dieser Nacht ausspucken? Selbst seine grausigsten Albträume konnten sich das nicht ausmalen.
    Nur eines war sicher – die heutige Nacht würde schlimm werden. Noch schlimmer als die vorherigen.
    Hank schreckte hoch.
    Lärm aus dem Schlafzimmer. Splitterndes Glas. Krabbler – wahrscheinlich Speerspitzen – rammten ihre Körper gegen die Fenster und zerschmetterten dabei die Scheiben. Wenn er den Maschendraht nicht rechtzeitig angebracht hätte, wären sie jetzt in die Wohnung eingedrungen und hätten ihn bei lebendigem Leib ausgesaugt. Er lauschte eine Weile darauf, wie sie vergeblich gegen das Drahtgeflecht anstürmten, dann flogen sie weiter, auf der Suche nach blutigeren Weidegründen.
    Zu verschiedenen Zeiten in der Nacht hörte er Schreie aus angrenzenden Wohnungen oder aus dem Hausflur. Irgendwann hämmerte eine Frau an seine Tür und kreischte etwas von Insekten im Hausflur und flehte, dass jemand, irgendjemand, sie doch einlassen möge. Hanks erster Gedanke war gewesen, ihr zu öffnen – er hatte bereits die Hand nach dem Querbalken ausgestreckt –, aber dann überlegte er, dass das eine Falle sein könnte, dass ihn vielleicht jemand dabei beobachtet hatte, wie er seine Notrationen ins Haus gebracht hatte, und sich jetzt Zugang verschaffen wollte. Also hatte er nur dagesessen, mit zusammengebissenen Zähnen und auf die Ohren gepressten Händen und darauf gewartet, dass sie wieder ging. Ein plötzlicher, qualvoller Schrei drang durch seine Handflächen hindurch und er nahm sie von den Ohren, um zu lauschen. Er vernahm keine weiteren Schreie, nur gedämpftes, gurgelndes Schluchzen, das schrecklich anzuhören war, dann heftiges Trommeln auf dem Boden vor der Tür, dann nichts mehr.
    Vollkommen verstört wollte Hank sich gerade wieder umdrehen und unter seine Decke zurückkriechen, als er das Blut unter der Tür hindurchsickern sah. Es bildete an der Türschwelle eine Lache. Er würgte und rannte ins Badezimmer.
    Später, als sein Magen nicht mehr rebellierte, machte er sich Kaffee und sah fern, wobei er die Lautstärke aber so weit heruntergedreht hatte, dass kaum etwas zu hören war. Dann und wann flackerte das Bild, aber der Strom versiegte nie ganz. Für den Fall der Fälle hatte er noch ein tragbares batteriebetriebenes Gerät. Außer Predigern und Nachrichten – Katastrophenmeldungen – gab es so gut wie nichts anderes mehr.
    Der Präsident hatte den nationalen Notstand ausgerufen, aber das Militär war hilflos angesichts eines Feindes von solcher Zahl, der sich mitten unter der Bevölkerung bewegte, die es zu beschützen galt. Diejenigen, die Frauen, Kinder oder Eltern hatten, blieben zu Hause, um die eigenen Familien zu retten. Die Übrigen standen einem massiv überlegenen Feind gegenüber. Für jedes Loch, das durch Sprengungen verschlossen wurde – da wo es überhaupt machbar war –, taten sich anderswo zwei neue wieder auf. Die Bürger verloren rapide das Vertrauen in die Fähigkeit ihrer Regierung, der Lage Herr zu werden. Der gesellschaftliche Zusammenhalt – wenn es so etwas denn je gegeben hatte – brach auseinander.
    Die Nachrichten bestärkten Hank nur in seinem Entschluss, die Stadt so schnell wie möglich zu verlassen. Warum sollte er überhaupt bis Sonnenaufgang warten? Am Horizont wurde es jetzt bereits heller. Diese Kreaturen mussten eigentlich schon wieder auf dem Rückweg zu ihren Löchern sein, wenn sie vor den ersten Sonnenstrahlen da ankommen wollten. Vielleicht konnte er den Wagen beladen,

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