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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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bevor jemand anderes etwas mitbekommen konnte.
    Der erste Stapel stand bereits mit einer Decke verhüllt auf der Sackkarre. Hank hob den Balken und öffnete die Tür für einen hastigen Blick.
    Da draußen war jemand. Links den Korridor hinunter lag eine verkrümmte Gestalt reglos auf der Seite in der Nähe der Fahrstühle. Sonst war niemand in Sicht. Er trat aus der Tür, schloss hinter sich ab und schob die Sackkarre vor sich her neben den blutigen Schleifspuren entlang, die sich von seiner Tür zu der leblosen Gestalt zogen.
    Es war eine Frau. Oder war eine Frau gewesen. Hank zwang sich hinzusehen. Er konnte die Überreste niemandem zuordnen, den er kannte. Der Körper war verschrumpelt, wie ausgetrocknet, die ganze unbedeckte Haut war zerfetzt und zerkaut, aber merkwürdig blutleer. Er unterdrückte den Würgereiz und sagte sich, dass es eine gute Entscheidung gewesen war, die Tür letzte Nacht nicht zu öffnen. Wenn er es getan hätte, wäre er jetzt vielleicht ebenfalls tot. Er sagte sich das mehrere Male, während er sich von der Frau abwandte und auf den Fahrstuhl wartete.
    Er wirbelte herum, als er ein wütendes Sirren vom linken hinteren Ende des Korridors hörte. Dort waren mehrere der Deckenplatten defekt. Er konnte nichts sehen, aber dieses Sirren kannte er. Flügel. Große, doppelte Libellenflügel. Das Geräusch hatte er in den letzten Nächten zur Genüge gehört. Und dann hörte er noch ein anderes Geräusch – die mahlenden Zähne einer Kauwespe.
    Die Panik drückte ihm hart auf die Blase. Er war zu früh! Er hatte seine Wohnung verdammt noch mal zu früh verlassen!
    Im ersten Moment wollte er zu seiner Wohnung zurückrennen, aber die Vorstellung davorzustehen und nach seinem Schlüssel zu suchen, mit einer angreifenden Kauwespe im Nacken, hielt ihn zurück. Er hämmerte wahllos auf den AUF- und den AB-Knopf, alles, was den Fahrstuhl schneller heranholen könnte.
    Das Sirren klang lauter, bösartiger, näher. Und dann sah er den Ursprung des Geräusches, als das Insekt das beleuchtete Areal erreichte und in annähernd anderthalb Meter Höhe durch den Korridor direkt auf ihn zu schoss. Das Mahlen der Zähne wurde hektischer. Schreckensstarr, mit einem Angstschrei auf den Lippen, sah Hank zu, wie das Monstrum auf ihn zuraste.
    Und dann ein anderes Geräusch – das Offnen der Fahrstuhltür. Er sprang hinein, riss die Sackkarre hinter sich her und drückte im gleichen Moment auf den Knopf, der die Türen schloss. Die Kauwespe versuchte, seiner Bewegung zu folgen, kriegte aber die Kurve nicht. Sie prallte gegen die Kante der offenen Tür und fiel mit einem abgeknickten, verdrehten Flügel zu Boden. Sie zappelte und flatterte und summte wütend auf dem Teppichboden herum, während Hank hektisch den Knopf zum Erdgeschoss drückte. Als die Türen sich zu schließen begannen, spreizte sich der Flügel der Wespe wieder und das Insekt warf sich dem Fahrstuhl entgegen. Hank krümmte sich zusammen, aber die Türen schlossen sich, bevor das Geschöpf ihn erreichte.
    Mit beiden Händen auf seinen rumorenden, revoltierenden Magen gedrückt, lehnte sich Hank an die Rückwand des hinabfahrenden Fahrstuhls und ließ sich keuchend und schweißnass in die Hocke sinken. Er wollte sich nicht mehr bewegen. Er wollte in diesem fensterlosen Stahlkasten bleiben und auf den Tag warten. Aber dann rappelte er sich auf die Füße. Der Fahrstuhl war auf dem Weg nach unten und er musste aus der Stadt hinaus. Vor allem musste er die Vorräte zu seinem Kombi bringen, bevor noch andere Überlebende auftauchten.
    Das Kabinenlicht flackerte und der Fahrstuhl ruckelte und blieb stehen. Oh Gott! Was, wenn er jetzt hier stecken blieb?
    Dann setzte sich die Kabine wieder in Bewegung.
    Es gab gar keine andere Möglichkeit: Er musste sofort verschwinden. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Strom komplett ausfiel.
    Als sich die Türen im Erdgeschoss öffneten, spähte Hank zunächst vorsichtig hinaus. Es herrschte Halbdunkel. Die elektrischen Lampen waren entweder ausgeschaltet oder kaputt. Und nicht nur die Lampen waren zerbrochen: Rechts von ihm glitzerten im fahlen Licht der beginnenden Dämmerung verstreute blaugrüne Scherben von der Haustür und den Fenstern. Und da, bei den Überresten der Tür, war auch noch etwas anderes.
    Hank presste die Augen zusammen. Noch ein Leichnam. Er lauschte auf das Geräusch von Flügeln. Alles still. Er holte tief Luft, kippte die Sackkarre an und rollte sie der Tür entgegen. Neben der Leiche

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