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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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schien unter der flachen schwarzen Lederkappe, die er sich auf den Kopf gequetscht hatte, vollkommen kahl zu sein. Seine massige, muskelbepackte Gestalt wurde von dem weiten Sweatshirt nur noch stärker betont. Er knurrte und sein glänzendes schwarzes Gesicht war wutverzerrt. Er hielt eine abgesägte großkalibrige Schrotflinte in Hüfthöhe und zielte damit auf den Polizisten.
    In der klaren Luft, im Licht der Quecksilberdampflampen der Straßenbeleuchtung, wirkte die Szenerie irreal, wie aus einem Film.
    Der Polizist hob die Pistole und rief dem Mann eine Warnung zu, ganz nach Vorschrift.
    »Fallen lassen oder ich …«
    Er kam nie dazu, den Satz zu beenden. Der große Kerl blinzelte nicht einmal, als er abdrückte.
    Die linke Seite von Gesicht und Hals des Polizisten verwandelte sich in eine rote Masse. Die Pistole wurde ihm aus der Hand geschleudert, er selbst nach links geworfen und mit dem Gesicht nach unten landete er auf der Kühlerhaube des Streifenwagens. Als er langsam am Blech hinunterglitt, hinterließ er einen feuchten roten Streifen. Der Körper rollte über den Kühler und blieb vor der Stoßstange auf dem Asphalt liegen. Er lag flach auf dem Rücken und zuckte.
    Das Gesicht des Riesen veränderte sich, als der Polizist zu Boden ging. Das Zähnefletschen wich einem Lächeln, aber die Wut blieb, verborgen hinter den entblößten Zähnen. Er warf sich lässig die Schrotflinte über die Schulter und ging auf den Polizisten zu wie ein Gärtner, der sich mit seiner Harke einem Gemüsebeet nähert.
    »Na, Bulle«, sagte er, als er über dem stöhnenden Polizisten aufragte, »wie fühlt sich das an, wenn man so langsam ausläuft?«
    Der Polizist konnte nicht mehr sprechen. Selbst von der anderen Straßenseite aus sah Jack, wie das Blut aus seinem Hals pulsierte. Noch eine Minute, und er hatte es hinter sich.
    Jack war in Bewegung, bevor er noch wusste, dass er diese Entscheidung getroffen hatte. Seine Turnschuhe strichen leise über den Asphalt, während er in gebückter Haltung über den Bürgersteig rannte und die Situation durch die Fenster der Autos verfolgte, die er als Deckung zwischen sich und der anderen Straßenseite benutzte.
    Eine innere Stimme drängte ihn in die entgegengesetzte Richtung. Polizisten waren der Feind, eine Bedrohung der eigenen Existenz.
    Das ist nicht deine Sache – mach dich vom Acker.
    Aber ein anderer, tiefer liegender Teil von ihm ignorierte die Stimme und ließ ihn die Semmerling aus dem Knöchelhalfter ziehen. Immer noch gebückt, hastete er über die Straße.
    »Weißt du«, sagte der riesige Schwarze gerade. »Ich könnte dich einfach noch ein bisschen bluten lassen und zusehen, wie die Pfütze um dich herum größer wird, und in Kürze wärst du dann genauso tot, als wenn ich dir sofort den Schädel wegblase.« Er grinste, als er die Schrotflinte nachlud. Eine rot-messing-gestreifte Patrone schepperte auf die Straße. »Aber irgendwie wäre das nicht das Gleiche.«
    Er senkte die abgesägte Mündung des Laufs dem Gesicht des Polizisten entgegen.
    »Vergiss es«, sagte Jack, als er sich hinter ihm aufrichtete. Die Semmerling war auf den Hinterkopf des Mannes gerichtet. »Für heute hast du genug Arger gemacht.«
    Der Kerl blickte über die Schulter. Als sein Blick auf die Semmerling fiel, lächelte er.
    »Mich hat wirklich noch nie einer mit ‘ner Schreckschusspistole bedroht.«
    »Lass einfach die Knarre fallen und verschwinde.«
    »Soll das heißen, du willst mich nicht verhaften?«
    Jack hatte aus dem Bauch heraus reagiert. Im Augenblick schien es ihm das Sinnvollste, den Schützen loszuwerden und einen Krankenwagen für den Polizisten zu rufen. Und dann zu verschwinden.
    »Ich sag es nur noch einmal. Lass die Waffe fallen und geh!«
    Die Stimme des Mannes überschlug sich. »Du willst mich doch verarschen, oder? Ich könnte ein paar Kugeln aus dem Spielzeug da wegstecken und mich dann seelenruhig zum Frühstück setzen.«
    »Das ist eine Semmerling L-4«, sagte Jack. »Die kleinste.45 er der Welt.«
    Der Schütze zögerte.
    »Ah, ja, in dem Fall …«
    Der Kerl duckte sich nach rechts weg, während er mit der Schrotflinte ausholte und versuchte, Jack niederzuschlagen. Jack folgte seiner Bewegung und betätigte den Abzug. Die Semmerling dröhnte und bäumte sich gegen seine Hand. Die rechte Augenhöhle des Hünen war plötzlich nur noch ein leeres Loch und das schwarze Lederkäppi flog davon wie ein Frisbee. Ein roter Nebel umgab den Kopf, der mit solcher Wucht nach

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