Handyman Jack - Story-Sammlung
80ern geführt. Er suchte auf den Briefkästen im schmuddeligen Vestibül und fand R. Hollander immer noch als Mieter von Apartment 3B aufgeführt. Ein paar geübte Bewegungen mit dem eingekerbten Plastiklineal, das er meistens dabei hatte, und Jack stand im Haus.
Er klopfte. Es war nicht gerade ein Hämmern, aber doch drängend genug, um auch den vorsichtigsten Anwohner an den Spion zu locken.
Drei Versuche, keine Antwort. Jack machte sich mit seinen Dietrichen am Schloss zu schaffen. Ein Standardschloss. Es war eingerostet. Er brauchte fast eine Minute, und eine Minute war eine lange Zeit, wenn man in einem Korridor stand und sich am Schloss eines anderen zu schaffen machte. Viel nackter konnte ein voll bekleideter Mann sich in der Öffentlichkeit nicht vorkommen.
Schließlich schnappte der Bolzen zurück. Er zog die CZ75 9mm mit dem Schalldämpfer und betrat die Wohnung in gebückter Haltung.
Alles ruhig. Er brauchte nicht lange, um das Ein-Zimmer-Apartment zu untersuchen. Leer. Er schaltete das Licht an und begann eine gründliche Durchsuchung.
Ordentlich. Das Bett war gemacht, das Mobiliar abgestaubt, die Kleidung lag gefaltet in den Schubladen, es stand kein dreckiges Geschirr in der Spüle. Hollander hatte entweder eine Putzfrau oder einen Putzfimmel. Leute, die sich eine Putzfrau leisten konnten, lebten nicht in so einer Bruchbude, also wohl das Letztere. Nicht gerade das, was Jack von jemandem erwartet hätte, der entlassen wurde, weil er seinen Job nicht geregelt bekam.
Er musterte die Bücherregale. Ein paar Romane und Kurzgeschichtensammlungen – vor allem hochliterarisches Zeug – versprengt zwischen Fachbüchern über Betriebswirtschaft. Und ganz rechts am Rand drei Bücher über den Islam mit Titeln wie Einführung in den Islam und Islam für Anfänger:
Was an sich noch kein Beweis war. Vielleicht hatte Hollander sie gekauft, als er sich bei Saud Petroleum um den Job bewarb.
Vielleicht aber auch erst, nachdem er entlassen worden war.
Jack war bereit, Wetten auf die zweite Möglichkeit abzuschließen. Er hatte ein mieses Gefühl bei diesem Kerl.
Auf dem Tisch stand das Bild eines schlanken, blassen, blonden Mannes mit einer älteren Frau. Vielleicht Hollander und seine Mutter?
Jack durchsuchte die Schubladen und fand eine schwarze Kladde, ein Scheckbuch und einen Posten Briefe. Es schien, als würde Hollander tief im Dispo stehen. Seine MasterCard war fast bis zum Kreditlimit ausgereizt und er zahlte jeden Monat nur den Mindestbetrag zurück. Eine Menge Mahnungen jüngeren Datums und ein paar Absagen von Arbeitsvermittlungen. Er hatte nicht sonderlich viel Glück und vielleicht suchte Mr Richard Hollander ja einen Sündenbock dafür.
Zwischen dem hinteren Deckel und der letzten Seite war eine Quittung von der Brickell Immobiliengesellschaft über eine Tausend-Dollar-Kautionszahlung und die erste Miete für Loft Nr. 629. Datiert vom letzten Monat und ausgestellt auf Sean McCabe.
Loft 629. Wo zum Teufel war das? Und warum hatte Richard Hollander eine Quittung für jemanden anderen? Es sei denn, es war nicht die von jemand anderem. Er hatte also Loft 629 unter falschem Namen angemietet? Das würde erklären, warum es sich um eine Barzahlung handelte. Aber warum sollte jemand, der so gut wie pleite war, ein Loft für tausend Dollar mieten?
Zum Beispiel, um etwas unterzubringen, bei dem es zu gefährlich war, es in der eigenen Wohnung zu lassen. Entführte Menschen etwa.
Jack schrieb sich die Nummer der Brickell Immobiliengesellschaft auf. Die würde er später noch brauchen. Dann rief er Munir an.
Hysterie schlug ihm aus dem Hörer entgegen. Er flenn te und jammerte, aber verstehen konnte man ihn nicht.
»Verdammt, beruhigen Sie sich! Was genau hat er gesagt?«
»Er hat gesagt … er will ihr … er will ihr … er will ihr …«
Es klang wie eine Schallplatte mit einem Sprung. Wenn Munir in der Nähe gewesen wäre, hätte Jack ihm einen Klaps gegen den Schädel versetzt, damit die Nadel weiterhüpfte.
»Er will was?«
»Er will ihr die Brustwarzen abschneiden.«
»Oh Gott. Warten Sie da! Ich rufe gleich zurück!«
Jack kramte noch einmal die Quittung für das Loft heraus und wählte die Nummer der Vermittlerin. Als das Telefon klingelte, fiel ihm ein, dass er sich noch gar keine Taktik überlegt hatte, wie er die Adresse aus der Frau herausbekommen sollte. Sie würde sie ja nicht jedem X-beliebigen geben. Aber vielleicht ja einem Polizisten …
Er hoffte, dass er sich da nicht
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