Handyman Jack - Story-Sammlung
sah sich das Schloss selbst an. Ein massives Schlage-Schloss. Selbst unter idealen Bedingungen eine schwierige Sache. Aber hier auf dem Bürgersteig mit der Zeit im Nacken und den fortwährend vorbeifahrenden Autos war es mehr als nur schwierig.
Er lief die Vorderseite des Hauses ab und sprintete durch die Seitenstraße, die zur Rückseite führte. Hier gab es auch eine Tür, über der aber eine große rote Alarmsirene hing.
2D … der erste Stock war also in mindestens vier kleine Lofts unterteilt. Falls Hollander hier hauste, dann hatte er sicherlich das Billigste gemietet. Je weiter man im Alphabet vorankam, desto weiter nach hinten lagen auch die Wohnungen und der Blick ging auf den Hinterhof hinaus.
Jack trat ein paar Schritte zurück und schaute nach oben. Die Fenster im ersten Stock links waren verwaist. Die auf der rechten Seite waren komplett mit Bettlaken verhängt.
Direkt vor diesen Fenstern entlang führte ein Fallrohr nach unten. Jack untersuchte das Rohr. Das war nicht dieses weiche Aluminiumzeug, das sich dellte wie eine Bierdose. Das hier war gutes altes verzinktes Eisenblech. Er zerrte an den Befestigungen. Sie wackelten in der Wand.
Es war nicht ideal, aber er musste es riskieren.
Er begann zu klettern, sich am Rohr hochzuziehen, indem er es mit Knien und Ellbogen fest umklammerte, während er mit Zehen und Fingernägeln Halt an den Befestigungen suchte. Das Rohr knarrte und stöhnte und auf halbem Weg nach oben löste es sich um ein paar Zentimeter aus der Wand, aber es hielt. Augenblicke später hockte er vor den verhängten Fenstern im ersten Stock.
Wie ging es weiter?
Manchmal war der direkte Weg der beste. Er klopfte gegen die Scheibe, die ihm am nächsten war. Sie war einen halben Meter hoch, fast einen Meter breit und seit Langem nicht mehr geputzt worden. Nach ein paar Sekunden klopfte er erneut. Schließlich hob sich zögerlich eine Ecke des Lakens und ein Mann starrte zu ihm heraus. Blondes Haar, weit aufgerissene blaue Augen und ein blasses, unrasiertes Gesicht. Die Augen weiteten sich und die Gesichtsfarbe wurde um einige Schattierungen blasser, als er Jack sah. Er sah nicht ganz so aus wie der Mann auf dem Foto in Hollanders Wohnung. Aber er konnte es sein. Problemlos.
Jack lächelte und winkte ihm freundlich zu. Er hob die Stimme, damit er auch durch die Scheibe zu hören war.
»Guten Morgen. Ich würde gern mit Mrs Habib sprechen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
Der Zipfel des Lakens fiel wieder herunter und der Kerl verschwand. Was bestätigte, dass er Richard Hollander gefunden hatte. Jeder andere hätte gefragt, was zum Teufel er da machte und wer Mrs Habib sei.
Also musste Jack schnell reagieren. Wenn er Hollander richtig eingeschätzt hatte, würde der jetzt in größter Hast die Treppe hinunterstolpern, um zu fliehen. Was Jack ganz recht war. Aber es bestand auch die geringe Möglichkeit, dass er sich noch ein paar Sekunden Zeit ließ, um der Frau oder dem Jungen etwas Schreckliches, vielleicht sogar Tödliches anzutun. Jack erwartete keine physische Gegenwehr – ein armseliger Wurm, der sich an jemandem rächen wollte, indem er dessen Frau und Kind entführte, war kaum der Typ für eine handgreifliche Auseinandersetzung.
Jack stützte sich mit den Händen an der Regenrinne ab, setzte einen Fuß auf das schmale Fensterbrett und richtete einen Tritt gegen die unterste Fensterscheibe.
Urplötzlich explodierte das Glas über ihm nach außen, als ein Hieb mit einer rostigen Brechstange Jacks Gesicht nur um Zentimeter verfehlte und ihn mit Glasscherben überschüttete.
Wobei auch die armseligste Ratte zu kämpfen beginnt, wenn man sie in die Ecke drängt, schoss es durch Jacks Gedanken.
Jack schwang sich um das Fallrohr zu dem Fenster auf der anderen Seite. Die Brechstange verschwand wieder durch das Loch in Laken und Fensterscheibe. Als Jack sein Gewicht auf das gegenüberliegende Fensterbrett verlagerte, wurde ihm klar, dass sich seine Silhouette von innen vor dem Fenster abzeichnen musste. Aber da war es schon zu spät. Das Brecheisen fuhr auf Hüfthöhe durch das Fenster und erwischte ihn am Bein. Jack stöhnte vor Schmerz auf, als die Kante der Stange seine Jeans zerfetzte und das Fleisch des Oberschenkels aufriss. In einem plötzlichen Wutausbruch griff er sich die Brechstange und zog.
Das Laken löste sich und fiel auf Hollander. Mit panischen Bewegungen versuchte der, sich zu befreien und ließ dabei seine Waffe los. Jack zog sie ganz aus dem Fenster und
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