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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Hast du den Finger für mich?«
    »Ja«, sagte er in dem erstickten Tonfall, den sie geübt hatten. »Ich habe ihn.«
    Es folgte eine Pause am anderen Ende der Leitung, als sei der Anrufer überrascht über die Antwort.
    »Du hast es getan? Du hast es tatsächlich getan?«
    »Ja. Sie haben mir keine Wahl gelassen.«
    »Das hätte ich nicht erwartet. Wieso klingst du so komisch?«
    »Codein. Gegen die Schmerzen.«
    »Ja. Ich wette, das tut weh. Aber so soll es auch sein. Schmerzen sind gut für dich. Und denk einfach dran: Dein Kleiner hat das ohne Codein durchgemacht.«
    Jacks Griff auf seinem Arm verstärkte sich, als Munir auffahren wollte. Jack drückte ihn wieder auf seinen Stuhl zurück.
    »Bitte tun Sie Robby nichts mehr.« Diesmal war der erstickte Klang in Munirs Stimme nicht gespielt. »Ich habe getan, was Sie gesagt haben. Jetzt lassen Sie die beiden gehen.«
    »Nicht so schnell, Muuunir. Woher soll ich wissen, dass du dir wirklich den Finger abgeschnitten hast? Du würdest mich doch nicht verarschen, oder?«
    »Ob, bitte. Ich würde bei etwas so Wichtigem nicht lügen.«
    Aber genau das tue ich, dachte er. Vergib mir, mein Sohn, wenn das hier schiefgeht.
    »Na, wir werden ja sehen. Also hör zu, was du jetzt tun wirst: Du packst deine Gabe in eine braune Butterbrottüte und gehst Richtung Downtown. Du gehst zu dem Briefkasten an der Ecke, wo Lafayette Street, Astor Place und die 8. Straße aufeinandertreffen. Da legst du die Tüte auf dem Briefkasten ab, dann gehst du einen halben Block weiter und bleibst vor dem Astor-Place-Theater stehen. Hast du das verstanden?«
    »Ja. Ich glaube schon.«
    »Natürlich hast du das. Selbst ein Holzkopf wie du sollte das hinkriegen.«
    »Aber wann soll ich das tun?«
    »Punkt zehn.«
    »Heute Morgen?« Er sah auf seine Uhr. »Aber es ist schon fast halb zehn.«
    »Wow! Er kann sogar schon die Uhr lesen! Was für eine überragende Intelligenz! Das stimmt, Muuunir. Und verspäte dich bloß nicht, sonst muss ich davon ausgehen, dass du mich angelogen hast. Und wir wissen doch beide, was dann passiert, nicht wahr?«
    »Aber was, wenn …«
    »Bis gleich, Muuunir.«
    Die Leitung war tot. Mit hämmerndem Pulsschlag legte Munir den Hörer wieder auf und drehte sich zu Jack um.
    »Wir müssen uns beeilen! Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
    Jack nickte. »Der Kerl ist nicht dumm. Er gibt uns keine Gelegenheit, ihm eine Falle zu stellen.«
    »Ich brauche den … Finger«, sagte Munir. Selbst jetzt fand er den Gedanken noch irritierend, obwohl er Stunden Zeit gehabt hatte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass der Finger echt war. »Könnten Sie ihn in der Papiertüte verstauen?«
    Jack nickte. Munir führte ihn in die Küche und reichte ihm eine Butterbrottüte. Jack ließ den Finger hineinfallen und gab ihm die Tüte zurück.
    »Sie müssen allein kommen, also gehen Sie vor. Ich folge Ihnen ein paar Minuten später. Machen Sie sich keine Gedanken, falls Sie mich nicht sehen. Ich werde da sein. Und was Sie auch tun, halten Sie sich an die Instruktionen – sonst nichts. Haben Sie das verstanden? Nichts weiter. Die Improvisation ist meine Sache. Und jetzt los.«
    Munir rannte auf die Straße hinunter und betete zu Allah, dass er umgehend ein Taxi finden möge.
     
    Irgendwie kam Jacks Taxi vor dem von Munir im East Village an. Er bekam einen Schreck, als er ihn nicht finden konnte. Dann hielt ein Taxi mit quietschenden Bremsen und Munir sprang heraus. Jack sah zu, wie er zum Briefkasten hinüberrannte und die braune Papiertüte darauf ablegte. Jack verzog sich in eine Telefonzelle und tat so, als würde er telefonieren, während Munir zum Astor-Place-Theater weiterlief und vor einem Poster der Blue Man Group stehen blieb.
    Jack begann eine angeregte Unterhaltung mit dem Freizeichen, während er die Umgebung musterte. Die Obdachlosen aus der Gegend schienen die einzigen Leute zu sein, die um diese Zeit auf der Straße waren. Entweder schlurften sie ziellos über die Straße, als wären sie von der strahlenden Morgensonne geblendet, oder sie kauerten sich irgendwo auf den Bürgersteig, wie abgelegte Lumpenbündel. Der Irre konnte einer von ihnen sein. Mit ein bisschen Dreck und abgerissenen Klamotten konnte man sich gut tarnen. Was sich schwerer verbergen ließ, war eine zielgerichtete Haltung. Jack hielt Ausschau nach jemandem, der so aussah, als habe er etwas vor.
    Hollander … wenn es doch in der Personalakte auch ein Foto gegeben hätte. Jack war sich sicher, dass er hinter

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