Handyman Jack - Story-Sammlung
ließ sie nach unten auf die Straße poltern. Dann kickte er die restlichen Glassplitter aus dem Fensterrahmen und schwang sich in den Raum.
Hollander versuchte, durch die Tür zu fliehen, etwas mit der rechten Hand umklammernd. Jack sprintete hinter ihm her, wobei sein Verstand Momentaufnahmen seiner Umgebung registrierte: ein großer, leerer Raum; ein Beistelltisch; zwei Stühle, drei Matratzen auf dem Fußboden, von denen die erste leer war, auf die zweite war ein kleiner Junge gefesselt, auf der dritten lag eine nackte Frau mit blutender Brust. Jack rannte schneller und holte Hollander kurz vor der Tür ein. Er duckte sich, als Hollander herumwirbelte und mit einem Fleischerbeil nach seinem Kopf zielte. Jack schnappte sich Hollanders Handgelenk mit seiner linken Hand und hieb ihm die rechte Faust mitten ins bleiche Gesicht. Das Beil entfiel Hollander und er ging in die Knie.
»Ich gebe auf«, sagte Hollander, hustete und spuckte Blut. »Es ist vorbei.«
»Nein«, sagte Jack und zerrte ihn auf die Füße. Die Dunkelheit wallte in ihm auf, wisperte auf ihn ein, übernahm die Kontrolle.
»Ist es nicht.«
Die großen blauen Augen blickten verwirrt drein. »Was? Was nicht?«
»Es ist nicht vorbei.«
Jack schlug ihm mit der Linken in den Magen und als Hollander sich zusammenkrümmte, versetzte er ihm einen rechten Haken, der ihn gegen die Tür warf.
Hollander würgte und stöhnte, als er wieder zu Boden sank.
»Das können Sie doch nicht tun«, jammerte er. »Ich habe mich ergeben.«
»Und das soll reichen? Sie haben tagelang mit den perversesten Tricks gearbeitet und kaum läuft es mal nicht mehr so, wie Sie sich das vorstellen, da soll schon Schluss sein? Feierabend? Game over? Das glaube ich nicht. Das glaube ich ganz und gar nicht.«
»Doch. Sie müssen mir meine Rechte vorlesen und mich verhaften.«
»Ach, so ist das. Sie halten mich für einen Polizisten.«
Hollander sah ihn verständnislos an. Er schürzte die Lippen und setzte zu einer Frage an, die erstarb, bevor er sie gestellt hatte.
»Bin ich aber nicht«, erklärte Jack. »Muuunir hat mich geschickt.«
Jack wartete ein paar Herzschläge, in denen Hollanders Blick dahin wanderte, wo Munirs nackte Frau und sein verstümmeltes Kind gefesselt auf den Matratzen lagen, und sah, wie die nackte Panik in seinen Augen hochstieg. Als sie angekommen war, als Jack sich sicher war, dass Hollander gerade einen kleinen Vorgeschmack von dem bekommen hatte, was Munir jetzt seit Tagen durchmachte, rammte Jack dem Drecksack die Handkante unter die Nase, sodass es seinen Kopf gegen den Türrahmen schmetterte. Er wollte es wieder und wieder tun, so lange, bis diese hirnlose Hülle nur noch aus unzusammenhängenden Knochensplittern bestand, aber er kämpfte gegen diesen Drang an und hielt sich zurück, als Hollanders Augen sich verdrehten und er ganz zu Boden sackte.
Zuerst kümmerte er sich um die Frau. Sie sah ihn aus angstgeweiteten Augen an.
»Es ist alles in Ordnung«, versicherte er ihr. »Munir ist unterwegs. Es ist vorbei.«
Sie schloss die Augen und begann, durch den Knebel hindurch zu schluchzen.
Wahrend Jack versuchte, die Knoten an ihren Handgelenken zu lösen, warf er auch einen Blick zu dem frischen Blut auf ihrer linken Brust. Die Brustwarze war noch nicht abgetrennt, aber ein kurzer Schnitt zog sich am äußeren Rand entlang. Ein blutiges Rasiermesser lag neben ihr auf der Matratze.
Hätte er nur ein paar Minuten später gegen die Fensterscheibe geklopft …
Sobald ihre Hände frei waren, setzte die Frau sich auf und riss sich den Knebel aus dem Mund. Tränen standen in ihren Augen, aber sie blieb stumm. Schluchzend machte sie sich an den Fesseln um ihre Knöchel zu schaffen. Jack hob das losgerissene Bettlaken vom Boden auf und legte es ihr um die Schultern.
»Dieser Verbrecher … dieses Monster«, sagte sie. »Er hat behauptet, wir seien meinem Mann egal, er würde nicht kooperieren und sich weigern, seinen Forderungen nachzukommen.«
Jack sah zu Hollanders bewusstloser Gestalt hin. Kannte der denn gar keine Grenzen?
»Er hat Sie belogen. Munir ist fast wahnsinnig geworden und hat alles gemacht, was dieses Arschloch von ihm verlangt hat.«
»Hat er sich wirklich den …«
»Nein. Aber das hätte er getan, wenn ich ihn nicht davon abgehalten hätte.«
»Wer sind Sie?«
»Niemand.«
Er ging zu dem Jungen. Dessen Augen waren trübe, die Haut fleckig, die Stirn heiß. Ein Bausch blutdurchtränkter Watte umgab seine linke Hand. Jack zog
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