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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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alldem steckte. Hätte er bloß vorher die Zeit gehabt, zu seiner Wohnung zu fahren. Vielleicht hätte er da die …
    Und dann sah er ihn. Ein hochgewachsener bärtiger Mann, der von Osten die 8. Straße entlangkam und sich zwischen den Pennern hindurchschlängelte. Er war in eine schmutzige Armeejacke gequetscht, die ihm ein paar Nummern zu klein war und die Manschetten von mindestens drei der vielen Hemden, die er darunter trug, sahen unten aus den Ärmeln hervor. Der Hals einer Flasche billigen Fusels ragte wie ein Periskop aus einer der zerschlissenen Taschen und die durchgescheuerten Knie der grünen Arbeitshose enthüllten fadenscheinige Jeans darunter. Durchdringende blaue Augen unter einer Navymütze musterten die Umgebung.
    Der Psychopath? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber eines war sicher. Dieser Kerl stromerte nicht haltlos herum – er hatte ein Ziel. Er steuerte direkt auf den Briefkasten zu. Als er dort ankam, blieb er stehen, blickte über seine Schulter dahin zurück, von woher er gekommen war, dann griff er sich die braune Papiertüte, die Munir dort abgelegt hatte. Er griff hinein, zog den mit Krepppapier umwickelten Inhalt heraus und begann, ihn auszupacken.
    Plötzlich schrie er entsetzt auf und warf den Finger auf die Straße. Der rollte in einem Bogen in den Müll am Bordstein. Der Mann blickte wieder über die Schulter und fing an, mit stolpernden Schritten in die andere Richtung wegzurennen, auf Jack zu und weg von Munir.
    »Scheiße!«, fluchte Jack vor sich hin und baute das Wort in sein Gespräch ein, konstruierte ein ganzes Satzgefüge daraus, während er die ganze Zeit so tat, als würde er die Vorgänge um den Briefkasten nicht bemerken.
    Irgendetwas Merkwürdiges passierte hier. Aber was? Hatte der Psychopath jemand anderen vorgeschickt? Jack war klar, dass der Mann schlau war, aber er hatte erwartet, dass der den Finger persönlich und aus der Nähe sehen wollte, um sich davon zu überzeugen, dass er auch echt war.
    Aber es konnte eben auch sein, dass der Penner wirklich der Psycho war und dass er vor ein paar Sekunden genau das getan hatte.
    Er war jetzt beinahe auf gleicher Höhe mit der Telefonzelle. Jack sah keine andere Möglichkeit, als ihm zu folgen. Er würde ihm einen gewissen Vorsprung lassen und dann …
    Er hörte schwere Schritte. Munir kam auf ihn zu – rannte auf ihn zu, raste mit gebleckten Zähnen und lodernden Augen über den Bürgersteig auf den Penner zu. Jack unterdrückte seinen ersten überraschten Impuls, sich zwischen die beiden zu werfen. Das würde auch nichts nützen. Munir war außer Kontrolle geraten und hatte sich zu sehr in Rage gebracht. Außerdem brachte es gar nichts, wenn er seinen Anteil an dieser Sache jetzt enthüllte.
    Munir ergriff den weit größeren Mann am Ellbogen und wirbelte ihn herum.
    »Wo sind sie?«, kreischte er. Sein Gesicht hatte hektische Flecken und winzige Speicheltropfen sammelten sich in seinen Mundwinkeln. »Los, sag es, du Schwein!«
    Schwein? Vielleicht war das für einen Moslem eine tödliche Beleidigung, aber in dieser Gegend war man Härteres gewohnt.
    Der Penner wich zurück und versuchte, Munir abzuschütteln. Sein offener Mund entblößte lückenhafte Reihen verfaulter Zähne.
    »Hey, Mann …!«
    »Sag es, oder ich bring dich um!«, brüllte Munir, ergriff den Mann an den Oberarmen und schüttelte ihn.
    »Lass mich in Ruhe, Mann«, sagte der Kerl, als sein Kopf hin und her flog wie bei jemandem, dem man gerade von hinten in den Wagen gefahren ist. Wenn Munir so weitermachte, hatte der in Kürze bestimmt ein Schleudertrauma. »Ich weiß gar nicht, wovon du redest!«
    »Doch, das tun Sie! Sie sind direkt auf das Paket losgegangen. Sie haben den Finger gesehen – jetzt sagen Sie mir auch, wo sie sind!«
    »Hey, hör zu, Mann: Ich hab keine Ahnung, was du da sagst. Da is ‘n Typ auf der Straße auf mich zugekommen und hat mir gesagt, ich soll mal checken, was in der Tüte auf dem Briefkasten ist. Er hat mir dafür ‘n Fünfer gegeben und gesagt, ich soll hochhalten, was ich drin finde.«
    »Wer war das?«, fragte Munir, ließ den Mann los und drehte sich um, um die 8. Straße zu überblicken. »Wo ist er?«
    »Keine Ahnung.«
    Munir griff sich den Kerl erneut, diesmal am Kragen seiner Militärjacke.
    »Wie hat er ausgesehen?«
    »Weiß ich nich’. Nur so’n Kerl. Was willst du überhaupt von mir, Mann? Ich hab nichts getan. Und ich will auch nichts mit abgeschnittenen Fingern zu tun haben. Und jetzt lass mich

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