Hanibal
– sehr gut, viele verschiedene Formen davon. Er ist zweifellos ein weitgereister hellenischer Kaufmann.«
Naravas nickte. Seine Blicke suchten nach irgendetwas in Antigonos’ Gesicht. Er betrachtete die Waffen, zog sie halb aus der Scheide. Plötzlich lachte er.
»Es ist gut, Kleomenes; laß uns allein. – Ein ägyptischer Dolch, ein punisches Schwert. Mehrere Sorten Hellenisch, gutes Numidisch, Punisch wie aus der Hafengegend von Qart Hadasht. Wenn mir nicht eben eingefallen wäre, wo ich dich gesehen habe, wäre ich wirklich ratlos.«
Antigonos stockte der Atem. Er fühlte bereits die Klinge an der Kehle. »Wo hast du mich gesehen, Fürst der Reiter – oder glaubst, mich gesehen zuhaben?«
Naravas legte die Warfen beiseite, außer Reichweite für Antigonos. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Du bist Antigonos, Sohn des Aristeides, Herr der Sandbank und Freund von Hamilkar und Hasdrubal.«
Antigonos musterte das Gesicht des jungen Fürsten; er mußte ihn gesehen haben, aber er konnte diese Züge nicht einordnen.
»Wo, Fürst Naravas, hast du mich gesehen – da es offenbar zwecklos ist, will ich nicht leugnen, daß ich Antigonos bin, aber laß mich wenigstens nicht mit ungestillter Neugier sterben.«
Der Numider lächelte beinahe traurig. »Im Garten, im Park von Hamilkars Haus.«
Antigonos nickte, zögerte, räusperte sich. »Und du, o Naravas, der Hannibal das Reiten und Schießen mit dem Bogen lehrte, den Hamilkars Tochter Salambua liebt – du willst Qart Hadasht vernichten, Hannibal die Gedärme herausreißen und hören, wie Salambua schreit, wenn sie von Barbaren geschändet und ermordet wird?«
Der Numider fuhr auf; seine Hand krampfte sich um den Griff des Dolchs in seinem Gürtel. »Hüte deine Zunge – Metöke!«
Antigonos war ganz kühl; der Händler sah das Geschäft, die Möglichkeit des Feilschens. »Und du, Numider, hüte dein Schwert. Hast du nicht Salz gegessen in Hamilkars Haus?«
Naravas schwieg. Die Hände fingerten aneinander, am Dolch, an den Fransen der Sitzecke. Die Augen durchsuchten das Feuer.
»Und meinst du denn«, sagte Antigonos leise und scharf , »daß ein paar wahnsinnige Söldner, mit oder ohne Hilfe von dir, die gewaltigste Mauer erstürmen können, die es irgendwo unter dem Himmel gibt? Eine Mauer, die nicht einmal Agathokles und Regulus auch nur anzurühren wagten? Meinst du denn, Fürst von ein paar Reitern, daß Qart Hadasht wehrlos ist? Willst du deine Knochen und die deiner Männer als wirren Haufen in der Ebene von Tynes liegen lassen, nachdem ein geschickter punischer Henker dir bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen hat, Stückchen um Stückchen?«
Naravas sah auf; sein Blick war nachdenklich. Er verbohrte sich in Antigonos’ Augen. »Qart Hadasht hat kaum Waffen und keine Männer. Die Warfen sind von den Belagerern erbeutet worden, fast alle Männer aus der großen Mauer stehen jetzt gegen die Punier. Hannos Fehler.«
Antigonos hob eine Braue, ohne die Augen des Numiders loszulassen. »Du bist in Qart Hadasht gewesen – lange, wie ich deiner Stimme anhöre. Du hast die Stadt gesehen. Was glaubst du, wie viele Waffen die guten punischen Waffenschmiede angefertigt haben, seit Hanno seine Fehler machte? Die Vorräte an Eisen, Kupfer und Zinn sind gewaltig. Glaubst du denn, wenn es um alles geht, werden nicht hunderttausend Punierinnen die Haare opfern, um Bogen zu bespannen? Meinst du, ein Haus von Qart Hadasht behält einen Eisentopf zurück oder einen Kupferring, solange Schwerter und Pfeilspitzen geschmiedet werden müssen? Und, o armer Naravas, bildest du dir ein, daß unter den Sechshunderttausend Menschen, die hinter den Mauern leben, nicht wenigstens fünfzigtausend Männer sind, die lieber kämpfen als im Bett erstochen werden wollen?«
Naravas senkte den Blick. Antigonos war überzeugt davon, daß sich in Qart Hadasht, dem satten reichen Qart Hadasht, keine fünftausend brauchbare Kämpfer finden würden, aber er setzte nach.
»Und selbst wenn es gelänge, die Mauer zu erstürmen und die Kämpfer zu besiegen – wie viele von euch wären dann noch übrig, um fünfzigtausend Häuser zu nehmen, eines nach dem anderen, verteidigt von Frauen, Kindern und den übrigen Männern, die ohnehin sterben müssen und noch ein paar Feinde mitnehmen werden?«
Naravas seufzte und fuhr sich mit der Hand über die Augen.
»Sie haben keine Führer. Und können Punier wirklich kämpfen?«
»Haben sie euch nicht seit Jahrhunderten immer wieder
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