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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Unterseite der Füße und ließ Ziegen lange daran lecken; danach zog man ihm die Haut von den Sohlen. Die erste Nacht verbrachte er gefesselt auf Nägeln und Glasscherben. Am zweiten Tag durchtrennte der Henker ihm mit einer stumpfen Säge die Sehnen der Kniekehlen und schnitt mit einem Holzmesser Streifen aus der Kopfhaut, von den Schulterblättern, vom Bauch und der Innenseite der Oberschenkel. In die Wunden goß er Essig; dann legte er den Libyer in die pralle Sonne. Abends wurde Matho kastriert; man hielt ihm die Nase zu, bis er den Mund aufsperrte, und stopfte ihm das Abgeschnittene hinein. Große Stücke der Gesäßhaut wurden entfernt. Die zweite Nacht saß er, an einen Pfahl gefesselt, auf Sand und Salz. Am dritten Tag schälten sie sein Glied und die Lippen; mit einem kleinen Hammer und einem scharfen Meißel öffnete der oberste Henker ihm die Backen und Schneidezähne und füllte ihm den Mund abwechselnd mit kaltem und heißem Wasser. Sie trieben Nägel durch die empfindlichsten Stellen der Handgelenke, ohne die Adern zu verletzen, rissen ihm in berechneten Abständen die Nägel von Zehen und Fingern, zogen breite Streifen Haut von seinem Bauch, streuten Körner darüber, ließen sie von Hühner aufpicken, zerschlitzten seine Brustwarzen und schnitten Fransen aus seiner Zunge. Bei Sonnenuntergang und in Anwesenheit von Hanno dem Großen öffnete der Henker die Bauchdecke des Libyers, der längst nur noch kreischendes Fleisch war, zündete die Splitter an, durchtrennte einen Darm, trieb die schartige Spitze eines Holzpflocks hinein und wickelte auf.
    Matho starb vor Mitternacht. Die römische Gesandtschaft beobachtete alles. Antigonos blieb in der Bank, abends im Haus am Tynes-Tor, konnte aber nicht verhindern, daß immer wieder bruchstückhafte Schilderungen ihn erreichten.
    Am Morgen nach Mathos Tod brach etwas über Qart Hadasht herein, was der Hellene bei all seinem Unglauben als Rache der Götter bezeichnete. Nach dreitägigem Abwarten goß die römische Gesandtschaft das Füllhorn von Roms Freundschaft und Vertragstreue über den Rat und die Agora.
    »Sardonien und Kyrnos«, sagte der Leiter der Abgesandten des Senats, »sind ohne Herren. Zweimal in den vergangenen Jahren haben abgefallene Söldner Karthagos dem Senat die beiden Inseln angeboten zweimal hat der Senat abgelehnt. Rom nimmt keine Geschenke von Treulosen. Die Inseln sind aber näher an Italien als an Libyen, und eine Fortdauer oder Neuerrichtung karthagischer Herrschaft wäre eine unerträgliche Bedrohung. Senat und Volk von Rom haben daher beschlossen, die Inseln zu besetzen und nach geziemender Befriedung und Übergangszeit zu Provinzen zu machen. Die im Hafen von Karthago liegende Flotte, die zur Rückeroberung der Inseln bereitgestellten Söldner sind daher eine direkte Bedrohung Roms und somit ein Bruch des Vertrages über Frieden und Freundschaft. Senat und Volk von Rom verkünden daher: Sardinien und Corsica gehören Rom; Karthago verzichtet für immer auf alle Versuche, die Inseln wieder zu besetzen oder neu zu erobern oder von Rom zu trennen; für den Bruch des Vertrags, die scheinbar gegen die Inseln, tatsächlich gegen Rom gerichtete Rüstung und die punische Treulosigkeit entrichtet Karthago eine Strafsumme von eintausendzweihundert Talenten Silber und gelobt Frieden. – Dies, oder Krieg.«
    Keine dreieinhalb Jahre nach der sizilischen Niederlage und am Ende des erbarmungslosen Kriegs gegen die Söldner und die Libyer war Qart Hadasht vollkommen außerstande, sich auf einen neuen Waffengang mit dem übermächtigen Rom einzulassen. Die Ratssitzung auf der Agora und die römische Drohung waren öffentlich. Die abenteuerliche Wortverdreherei der römischen Gesandtschaft, mit der eigene Vertragstreue, punischer Vertragsbruch und römische Rechtfertigung belegt werden sollten, überzeugte niemanden, aber Qart Hadasht mußte sich der Gewalt beugen.
     
    Einige Hundertschaften iberischer und illyrischer Fußkampfer verhinderten Übergriffe gegen die Römer.
    Fassungslosigkeit und Erbitterung beherrschten Rat und Stadt. Jemand – oder mehrere; wer weiß, wie Gerüchte und Witze entstehen – brachte eine Bemerkung in Umlauf:
    »Wenn ein guter Freund mit deiner Frau schläft, deine Kinder erdolcht, dein Geld stiehlt und dir mit dem Schwert die Schulter tätschelt – das ist römische Freundschaft.«
    Die Barkiden bemühten sich, aus der schlimmen Lage für sich und die Stadt herauszuholen, was nur möglich war. Zwei Tage nach der

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